Drucken eine Kunst ?

  • Tach auch,


    so lange die das alles bezahlen, würd ich auch nackt an der Maschine stehen.


    Aber im Ernst, ich kann euch verstehen. Wir hatten mal einen Kunden (ist auch Verlag mit eigenständiger Druckerei), die wollten bei uns den Umschlag für ihr Buch drucken lassen.


    Wir hatten vorgeschrieben bekommen: Maschine, Papier, Gummitücher, Farbe, Wischwasserzusatz.


    Den Auftrag hatten wir drei Mal drucken müssen, weil immer irgendwas war, das wohl bei der Farbabnahme nicht da war. Beim dritten Mal hab ich die Ziehbogen alle kennzeichnen lassen und bei der Reklamation vorgelegt. Schon da gabs dann lange Gesichter. Dann gibts ja auch noch die Möglichkeit, dass sich die Gf´s beim Golfen darüber unterhalten. Da hat dann unser Chef auch nicht mehr mitgespielt.


    Ende vom Lied: Die hattens dann noch bei anderen Druckereien probiert und druckens heute selber. Mehr schlecht als recht...

  • Naja, wenn ich nackt an der Maschine stehen würde...ich denke die Kunden würden niemals wieder kommen...denn ihr Geld wäre schlecht angelegt :D


    Bei uns werden jetzt die gezogenen Bg. beim Fortdruck mit Name und Zählerstand markiert und kommen dann ab in eine Papprolle. Haben da so ein Regal, das reicht für ein Vierteljahr Aufbewahrung. Wir konnten dadurch auch schon sehr viele Reklamationen entkräften. Lustig ist auch, wenn du mal einen Nachdruck wieder reinbekommst...es stand in keinster Weise auf der Tasche warum/wieso. Bis man das den Sachbearbeitern klarmachen konnte.


    Und sobald aus der Vorstufe/Innendienst ein Reklamationsgrund vorliegt...ist das Ding eh vom Tisch. Aber unsereins wird dann schon mal irgendwohin zitiert und hat Erklärungsarbeit zu leisten. DAS ist das traurige an der ganzen Sache!

  • Manchmal is des echt der Hammer, was die vorgelagerten Prozesse so abliefern. Wenn ich alles immer
    strikt nach Tasche gedruckt hätte (so nach dem Motto "Oh, nach Seite 1 kommt Seite 8...egal, soll ja
    so gefalzt werden)...dann wär sogut wie jede Firma, wo ich bisher war, schon längst Pleite.
    Aus eigener Erfahrung behaupte ich mal, daß so jede 3.-4. Tasche nen eingebauten Fehler hat.
    Das is mittlerweile schon so normal geworden, daß man die Fehler sieht, korregiert und einfach weiter
    macht, als sei alles ok.
    Z.B. find ich Zuschuß einfach als Prozentsatz der Gesamtauflage zu kalkulieren zu einfach. Wenn ich
    20000 4/4 16S. mit 2000 Einrichten soll (an der Rolle) wir des nix oder wenn sie Tiefdruck-Papier,
    was halt net geleimt is für Offset nehmen und ich mich wunder, daß ich betonfesten Aufbau wie Hölle hab.


    Naja, viele solcher Dinger kommen einfach daher, weil entweder zuwenig miteinander geredet wird, oder
    weil einige Beratungsresistent sind :)

  • Moin moin,


    jo, das mit den Taschen kenn ich auch.


    Ich hatte mal n´Betrieb, da hats mich nicht gewundert, wenn überhaupt noch ne Tasche kam. Da kam manchmal ein Fresszettel mit 8 Platten. Das wars.


    Oder wenn 48S. DIN A4 Porspekt 7/7 fbg. mit Lack und blabla aber nur 200 Bg. zum Einrichten (Kalkulationsprogramm). Ich denke, manchmal lassen die Vertriebsinnendienstler ihr Gehirn morgens zu hause oder es steht TILT auf der Brille..

  • Ich hatte gestern auch wieder so einen Fall. Ich habe ein Poster in Hybrid in der Maschine. Da ich ja hierbei Matt/Glanzeffekte in einem Drg. erstelle, brauche ich ja ein Plott von der Lackplatte (für die matten Stellen). Auf dem Proof stand noch groß vom Kunden: "Bitte beachten Sie beilliegenden Lackausdruck!". Doppelt unterstrichen. Auf der Tasche in der Rubrik Vorstufe steht: "Lackproof erstellen". Ich hatte natürlich keines der Dinger in den Unterlagen. Da ja so ne Hybridgeschichte etwas aufwändiger ist, ich also nicht einfach einen Auftrag vorziehen kann....suchen, bzw. nachfragen. Der Leiter CtP dann: "Keine Ahnung, müsste aber stimmen. Und überhaupt wieso haste kein Plott. Wenn es auf der Tasche steht, wurde es doch gemacht" Auf meine Frage, warum es den dann nicht in meinen Unterlagen ist....süffisantes Lächeln... DU bist wirklich immer der, der in der Grube steht...echt!


    War übrigens ein Plakat von Joop....warten wir mal ab!

  • Ahjo - Andrucke bzw. Proofs suchen is immer wieder ne nette Nebenbeschäftigung eines jeden Druckers :D


    An der 48S. Lithoman war des mit den Aufträgen immer russisches Roulette. Nicht wegen der Maschine, sondern,
    weil wir ansonsten nur 2 16S. Maschinen hatten und somit dieses Format für alle neu war. Ging meist damit los,
    daß mich mein Rolleur schonmal vorwarnte, daß net genug Papier da is, er aber ähnliches als Ersatz gefunden hat,
    falls wir die Auflage noch auffüllen müssen.
    Dann sagt mir mein 2. Drucker, daß die Proofs fehlen und er erstmal zum suchen in die Kopie muß. Während ich
    derweil schon das fünfte mal die automatische Falzumstellung starte, weils die vier male vorher immer abgebrochen
    hat, kommt mein Absetzer um die Ecke und meint, daß wir zwar über zwei Auslagen fahren, aber nur ein Kreuzleger
    funktioniert und der zweite schon seit ner Woche defekt ist.
    Im Idealfall passiert das alles in der Frühschicht und der Abt.-Leiter steht mit dem Kunden zur Farbabnahme schon
    am Pult und der Chef sagt dir im vorbeigehen, daß du endlich mal in die Hufe kommen sollst.


    So sieht eigentlich der normale Wahnsinn in unserem Beruf aus. Bei uns normal, aber ich stell mir grad vor, ich wär
    Chirurg...und dann lauf ich erstmal durchs Krankenhaus, um mir mein Werkzeug einzusammeln, daß Betäubungsmittel
    is leer und die Sauerstofflasche des Beatmungsgerätes auch fast....egal...wir machen ne OP am offenen Herzen *gg*

  • Moin moin,


    @ Silent74: Echt gut, der Vergleich, fehlt hat blos noch das Herz zum transplantieren. Und weil halt keiner da is, nimmst das eigene.


    So gings mir früher auch immer. Ich stand immer zwischen drin, von jedem verbale Schläge bekommen: Chefetage weil zu wenig durchsatz, Mitarbeiter weil zu wenig Lohn usw. Dann haste noch Schnarchnasen in der DTP, die sich wegen jedem Furz erstmal organisieren mußten.


    Die Kunst dabei ist es, nicht jeden Tag sich aufzuregen (hat meist nicht geklappt), es allen recht zu machen (hat meistens geklappt) und alles am laufen zu halten (hat immer geklappt, hatte ja nach 4 Jahren 4500 Überstunden). Trotzdem hab ich zum Schluß nen Arschtritt gekriegt, weil ich das gemacht hab, was der Chef wollte.


    Da versteh einer die Welt...

  • Ich glaub auch dass der Drucker ein Handwerksberuf ist. Richtige Künstler wie damals die Lithografen oder Federzeichner sind out.
    Heute ist der Grafiker der Künstler.
    Doch ohne dem Farbgefühl des Druckers? Wer stellt die Maschine ein auf das ideale Farbniveau?
    Jedenfall mag ich es nicht wenn Branchenfremde Personen auf den Maschinen herumfuchteln.

    Wenn wir immer das Gleiche tun, erhalten wir immer dasselbe Ergebnis. :)

  • N´Abend zusammen,


    wir sind wieder beim Ursprung. Das Farbgefühl des Druckers blöeibt ein Gefühl, wenn er z.B. nach DIN/ISO drucken muß. Da ist alles hinterlegt und genau vorgeschrieben. Wenn Du die Tonwerte nicht einhältst, die vrogeschrieben sind, kanns teuer werden. Auch wenn Dir dann das Druckbild weniger gefällt, weil z.B. Hauttöne nicht so sind, wie Du es empfindest.



    Die Handwerlskunst beim Drucken ist es nach meiner Meinung, mit den Problemen heutzutage fertig zu werden, die Dir in der Produktion begegnen. Wenn Du das Forum genau durchliest, wird Dir auffallen, dass fast alle drucken müssen, drucken, drucken und nochmals drucken. Das ist dann kein Handwerk mehr.


    Wenn aber die Maschine irgendwas macht, was sie nicht soll, oder Du Probleme mit Papierlauf, Farbabwicklung oder ähnliches bekommst, dann geht das ins Handwerk. Denn nur wer das gelernt hat und weiter lernt, wird zumguten Handwerksdrucker. :thumbup: