Frage 8, Gesundheit und Umwelt: Tablettauflagen

  • Zu eurer Unterhaltung und gegebenenfalls zur Diskussion stelle ich hier hin und wieder einfache Fachfragen. Wer Lust hat, kann sich nach der eigenen Beantwortung meine Lösung anschauen. Wenn jemand erweitern, korrigieren oder widersprechen will - jederzeit gerne.

    Frage: Für Fastfood - Ketten werden große Mengen von Tablettauflagen im Heatset auf ungestrichenes Papier gedruckt. Ist das so in Ordnung?

    meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Nein, das ist definitiv ein Verstoß gegen die Regeln X( , die für Druckobjekte gelten, wenn sie in direktem Kontakt zu Lebensmitteln verwendet werden. Aber wo kein Kläger, da kein Richter, eine alte Weisheit :/ .

    Bestimmungsgemäßer Gebrauch für solche Tablettauflagen ist, dass sich ein paar Kinder mit ihrem Tablett an einen Tisch setzen, die heißen, öligen Fritten auf das Tablett schütten und dann gemeinsam davon essen. Hierbei kommt das Frittenöl mit Heatsetdrucken in Kontakt, die nicht einmal oxidativ verfilmt sind, sondern nur im Trockenkanal ihr Mineralöl weitgehend abgegeben haben. Selbstverständlich lösen sich die Drucke problemlos mit solchem Öl wieder an.

    Solange den Kunden kein Schaden passiert, bleibt die Sache scheinbar harmlos. Nur wenn einmal eine Reihe von Verbrauchern Unwohlsein oder andere Symptome äußern, haben die Fastfood - Ketten es beim heutigen Produkthaftrecht schwer, eine Unschuld zu beweisen. Wenn nämlich ein Profi einem Laien etwas verkauft, hat er die Beweislast. In diesem Fall muss nicht etwa der Geschädigte nachweisen, dass der Lieferant den Schaden verursacht hat.

    Unbedrucktes Papier wäre hier völlig harmlos, hätte nur nicht die Werbewirkung :(

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Einmal editiert, zuletzt von inkman (21. November 2015 um 21:06)

  • Kleine Anekdote:
    Hatte mich einst in einer Druckerei in Österreich beworben die diese Unterlagen drucken. Der Kunde wollte das man die Produktion videoüberwacht und der Drucker bekam extra Geld dafür, weil Überwachung eigentlich gegen geltendes Gesetz verstoßen hätte .

  • Die Beweislast hat immer der Kläger.

    Ich bin zwar nicht vom Fach (Rotationsdruck), aber ich habe gelernt ungestrichene Papiere werden im Coldset gedruckt.

    Davon abgesehen, weder im Coldset oder Heatset findet eine oxitative Trocknung statt. Die Farben trocknen durch wegschlagen, verdunsten bzw. verdampfen.

    Ich hab mal in der Fachliteratur gestöbert. :thumbup:

    Wie genau McD & Co. ihre Tablettpropaganda druckt; keine Ahnung.

    Aber Heatset würde schon Sinn machen, da die bedruckte Papierbahn auf über 200° erhitz wird, wodurch alle Lösemittel der Farbe verdampfen. Anschließend wird die Papierbahn schlagartig runtergekühlt, wodurch das Harz vollständig aushärtet. Wenn dann noch ne Silikonschicht drauf kommt, halt ich es für unbedenklich. Ein bissl heißes Fett kann Silikon nichts anhaben.

    Immer wieder gute Denkanstöße. Thx Inkman

  • Für Heatsetfarben wird immer ein Trockner benötigt, aber eine Erhitzung auf über 200° ist nicht notwendig.
    Obwohl früher viel in Zeitungspapier(Coldset) eingewickelt wurde, würde das heute keiner mehr machen, da die weggeschlagene Farbe "sichtbar" ist.

    Obwohl ich in vielen Punkten Inkmans Meinung richtig finde und gut erklärt, widerspreche ich ihm hier. Es ist kein Verstoß gegen die Regeln, gerade hier geht McD & Co kein Risiko ein.

    Die Burger werden dir in einer Verpackung serviert, die Pommes in einer anderen, in der auch bei Hitze keine Farbmigration statt findet. In der Praxis benutzen viele Kunden die Tablettpropaganda als Tellerersatz, aber dieses machen nicht die Mitarbeiter und es auch nirgendswo empfohlen.
    Die Kunden könnten die Burger und Pommes auch direkt aus das Tablett, den Tisch oder den Bogen legen, dieses ist dem Kunden selbst überlassen.
    Rechtlich ist dieses ein großer Unterschied in der Lebensmittelproduktion.
    Nur wenn eine Gefährdung durch Fahrlässigkeit durch McD § Co vorliegt, müssten die eingreifen/warnen.
    Jetzt müsste also die getrocknete Farbe in den maximal 20 Minuten mit den heißen Pommes so migrieren, dass die Farbmenge messbar irgendeine gesundsheitsgefährdene Grenze übersteigt. Da ist nichts messbar.

    Also würden McD & Co direkt ihre Waren auf die Tablettpropaganda legen, wäre es ein Thema, durch die Eigenverantwortung der Kunden aber nicht.