Boston Tiegel

  • Hallo in die Runde, ich müsste die Walzen meines A4-Boston Tiegels neu beziehen lassen. Kann jemand sagen, wie groß der Walzendurchmesser sein muss. Die alten Walzen sind ja schon sehr abgenutzt und bieten keine Reverenz mehr. Vielen Dank für die Hille!

  • Hallo,


    bei den meistern Handtiegeln entspricht der Walzendurchmesser dem der Walzenlager. Ausnahmen gibt es zwar, diese sind aber relativ selten. Wenn ich Walzen zum Beziehen verschicke, sende ich immer auch ein Walzenlager mit, somit kann die Firma den Durchmesser genau abmessen.


    Beste Grüße, Print Peet

  • Richtig,ein festes Maß für den Walzendurchmesser gibt es nicht.In vielen Fällen bestimmen die Führungsräder den Durchmesser. Um welche Maschine handelt es sich? Typenbezeichnung oder Foto sind da hilfreich,ist die Maschine schon mit verstellbaren Laufschienen ausgerüstet?

  • Hallo Print Peet, hallo Boston Presse, vielen Dank für Eure Hilfe. Ich füge mal 2 Bilder an. Das eine Zeigt, dass die Walzen ca 1-2 mm breiter sind als die Führungsrollen. Komisch, da ich auch davon ausgegangen wäre Walzendurchmesses = Durchmesser der Führungsrollen. Einen Farbkasten bzw. Farbwerk hat der Tiegel nicht.


  • Danke für die Bilder.Es handelt sich wohl um eine Maschiene die nicht mit der Deutschen genormten Schrifthöhe 23,56mm arbeitet.Wenn die seitlichen Laufschienen nicht in der Höhe verstellbar sind, kann durch verändern des Walzendurchmessers eine Anpassung erfolgen.Die genannten 2mm sind kein Problem.Darüber hinaus sollte der richtige Abstand durch aufkleben von geeignetem Material auf die Laufschinen angepasst werden. Auf welche Schrifthöhe ist die Maschine denn jetzt eingestellt?
    Es ist richtig,der Tiegel hat keinen Farbkasten,aber ein Farbwerk:Bestehend aus den Auftragswalzen und den Farbteller.

  • Hallo,


    die Walzen müssen ca. einen Millimeter dicker sein als das Walzenlager, da die Schrifttypen ja exakt die Höhe der Schmitzleisten haben (genormte Schrifthöhe). Die Walze muss sich aber beim Einfärben der Schrifttypen und Klischees noch leicht eindrücken. Man muss außerdem auch einplanen, dass Walzen bei Alterung leicht schrumpfen. Wenn man mit einer sogenannten "Schrifthöhe" (Messhilfsmittel für die Justierung von Druckwalzen in Buchdruckmaschinen) die Walzenhöhe misst, muss darauf ein Farbstreifen von ca. 6 bis 8 pt. (ca. 3 mm) entstehen. Also: Die Walzen 1 mm dicker als das Walzenlager!

  • Also da muß ich wiedersprechen.Bei den historischen Maschinen ohne Einstellmöglichkeit der Führungsschienen (es sind keine Schmitzleisten!) bestimmt normalerweise die Schrifthöhe für die diese Maschine gebaut ist, auch die Höhe dieser Schienen. Eine Normung der Schrifthöhe gab es erst ab 1907,aber bis Ende des 2.Weltkrieges wurde immer noch mit unterschiedlichen,sogenannten Hausschrifthöhen auf den vorhandenen Maschinen gearbeitet.
    Ein weiterer Punkt ist,daß heute wieder mit den "alten" Tiegeln gearbeitet werden soll, die Dank Internet nicht unbedingt aus Deutschland stammen und deshalb nicht eimal die deutsche (genormte) Schrifthöhe unterstützen.
    Es ist richtig,daß der Farbstrich auf der Prüflehre 2-3 mm (6-8 punkt, nicht pt.= point) betragen soll.Dieses ist jedoch nur ein Richtwert.Abhänig ist die Einstellung auch von dem Zustand und der Härte der Farbwalzen und der verwendeten Druckform.
    Für alle Tiegel mit justierbaren Führungsschienen: Die Farbwalzen haben den gleichen Durchmesser wie die Laufräder.Der Farbstrich auf der Lehre wird nur durch die veränderbare Höhe der Laufschienen bestimmt.


    Gott grüß die Kunst

  • Soweit die Theorie...
    Übrigens streite ich nicht um des Streitens Willen sondern habe große Achtung vor Berufserfahrung. Doch ich habe hier das Corpus Delicti vor mir auf dem Tisch: zwei neue Walzen vom Hohner-Tiegel und zwei alte Walzen zum Vergleich. Die Laufrollen haben im konkreten Fall einen Durchmesser von 32 mm, die Walzen wurden vor 2 Jahren von der Fa. Sauer bezogen mit 33 mm und haben heute noch (trotz weniger Benutzung - ich stanze und präge meistens) 32,4 mm durch ganz normale Schrumpfung. Zum Vergleich: Die alten Walzen sind ca. 40/50 Jahre alt und haben heute nur noch einen Durchmesser von 29,4 mm (waren auch längst nicht mehr benutzbar)! Das ist der normale Gang der Dinge! Was die Führungsschienen (danke für den Hinweis: Schmitzleisten heißen sie nur, wenn die Schmitzringe des Druckzylinders drauf laufen) betrifft: Beim Hohner-Tiegel sind sie höhenjustierbar in Langlöchern. Man stellt sie heutzutage exakt auf die (deutsche) Schrifthöhe ein. Nur so ist eine synchrone Abrollung der Walzenoberfläche auf den Schrifttypen gewährleistet. Und da kommt der geringfügige Überstand der Walzenoberfläche über den Laufrollen ist Spiel: Durch unterschiedliche Abnutzung von Klischees und Schrifttypen würden geringfügig zu flache Druckelemente sonst nicht sicher eingefärbt werden. Diese Differenzen werden ja für ein gleichmäßiges Druckbild im Aufzug des Gegendruckes (hier der Tiegel) zugerichtet. Eine "Kraftzurichtung" unter den Klischees erfolgt ja nur im Extremfall, z.B. bei sogenannten Galvanos zwischen Unterbau und Klischee. So müssen also die Druckwalzen beim Einfärben geringe Höhenunterschiede der Druckform selbst ausgleichen. Soviel zur Praxis - Klugscheißermodus Ende (hoffentlich beiderseitig).
    PS: Für eine saubere Einfärbung bestreicht man die Führungsschienen von Zeit zu Zeit mit etwas Schultafelkreide, dann rutschen die Führungsrollen nicht.


    Gruß, Mario (Drucktechniker – Buchdruck und Offset)

  • Das ist keine Therorie und auch kein Klugscheißer-Modu,sonder sollte eine sachliche,fachliche Dikusion sein.
    Die Hohner Maschinen kenne ich gut und nutze die HOBO 4 für Schulungen.Es ist richtig,dieser Tiegel arbeitet mit Laufrollen 32mm Durchmesser. Die dazugehöhrenden Farbwalzen haben aber ebenfalls 32 mm Durchmesser, da ist wohl bei Sauer etwas schief gelaufen oder falsches Maß bestellt. Auch die Fa. Hohner gibt das Maß mit 32mm an. Die Laufschienen werden nicht auf Schrifthöhe eingestellt,sondern die Walzen werden mit der Lehre passend gestellt. Durch den sichtbaren Farbstrich wird sichergestellt,daß die schrifthohe Form auch eigefärbt wird.(ist Stoff von 1. Lehrjahr) Das ist auch heutzutage nicht anders. Bei Pressen mit festen Laufschinen sieht das jedoch anders aus.Siehe mein Bericht weiter oben.Die synchrone Abrollung ist nur bei gleichem Durchmesser von Laufrädern und Walzen erreicht. Das ist nun mal Tatsache.
    Sehr schön sind die Ausfürungen über das Zurichten,da sie nicht zu diesem Thema gehöhren,möchte ich mich lieber nicht dazu äußern.

  • Bleibt noch die Frage der Schrumpfung der Walzen. Meine Sauer-Walzen sind nach reichlich 2 Jahren um mehr als einen halben Millimeter geschrumpft. Die alten Walzen sind noch viel extremer eingegangen. Das ist für mich ein entscheidende Kriterium, weil ich etwas länger als 3, 4 Jahre was von den Walzen haben will (auch wenn es nicht exakt nach Lehrbuch ist). Daher halte ich es schon für einen praxistauglichen Tipp, die Walzen nicht von vornherein auf exaktes Maß zu bestellen – ich bin jedenfalls sehr gut damit gefahren und habe länger etwas davon.
    Die Walzenöhe stelle ich ebenfalls nach Lehre und Farbstrich an den justierbaren Laufschienen ein. Es ist ja beim Tiegel die einzige Möglichkeit, die exakte Einfärbung der Form zu gewährleisten. Bei idealem Walzendurchmesser (32mm plus Maß der Eindrückung) müssten dann die Laufschienen wenigstens theoretisch genau auf Schrifthöhe stehen.

  • Bleibt noch die Frage der Schrumpfung der Walzen. Meine Sauer-Walzen sind nach reichlich 2 Jahren um mehr als einen halben Millimeter geschrumpft. Die alten Walzen sind noch viel extremer eingegangen. Das ist für mich ein entscheidende Kriterium, weil ich etwas länger als 3, 4 Jahre was von den Walzen haben will (auch wenn es nicht exakt nach Lehrbuch ist). Daher halte ich es schon für einen praxistauglichen Tipp, die Walzen nicht von vornherein auf exaktes Maß zu bestellen – ich bin jedenfalls sehr gut damit gefahren und habe länger etwas davon.

    Dann könnte ich ja auch in der Offsetmaschine gleich 5mm stärkere Walzen einsetzen, damit die auch nach 10 Jahren noch das Sollmaß haben.
    Kann ja nicht richtig sein, und so funktionieren. Es muss die richtige Abrollung stimmen.

  • Ja,Jocero dekt auch in die richtige Richtung. Danke,so stehe ich mit meiner Meinung nicht alleine da. Walzendurchmesser,Schrumpfung und Schrifthöhe beeinflussen sich gegenseitig.Ein größerer Walzendurchmesser als die Führungsräder bringt auf einer Maschine mit einstellbaren Führungen absolut nichts, da sich der größere Durchmesser und die Höheneinstellung gegenseitg aufheben. Bei Tiegelpressen sollten,bedingt durch die Bauart mit den Laufschienen,die Auftragswalzen immer gleichzeitig geferigt und gewechselt werden. Durchmesse-Prüfung der Führungsräder nicht vergessen! Die Schrumpfung oder auch ein Quellen der Walzen ist stark von der Gummimischung und vom verwendeten Waschmittel abhängig. Ein Guter Tipp:Die Walzeneinstellung mindestens alle 2-3 Monate prüfen und gegebenen Falles nachstellen. Walzen sind nun einmal ein Verschleißteil.
    Anders ist es hingegen bei noch älteren Maschinen mit festen Laufschinen. Auch hier ist eine Justage möglich, indem auf die Laufschinen z.B.ein Lederband aufgespannt wird,um auf Deutsche Schrifthöhe zu kommen.Eine Feinabstimmung erfolgt dann druch ein Klebeand mit dem der Durchmesser der Führungsrollen geringfügig erhöht wird.Diese Veränderung hat,wie ich selbst festgestellt habe,keinen Einfluß auf die Druckqalität. Eine Maschine mit zu hohen festen Laufschinen,wie sie in z.B.Holland üblich sind, kann mit einem entsrechendem Blech hinter der Form ausgeglichen werden.
    Alte Maschinen und neue Technik bringen oft Probleme mit den Walzen und mit der Einfärbung der Form. Als die Maschinen gebaut wurden sollte von Bleisatz gedruckt werden,der Unterschied in der Reliefhöhe beträgt ca. 2,6mm. Moderne Fotopolymerplatten haben jedoch nur eine Relieftiefe von ca.0,64 bzw. 1.4mm. Da ist es sehr wichtig wie die Walzen beschaffen und eingestellt sind.
    Drucken,ich meine hier Buchdruck,ist die Summe mehrerer Komponenten die genau auf einander abgestimmt weden müssen, Walzen und Farbe haben einen großen Anteil daran.

  • Hallo Zusammen,

    ich hätte auch eine Frage zu den Walzen. Ich bin ganz neu hier und habe gerade eine alte Boston Tiegel erstanden der Gebr. Heidsieck von der Kamenzer Maschienenfabrik aus Sachesen.

    Die Gummirollen waren nicht mehr d bei da sie sich schon aufgelöst hatten.

    Bei wem kann ich denn die Farbwalzen bekommen? Könnt ihr mir hier jemanden empfehlen?

    Vielen Dank für die Hilfe

  • Hallo,

    ich habe bis vor einem Jahr einen HOHNER Boston Tiegel besessen und auch restauriert. Der Tiegel ist baugleich mit dem von HEIDSIECK. Die Walzen Habe ich bei der Firma Westland in Melle nach meinen Angaben machen lassen, die auch die Walzen für meine Offset-Maschinen gemacht haben. Wichtig ist,daß die Walzenspindeln noch brauchbar sind. Andere Firmen, mit denen ich auch schon zusammem gearbeitet habe, sind Böttcher und Sauer.