Was tun wenn ein Kunde nicht bezahlt?

  • Liebe Forengemeinde, meine Frage richtet sich jetzt eigentlich mehr an die Geschäftsführer, Chefs und dergleichen dieses Gewerbes. Ich hatte gestern im privaten Rahmen ein sehr interessantes Erlebnis was mich zu dem Thema brachte das ich nun erstellt habe.
    Also: Wie reagiert eine Druckerei wenn sie eine Drucksache herstellt, alles schön und sauber, der Kunde bekommt alles und........bezahlt einfach nicht. Ich weiß natürlich, daß es Kunden mit eigens für solche Zwecke eingerichteten Reklamationsabteilungen gibt die dann wie wir in Österreich sagen auf "Mäuse suche" gehen, also gezielt irgendwelche Mängel suchen und vielleicht dann natürlich auch ausmachen, jedoch nur ausschliesslich mit dem Ziel die Auflage gratis zu bekommen.
    Ich denke ich darf hier den Namen einer hier in Österreich in Konkurs geschlitterten und geschlossenen IT-Kette nennen: DiTech. (Ein sog. "Staatlich ausgezeichneter Betrieb"). Diese Firma lies einige schöne A5 Kataloge drucken, nun schätze ich da ist irgendeine Druckerei auf den Kosten sitzengeblieben.
    Ich weiß aus eigener leidvoller Erfahrung wie sinnlos irgendwelche Mahnungen sind, noch dazu wenn der Gemahnte sehr genau weiß, daß er sowieso konkursreif ist.
    Schlussendlich muss ich sagen, ich bin froh nicht selbstständig zu sein, so erspare ich mir den Frust und Ärger in solchen Situationen. Ich kenne mich sehr genau und weiß wie unausstehlich ich dann reagiere, das bekommen dann leider alle ab.


    Da so eine Reaktion des Kunden jedoch eine Kettenreaktion auslöst und es auch ein wichtiges Thema ist würde es mich wirklich interessieren wie man von Druckereiseite dann professionel vorgeht.
    Ich habe mich einmal mit einem Ex-Druckereiinhaber über dieses Problem unterhalten und wenn man seine Sicht der Dinge berücksichtigte, so war es zu verstehen, daß er keine andere Wahl hatte als Leute zu entlassen, schlussendlich musste er selbst auch Konkurs anmelden.

  • In dem Fall einer Insolvenz eines Kunden kann man nicht viel machen. Ordnungsgemäß die Ansprüche an das Unternehmen/Insolvenzverwalter stellen und ansonsten die Summe komplett abschreiben.


    Hier hängt es vom Geschick und Können der Geschäftsführung ab, den schmalen Grad zwischen Vorkasse, Absicherung usw. und den Auftrag zu erhalten hinzubekommen. Man könnte natürlich doch den anderen Geschäftsführer wegen Insolvenzverschleppung und ähnlichem verklagen, im besten Fall haftet dieser mit seinem Privatvermögen. Aber auch dieser Weg dauert lange, führt in einen "Grenzbereich" der Rechtsprechung, eigene Anwälte müssen bezahlt werden und am Ende ist oft kein Privatvermögen mehr vorhanden.


    Geld abschreiben, versuchen diesen Tiefschlag wegzustecken und im Vorfeld noch mehr versuchen auf Signale einer Insolvenz im Vorfeld zu hören. Die Kettenreaktion die eine Insolvenz auslöst ist tragisch, aber Teil des Wirtschaftssystems.

  • Ich danke für die Antwort, doch was bedeutet "Vorkasse"? Bitte mir zu verzeihen, da ich keine kaufmännische Ausbildung habe kenne ich diesen Begriff nicht, kann nur vermuten, daß es heisst einen Teil des Herstellungspreises im Voraus zu verlangen?
    Ja und ich denke gegen solche Sachen kann man eben nichts machen, nicht umsonst heisst es ja als Unternehmer muss man eben auch risikobereit sein. Das mit dem Privatvermögen habe ich auch versucht, doch leider wurde mir gesagt, daß man in den allermeisten Fällen keinen Zugriff darauf hat. Scherzhaft habe ich erwähnt der Schuldner soll wenn möglich zur Insolvenzverhandlung vor Gericht nicht mit seinem Porsche kommen...

  • Rechtzeitig die Rechnung schreiben, danach Mahnen und zum Schluss versuchen einen Vollstreckungstitel zuerwirken .


    Im Vorfeld kann man sich auch die Bilanzen von Firmen im Internet anschauen, aber es gibt auch Firmen mit schlechten Bilanzen die gute Zahler sind und umgekehrt.

  • Also: Wie reagiert eine Druckerei wenn sie eine Drucksache herstellt, alles schön und sauber, der Kunde bekommt alles und........bezahlt einfach nicht. Ich weiß natürlich, daß es Kunden mit eigens für solche Zwecke eingerichteten Reklamationsabteilungen gibt die dann wie wir in Österreich sagen auf "Mäuse suche" gehen, also gezielt irgendwelche Mängel suchen und vielleicht dann natürlich auch ausmachen, jedoch nur ausschliesslich mit dem Ziel die Auflage gratis zu bekommen.


    Ich glaube die wenigsten Kunden suchen gezielt nach Fehlern.
    Meistens sind die Fehler offensichtlich, oder aber es liegt einfach am Kunden der durch Mangel an Sachkenntnis
    Fehler sieht, die in Wirklichkeit gar keine sind, und in den Toleranzbereich fallen.


    Bei begründeten Fehlern gibt es in aller Regel gar nichts gratis.
    Als Druckerei hat man das Recht und die Pflicht zur Nachbesserung.
    Sollte dies nicht möglich sein, wird die Auflage neu gedruckt und die alte vernichtet. :!: :!:
    Wo gibt es denn so etwas, wo der Kunde die reklamierte Auflage behalten darf. :?:


    Übrigens geht man nur als Neuling und Stümper auf Fehlersuche.
    Denn die Erfahrung vor Gerichten hat gezeigt, dass der Lieferant sich meist in der besseren Position befindet.



    Da so eine Reaktion des Kunden jedoch eine Kettenreaktion auslöst und es auch ein wichtiges Thema ist würde es mich wirklich interessieren wie man von Druckereiseite dann professionel vorgeht.
    Ich habe mich einmal mit einem Ex-Druckereiinhaber über dieses Problem unterhalten und wenn man seine Sicht der Dinge berücksichtigte, so war es zu verstehen, daß er keine andere Wahl hatte als Leute zu entlassen, schlussendlich musste er selbst auch Konkurs anmelden.


    Aufträge die bei Totalausfall der Zahlung existenzbedrohend werden können, macht man nur wenn man den Kunden kennt,
    oder eben mit entsprechenden Absicherungen.
    z.B. Vorkasse oder Warenkreditversicherung.


    Oder man ist selbst schon halber pleite, und pokert hoch.
    Entweder hat man es dann nach dem lukrativen Auftrag geschafft, und ist über dem Berg,
    oder man hat seine eigene Insolvenz etwas beschleunigt.
    Vielen ist das dann auch wurscht.

  • Wir machen es bei uns so:


    - bei Firmenkunden ab einem bestimmten Betrag Warenkreditversicherung, bei kleinen Beträgen wird bei Neukunden geschaut, ob es sich um ein bekanntes Unternehmen mit Zahlungspotenzial handelt, ansonsten Vorkasse oder spätestens bei Abholung
    - bei Privatkunden als Neukunde immer Vorkasse, danach entscheidet der zuständige Kundenberater über die Zahlungsmoral


    So haben wir kaum Zahlungsausfälle, und wenn, dann im sehr niedrigen Bereich, aber die Meisten Zahlen irgendwann doch,
    von 1.000 Aufträgen zahlen ca. 2-3 Prozent nicht