Waschen nur bei langsamer Geschwindigkeit...warum?

  • Moin zusammen!


    Momentan arbeite ich einer einer älteren M600. Wenn ich dort z.B. 45.000 Ex./Std. fahre,
    fährt sie bei jedem Waschgang auf 20.000 runter und nachdem waschen automatisch wieder
    hoch. Oftmals verursachen diese Geschwindigkeitsunterschiede einen leichten Bahnverlauf
    und Schnittregisterschwankungen.
    Ok, zuviel Lösemittel im Trockner ist böse, aber es gäbe doch auch andere Lösungen für das
    Problem, oder? Z.B. weniger Lösemittelauftrag oder besser erhöhte Abluft im Trockner.
    Das die Maschine mittlerweile über 10 Jahre alt ist, würd mich mal interessieren, ob auch
    moderne Maschinen noch runterfahren beim waschen und ob jemand Erfahrungen mit
    Alternativen hat.


    Gruß
    Silent

  • Hallo Silent,


    Je nach Waschanlagenhersteller kannst Du auch bei einer "älteren" M 600 bei voller Produktionsgeschwindigkeit waschen.
    Bei der M600 D in Verbindung mit einer Waschanlage von Eletra dauert die "Produktion Wash" bei 70.000 Ex/h ca. 10 Sekunden.


    Die Abluftventilatoren am Trockner ( vermutlich Ecotherm oder Ecocool ) laufen beim waschen immer auf max. Drehzahl.
    Die Waschmittelmenge kann man nicht ohne weiteres erhöhen. ( Sonst steht der Trockner plötzlich an einer anderen Stelle :) )
    Es gibt mitlerweile aber Waschmittel "vegetable based". Da kann man mehr Waschmittel aufbringen bzw. die Bahn vorfeuchten.


    Gruß
    Precision

  • Ihr werdet eine Bürstenwaschanlage von OXY DRY haben. Mit Bürstenwaschanalgen gelangt automatisch mehr Waschmittel auf die Papierbahn. Um deswegen nicht zu schnell zuviel neues Waschmittel durchgehend in der heißesten ersten Trocknerzone zu haben, wird die Geschwindigkeit reduziert. Auch weil der Trockner u. U. nicht hinterherkommt. Mittlerweile kann es da aber auch eine neue Technologie geben. Meine Erfahrung bezieht sich auf eine ROTOMAN von 2002 bei Frank Druck. Bei den Elettra Waschanlagen ist es so, dass das Waschmittel über das Tuch aufgetragen wird und dementsprechend in geringerer Menge auf das Papier gelangt. Waschmittelmenge und Trocknereinstellungen ( Abgesehen von den Möglichkeiten am Leitstand) würde ich als Drucker nicht selber verändern. Waschmittelmenge kannst du aber z.B. bei OXY DRY Waschanlagen hinter der Maschine am Verteiler einstellen, brauchst du nur das Passwort für. Es muss allerdings von seiten des Trocknerherstellers eine Angabe gemacht werden, wie viel Waschmittel p/s im Trockner sein darf. Bei der genauen Berechnung bin ich jetzt allerdings überfragt.

  • Selbst an der Waschanlage rumschrauben geht garnicht. Wirklich nicht!
    Solche Dinge darf nur der Hersteller inklusive Trockner messen.
    Die Waschanlage fährt runter bei "Waschen Druck ab".
    Vorteil; besseres und nachhaltigeres Waschergebnis.
    Nachteil; durch die Änderung der Geschwindigkeit Bahnverlauf und eventuelle Falzerstopper.

  • Wir verwenden an allen Maschinen (MAN Lithoman™) Gummituchwaschanlagen der Fa. Baldwin™. Diese Waschanlagen erlauben die Auswahl verschiedener Waschprogramme. Lediglich bei den Programmen, die den Waschvorgang in "Druck ab" ausführen wird die Geschwindigkeit auf 20000 reduziert. Alle Programme bei denen mit "Druck an" gewaschen wird, werden in Produktionsgeschwindigkeit ausgeführt. Die Waschprogramme unterscheiden sich in der Anzahl der Anstellungen des mit Waschmittel getränkten Waschtuchs. Die dem Trockner zugeführte Waschmittelmenge ist daher von der Länge des verwendeten Waschprogramms abhängig.


    Gruß Josh

  • Danke für die vielen Antworten!


    Waschen mit "Druck an" haben wir noch nicht probiert in letzter Zeit, da dass - wie schon erwähnt - zu
    schlechteren Waschergebnissen führt. Da kann es auch passieren, dass Aufbau sich auf der Platte
    festdrückt und erst mal n paar tausend mitdruckt :(
    Zudem bin ich froh, dass wir Bürsten und keine Tücher haben. Das ewige Tuch wechseln ist sehr
    nervig und die Waschergebnisse mit Tuch finde ich persönlich deutlich schlechter.


    Wie ist's bei euch denn mit "Wasser an" beim waschen? Bei uns ist es generell aus - vermutlich wurden
    damit zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Nur bei waschen ohne Papier wird's mal benutzt. :)

  • Ob mit Bürsten oder Waschtuch ein besseres Waschergebnis erzielt wird kann ich nicht beurteilen, da wir ausschließlich mit Waschtuch arbeiten.
    Das wechseln der Waschtücher empfinde ich nicht als nervig, da der Waschtuchvorrat lange Beriebszeiten zulässt. Mit einem vollen Waschtuch sind etwa 40 Waschvorgänge möglich. Der Waschtuchwechsel dauert keine Minute. Fertig getränkte Waschtücher sind natürlich bevorratet.
    Was allerdings ein wirklicher Nachteil ist-, nach Waschtuchende muß die Maschine zum Waschtuchwechsel angehalten, für einen Wechsel bei den oberen Werken sogar die Bahn getrennt werden. Blöde, wenn sowas mitten in einer mehrere Millionen großen Auflage passiert. Wir versuchen die Fortdruckzeiten so zu kalkulieren, dass Plattenwechsel und Waschtuchwechsel zusammen fallen.
    Je nach Papier liegen die Waschintervalle zwischen 50000 und 80000 U.
    Bei dem meist verwendeten Waschprogramm (Druck ab) wird das Waschtuch 16 mal angestellt. Wasser wird dabei nicht verwendet. Der Makuanfall liegt bei einer Maschinengeschwindigkeit von 54000 U bei etwa 1700 ex. Nach dem Waschvorgang ist das Gummituch i.d.R. sauber. Wenn nicht, hat es entweder mechanische Ursachen die in erster Linie bei der Waschanlage zu suchen sind (Membrane gerissen, Pneumatik undicht, Steuerung fehlerhaft, etc.), oder die Waschintervalle sind zu lang. Beginnender Aufbau und /oder Papierstaub sind nicht wirklich das Problem. Die Waschanlage bewältigt sowas recht gut. Problematisch wird es allerdings, wenn sich Strich auf dem Gummi absetzt (vorwiegend im ersten Dw, die Folgenden sind davon weniger bis gar nicht betroffen). Das verwendete Waschmittel ist auch unter zuhilfenahme der mechanischen Arbeit des Waschtuchs kaum in der Lage diese Anhaftung zu beseitigen. Anstehende Plattenwechsel bedingt durch Plattenverschleiß bieten jedoch die Gelegenheit die Gummitücher von Hand zu waschen. Dem Strich dabei mit Wasser und Waschmittel beizukommen ist wenig erfolgreich, kostet nur Zeit und Kraft.
    TIP: Zur Walzenreinigung verwenden wir einen Deglacer, der sich auch hervorragend dazu eignet bei der Handwäsche den Strich vom Gummi zu waschen. Anschließend gut mit Wasser nachwaschen und das Gummi ist wieder top sauber und fit für die nächsten 500000 U.


    Gruß Josh

  • An unseren "kleinen" S2000 (Goss) fahren wir bei der Fortdruckwäsche auf etwa 30.000 EX./H einfach um die Membrane der Waschanlage (Baldwin) zu schonen, wir helfen mit einer Sprühflasche immer etwas nach, dann ist nach etwa 8-10 Takten das Sleeve sauber (je nach Papier natürlich) gewaschen wird ohne Druck an!

    Die "großen" S4000 mit Eletra Waschanlagen waschen mit voller Produktionsgeschwindigkeit und Druck an.

    Es kommt sicher immer auf die Maschine, die Waschanlage und auch auf das verwendete Waschmittel und Waschtuch an, wir haben schon einige getestet und es gibt gewaltige Unterschiede.

    Aber gerade bei Zeitungspapieren helfen wir bei der Wäsche auch gern mal mit einem Lappen nach.


    Das Problem mit dem Stillstand und dem entfernen der Bahn aus der Maschine (Waschtuch oben) haben wir auch, jedoch kann sich der findige Drucker der gerade eine Teilbreite Bahn druckt so helfen:

    Spannung vom Rollenträger nehmen Bahn leicht nachziehen, dann kann man das Obere Waschtuch ohne die Bahn zu trennen wechseln ;)


    MfG

  • Das Thema ist schon etwas älter aber dennoch interessant. Ich würde gerne ein paar Aussagen in das ruhende Gespräch einwerfen, bei dem ich allerdings nicht weiß ob da ein Denkfehler meinerseits vorliegt.

    Da ich ausschließlich mit einer Bürsten Gummituchwaschanlage (im Folgenden nur noch GTW abgekürzt) arbeite, beziehe ich meine Aussagen nur darauf.


    Ich denke, es ist ein Irrglaube, dass wenn die Maschine schneller fährt, mehr Waschmittel auf der Bahn ist.

    Die Bürsten der GTW dreht sich immer gleich schnell. Die Dauer und die Menge des Waschmittels ist im Programm der GTW hinterlegt. Somit ist bei einer geringeren Geschwindigkeit mehr Waschmittel pro m2 auf der Papierbahn. Bei höherer Geschwindigkeit ist die Bahn trockener. Also egal wie schnell sich die Maschine dreht, es wird immer gleich viel Waschmittel in den 30 Sekunden auf das Gummituch gegeben. Der einzige Unterschied ist, dass du bei langsamer Geschwindigkeit mehr Waschmittel pro m2 auf der Bahn hast aber du dafür weniger benetzte Papierbahnmeter durch den Trockner schickst.

    Bsp.: 45000 Umdr/h. x 1,24m Zyl.Umf : 3600 = 15,5m/s (bei 30s Dauer des Waschens gehen 465m "weniger" benetzte Meter durch den Trockner

    20.000 Umdr/h. x 1,24m Zyl.Umf : 3600 ~ 6,9m/s (bei 30s gehen dann ca. 207m "mehr" benetzte Papierbahn durch den Trockner


    Fazit: Wenn die Waschanlage fiktiv 5 Liter Waschmittel raushaut, dann gehen 5l Waschmittel durch den Trockner... egal wie schnell die Maschine fährt. Das sieht man auch ganz gut beim Anfahren, wenn man bei z.B. 12.000 wäscht, dass sehr viel Waschmittel auf der Bahn ist.

    Es wäre interessant, diese Theorie mal bei einer Emissionsmessung zu überprüfen.


    Thema Maku, gleicht sich denke ich aus... da bei voller Fahrt mehr Papier beim Waschen drauf geht, dafür früher Gute gegeben werden kann, da der Abschnitt kaum weg ist (dies könnte man anhand der Maschinenmeldung mal überprüfen).


    Kann man denn bei hoher Geschwindigkeit Waschen?

    Ja. Wie hier schon beschrieben, wenn man mit Druck an wäscht geht das.

    Zudem kann man die Maschine auch austricksen, wenn man z.B. die Hochlaufbeschränkung der Maschine beim Rollenwechsel ausnutzt. Löst man in der Zeit das Waschen aus, fährt die Maschine nicht runter. Das Waschprogramm sollte so gewählt werden, dass der Waschgang kurz vor dem Abschlag beendet ist.

    Eine weitere Möglichkeit besteht, während des Waschgangs den +Knopf gedrückt halten (bei vmax) oder im Sekundentakt den +Knopf drücken wenn man nicht Maximalgeschwindigkeit fährt. Auch dies funktioniert gut (bei Manroland-Maschinen) und wird von einigen Druckern bei uns so täglich angewandt.


    Warum fahren die Maschinen nun aber standardmäßig beim Waschen mit Druck ab auf ca. 7m/s runter? Stehendes Format 20.000 bei 1,24m Umf ca. 6,9m/s und liegendes Format 30.000 bei 0,9m Umf ca 7,5m/s.

    Meine Vermutung ist entweder, dass das Waschergebnis so das Beste ist... (auch das Binden des Dreckes im Waschmittel und dem Abfließen in die dafür vorgesehenen Wanne). Oder es hat mit der Materialschonung der Maschine zu tun, Wenn bei 7m/s der Druck angeht, als wenn bei 15 m/s der Druck angeht... Das bei Druck an die Maschine nicht runtertourt, untermauert diese zweite Theorie natürlich.