Entscheidung für oder gegen die Druckmaschine ??

  • Hallo zusammen.


    ich hab ein Problem welches mich seit Tagen nicht schlafen lässt und ich dringend eine Einschätzung eines oder mehrer erfahrener neutraler Beobachter gebrauchen könnte :).


    Zu meiner Person:
    Bin 27 Jahre alt, 2011 Ausbildung zum Drucker erfolgreich abgeschlossen. Leider war mein Ausbildungsbetriebe ne ziemliche Ballerbude, die so etwas wie den Rahmenausbildungsplan nicht kannte oder nicht kennen wollte. Somit bestand die Ausbildung eigentlich zu 50% aus Tätigkeiten in der WTV Papier schneiden etc. Wenn ich mal drucken durfte, dann an einer alten GTO 5 Farben Bj. 1985. Gelegentich wurde ich auch als 2 Drucker an einer Roland 500 (50x70, 5 Farben) eingesetzt. Prüfung an einer Printmaster 52-4 problemlos bestanden (83 Pkt.).


    Im Anschluss an die Ausbildung wurde ich nicht übernommen (was ich auch nicht gewollt hätte), also fleißig Bewerbungen geschrieben, jedoch ohne großen Erfolg es hagelte nur Absagen. Doch irgendwann wurde ich dann zu einem Vorstellungsgesräch eingeladen, in einer Sicherheitsdruckerei als Maschinenführer in der WTV den Job hab ich dann auch bekommen: Aktuelle Aufgaben: bedienen von rotativen Stanzautomaten, also Rollenverarbeitung und mittlerweile auch Drucken an einer 10 Farben Flexomaschine von Gallus. Und Andrucke an einer 1 Farben (Ur-Alt) GTO (mit Zonenschrauben) bis zu 5 Farben (was dann auch mal einen ganzen Tag dauern kann) Verdienst ist Na ja, unterste Grenze.


    Nebenbei sondiere ich immer den Arbeitsmarkt nach Stellen als Drucker, da ich diesen Beruf gelernt habe und ich ihn auch unbedingt ausüben möchte. Letzt Woche bin ich nun auch mal wiederzu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden und kann eine Stelle als Drucker bekommen an einer KBA Rapida 105 8 Farben ca. 4 Jahre alt. Gute Bezüge, relativ kleine Firma aus dem Verpackungsbereich, d. h. Bedruckstoffe von 400 - 800 g.


    Mein Zwiespalt ist nun, ob ich es riskiere diese Stelle als Drucker anzutreten, dafür spricht auf jedenfall das Gehalt, die Maschine und die Tatsache das ich dann endlich auch Berufserfahrung erhalten kann. Nachteil: 70km einfache Fahrt. Des Weiteren frage ich mich wie lange ich wohl ungefähr brauche um an der Maschine selbstständig arbeiten zu können bzw. wie lange mir der AG Zeit gibt, da habe ich ein wenig Angst.


    Die Frage die ich mir stelle ist eigentlich, bekomme ich nochmal die Chance an so einer Maschine arbeiten zu können, bin jetzt schon über 1 Jahr ausgelernt und habe seit der Ausbildung nicht mehr gedruckt, also je länger ich raus bin desto schlechter eine Anstellung als Drucker zu finden.
    Auf der anderen Seite befinde ich mich in einem festen und sicheren Arbeitsverhältnis mit mittelmäßigem Gehalt und und 30km Wegstrecke.


    Wäre cool wenn vllt mal jmd von euch eigene Erfahrungen gemacht hat und mir davon berichten kann, ich weiss die Entscheidung muss ich für mich alleine treffen aber ich evtl kann mir ja jmd noch andere Blickwinkel aufzeigen.


    MFG

  • Also ich arbeite auf einer 105er KBA. Wenn du kein Heidelbergfanatiker bist sollte dir die Maschine gefallen. Tücken und Mucken hat diese auch keine Frage aber man lernt schnell. Bedienung einer solchen Maschine kann man durchaus nach einer Woche selbstständig ohne großen Aufwand. Die Leitstandtechnik ist, wenn du dich daran gewöhnt hast, gut zu bedienen. Nahezu alles Vollautomatisch und abspeicherbar. Die Wendung ist auch meist ohne große Mucken und ohne Probleme zu bedienen. Alles per Leitstand. (Ich gehe davon aus wenn es eine 8-Farben ist, wobei mir jetzt nicht bekannt wäre das diese 800g wenden kann glaube bei ca 600g ist da schluß). Wenn du sagst es wird hauptsächlich Kartonage gedruckt ist es eine super Maschine. Ich persönlich würde die Stelle annehmen wenn alles andere auch passt. Vielleicht mal eine Woche Probearbeiten gehen um zu sehen wie es in der Fa. zugeht. So habe ich es als gemacht. Ebenso sieht der Arbeitgeber ob du für die Fa. geeignet bist. Sicher in einer Druckerei ist man heutzutage nicht mehr, siehe die ganzen Insolvenzen, aber wenn du es nicht wagst wirst du nicht wissen, ob es sich nicht gelohnt hat. Denn so wie es sich anhört bist du mit deiner jetzigen Arbeitsstelle nicht zufrieden und wirst wohl sowieso irgendwann dort das Handtuch werfen. Also wenn dein Herz dir sagt das wäre was, dann schreite zur Tat.

  • Hallo Makulator.
    Ich habe auch in einer Ballerbude gelernt,bin auch nicht übernommen worden,was auch bei mir gut war.
    Ne KBA 8fbg. ist eine professionelle Sache,eine GTO ist keine Zukunft in unserem Gewerbe.
    Ich bin jetzt im 6.Betrieb;Lehr und Wanderjahre.
    Ein Jobwechsel birgt immer ein Risiko,aber es kann sich lohnen.
    Die 70 Km einfache Fahrt sind natürlich happig,da müsste man mal schauen ob sich das noch rechnet.
    Alles im allen haben sich die Jobwechsel gelohnt:Fachlich,Menschlich,Betriebsstrukturen und auch was die Betiebsführungen betrifft.
    Nur Mut.
    Gruß Farbenkönig.

  • Wenn dir der AG die Chance gibt und du mit 27 nochmal richtig ins Druckgeschäft einsteigen willst würde ich sie nutzen. (ist vielleicht die letzte).
    Aber es wird sicher rocken und auch kein Zuckerschlecken, mit 1 Tag locker Job für Andrucke ist es dann vorbei.
    Der Vorschlag mit dem Probearbeiten hört sich für mich gut an, wenn dein neuer AG deine Zeugnisse gesehen hat kann er sich ja denken dass du hier Defizite hast und er muss sich ja auch sicher sein dass es mit dir klappt.


    Viel Erfolg und wenn es nicht das richtige ist, musst du dich in deiner alten Firma beweisen. Dann gibt es auch mehr Kohle.

  • Hallo,
    danke erstmal für die Antworten, das macht mir Mut. :)


    Hmmm also unzufrieden nicht direkt, die Tätigkeit macht Spass nur habe ich Angst das ich irgendwann nicht mehr aus diesem Bereich raus komme. Da es sich um eine sehr spezielle Branche handelt sind die Stellen die meiner aktuellen Tätigkeit entsprechen absolute Mangelware !!! Das andere ist einfach das ich Drucker aus Leidenschaft bin, trotz der mangelnden Erfahrung. Als ich die Druckerei, in der ich mich vorstellte, betrat und der Geruch der Farbe mir in die Nase stieg ist mir das richtig bewußt geworden. Auf der anderen Seite sehe ich in der Sicherheitsbranche sehr geringe und Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Mal angenommen ich ziehe 2 Jahre durch an der KBA, dann hab ich auf dem Arbeitsmarkt sicherlich dreimal so gute Chancen wie jetzt. Ansonsten kann ich mich aktuell aber überhaupt nicht beklagen, weil ich echt nen ruhiges Leben habe, unsere Kunden bestehen zu 80% aus Städten, Kommunen, dem Bund und europäischen sowie internationalen Staaten, d. h. das es kaum Termindruck gibt.


    Glücklicherweise fahr ich nen Diesel. sodass es vom Kraftstoffaufwand her ca. 100 Euro ausmacht, bei der Einkommenssteuererklärung bekomme ich das ja auch erstattet. Nach einem halben Jahr würde ich umziehen.


    Nochmal zur Maschine:
    Sie ist ohne Wendung, hoher Nonstopan- und Ausleger, Autoplate glaube ich auch. Ich denke Registerautomatik und Farbzonensteuerung wie du beschrieben hast ist auch drin. Mit dem ersten Werk wird Klebstoff aufgetragen für Kaltfolie + 1 Lackwerk, also ist es so gesehen ne 6 Farbenmaschine sorry !!!


    Ich denke auch das ich dort mal ein oder zwei Tage zur Probe arbeiten werde um mir das mal anzuschauen, weil ich kein Bock auf so ne Ballerbude hab und dann nach 6 Monaten auf der Strasse stehe und arbeitslos bin.. das wäre natürlich schwierig dann wieder nen Job zu finden.


    Was ich noch vergessen hab ist das ich aktuell noch den Industriemeister mache. Meiner Meinung ist es als potentieller Betriebsleiter etc. besser wenn man ein wenig Erfahrung hat im Druck :)

  • Zitat

    Wenn dir der AG die Chance gibt und du mit 27 nochmal richtig ins Druckgeschäft einsteigen willst würde ich sie nutzen. (ist vielleicht die letzte).

    Das sehe ich genauso, nur du musst bedenken das ich die Ausbildung erst mit 25 abgeschlossen habe. Und jetzt mal ganz im Ernst, habe ich als unerfahrener Drucker auch Vorteile, z. B. Motivation, Lernbereitschaft und vorallem bin ich nicht so sehr versaut von anderen Maschinen. ;) Für einen Druckereiinhaber der zukunftsorientiert arbeitet ist ein junger unerfahrener Drucker langfristig in den meisten Fällen produktiver !!!

  • Für einen Druckereiinhaber der zukunftsorientiert arbeitet ist ein junger unerfahrener Drucker langfristig in den meisten Fällen produktiver !!!

    Ich hab meinen Meister mit 26 gemacht und hatte die Berufserfahrungen schon vorher gesammelt, wiso sollte mich dein Chef nicht für dich einstellen wenn ich für das selbe Geld den Job mache.


    Arbeitseinsatz ist meiner Meinung nach selbstverständlich, vor allem wenn du noch Führungskraft werden willst. Als Bedingung sehe ich es schon dass man als Drucker jede Maschine bedienen kann.
    Oder soll man wirklich bei einem Fabrikatwechsel auch die Drucker austauschen. 8o

  • Weil ich mich aus Sicht des Vorgesetzten fragen würde, warum du als Meister dich als normaler Drucker anstellen lassen willst. Wäre für mich ein Ausschlusskriterium, ich hab in der Ausbildung auch nen Meister kennengelernt der nicht an ner Roland 500 drucken konnte :). Ich weiss das es viele Meister gibt die als Drucker arbeiten, weil es wahrscheinlich auch zu wenige Stellen für zuviele Meister gibt. Prinzipiell würde ich als Unternehmer grundsätzlich genügend Nachwuchs einstellen, es werden immer weniger Drucker bzw. Medientechnologen ausgebildet !!! Aber das sind auch alles irgendwo Themen die man nicht pauschalisieren kann und somit auch kein Ende finden ;)

  • Ich sehe die Sache anders aber ich würde mich darauf einigen das du mehr Beruferfahrung brauchst und eine der besten Motivtionen für den Meister ist ja auch, endlich mal weg von dem Hobel und aus dem Schichtdienst raus.


    :( Aber auch mit Wehmut denn es hat auch Spaß gemacht.

  • Ja gut ich denke da sind wir auf jedenfall auch mal einer Meinung :).. Es ist ja eigentlich traurig genug das die Branche grade für die Drucker immer enger wird und deswegen muss man jeden Strohhalm greifen :) Hast du denn ne Meisterstelle bekommen ??

  • Viel schlimmer, bin nach meinen Ausbildungs und ein paar Gesellenjahren und dem Meister in den elterlichen Kleinbetrieb eingestiegen.
    Davor war ich in 3 Betrieben (2 mittler und ein Großbetrieb) und hab mir die Hörner abgestoßen, also ich kann drucken das kannst du mir glauben.


    Als ich mit dem Meister 2000 fertig war hat noch alles gut ausgesehen, alle meine Kollegen habe Jobs bekommen und auch gut bezahlt. Aber das sieht nach 10 Jahren schon anders aus und nicht jeder hat seinen Job noch.


    Ich würde dir raten, nimm soviel an Fachwissen mit wie du kannst und sammle noch Berufserfahrung und das geht am besten mit Jobwechsel.
    Der Meister alleine ist keine Garantie auf einen guten Job, wenn es sein müsste würde ich mir auch zutrauen wieder in den Schichtdienst zu gehen.

  • Ich stelle deine fachliche Kompetenz überhaupt nicht in Frage, du sprichst aus Erfahrungen die mir fehlen. Und Risiko gehört nun mal auch dazu, wenn es nicht klappt dann muss man halt wieder aufstehen und es weiter versuchen. Als Drucker ist man durchaus auch für andere Branchen interessant, denn ein gut ausgebildeter bzw. erfahrener Facharbeiter hat auch so seine Vorzüge :)

  • Hi,


    für eine gute Antwort müsste man in die Zukunft gucken können.


    Ich versuch's mal:


    - Kartonagen (Verpackungen) und Etiketten wird Wachstumspotential nachgesagt...
    - Werbebeilagen und Flyer stehen durch Überkapazitäten und steigende Produktivität in einem schrumpfenden Markt derart unter Preisdruck, der auf dem Rücken der Drucker ausgetragen wird.
    Ein kontinuierlicher Prozeß, der erst dann enden wird, wenn jedermann seine Zeitung, Rechnung, Werbebeilage etc. nur noch auf elektronischem
    Wege lesen kann.
    Reicht es mir noch bis zur Rente?


    Mit 27 Jahren stellt sich diese Fragen noch nicht.
    Bereut man hinterher Dinge die man nicht getan hat mehr, als Dinge die man gemacht hat?


    Gruß

  • Na ja als Drucker bzw. Angestellter in der Druckbranche haben es wahrscheinlich alle schwer nicht ausschließlich die in der Produktion Beschäftigten. Nur was soll man machen ?? Umschulen oder in einer anderen Branche angelernt werden ??