Wie heißt dieser Beruf?.....

  • Genau das (Farbmischen, Abstimmen, Menschenkenntniss im Kundengespräch,...) war doch früher das Salz in der Suppe. DAFÜR ist man ja schließlich auch bezahlt worden. Lass einen arroganten Lehrling im 2. Lehrjahr und der sich schon "Drucker"oder Ähnliches nennt nur weil er an einer Maschine arbeitet die sowieso schon alles selber macht und sich genau deswegen für den "Grössten" hält so einen Farbfächer drucken, Muster womöglich in "RAL-Farben". Vielleicht auch noch auf nicht saugfähigem Folienmaterial mit insgesamt 2 Bogen Zuschuss. Da kann er dann zeigen was er kann.
    Das ist ja auch schlußendlich was einen wirklich guten und mit "Herzblut" ausgestatteten Drucker ausmacht. Diese Arbeiten. Da verdient man sein Geld, denn ich habe die Erfahrung gemacht, Farbgefühl hat nicht jeder. Und Gefühl für die Materie.
    Doch leider, wohin sich Alles entwickelt und die Folgen sehen wir ja...

  • @ Arbeiter,


    ja früher früher............ich kanns nicht mehr hören :cursing:


    Ganz ganz früher da hockten wir alle noch auf Bäumen.


    Der Beruf des Druckers (Medientechnologe Druck) hat sich enorm gewandelt und kannst Du mit früher überhaupt nicht vergleichen.


    Sich hier auf die Schultern klopfen und zu meinen wie toll man doch sei
    und heutige Jungdrucker als Arrogant darzustellen ist echt arg
    vermessen.


    Das ist ja auch schlußendlich was einen wirklich guten und mit "Herzblut" ausgestatteten Drucker ausmacht. Diese Arbeiten.

    So "ausgestattet" kommst Du heute nicht mehr weit.


    Gruß an die Handpresse


    Günter

    Alles Wahre ist so einfach, dass es eigentlich nur ein Dummkopf verstehen kann. Darum haben es ja die klugen Köpfe so schwer.

  • Zum Glück kann man heute standardisiert arbeiten und sein Ergebnis messen.


    Bei farbsensiblen Drucksachen ist doch schon im Vorfeld der Vertrieb gefordert, ein entsprechendes Proof nach PSO Standard zu verkaufen. Es kann doch nicht sein, dass an der Maschine auf gut Glück los gedruckt wird. Klar ist auch der beste Poof nur eine Simulation. Hier gibt es gerade im ungestrichenen und Sonderpapierbereich noch eine große Probelemzone. Ich kann jedem nur empfehlen Geld für das Abstimmen an der Maschine zu verlangen.


    Seit wir für jede angefangene Stunde 175,- Euro berechnen, hat das Interesse an der Maschinenabstimmung stark nachgelassen. Des weiteren hat sich folgendes als hilfreich herausgestellt. Wenn wir auf Kundenwunsch den PSO-Standard verlassen, unterschreibt der Kunde, dass dies auf seinen ausdrücklichen Wunsch geschieht und er hierfür die volle Verantwortung übernimmt.


    Mit dieser Regelung haben wir gute Erfahrungen gemacht.


    Habt Ihr noch weitere Anregungen wie man sein Qualitätsniveau nach aussen hin gut darstellen kann?


    Beste Grüße

    Dumme Menschen machen den selben Fehler immer wieder,
    schlaue Menschen machen neue.

  • Ich wollte nicht missverstanden werden, natürlich habe ich vor den heutigen computerisierten High-Tech Druckmaschinen den höchsten Respekt. In meinen Augen sind das technische Wunderwerke. Und das bedienende Personal verdient auch Hochachtung, da um auf solchen Maschinen zu arbeiten ein enormes Wissen EDV-technischer und auch Drucktechnischer Natur notwendig ist. Leider habe ich diesen Beruf noch völlig anders erlernt und das heutige industrielle Drucken-Produzieren hat mit meiner damaligen Wissensvermittlung nicht mehr viel gemein. Leider habe ich auch keine Möglichkeit mein Wissen zu aktualisieren oder ubzudaten wie man so schön im EDV-Slang sagt.


    Mein Gedankengang bezog sich vielmehr auf Lehrlinge die z.B. auf einer Druckmaschine Heidelberg SM 52 Anicolor drucken und ich kann mit Recht behaupten diese Maschine nimmt das Können des Druckers so ziemlich ab. Und solche Lehrlinge neigen eben oft zur Selbstüberschätzung. So wäre es für mich schon wichtig, daß es noch Kundenandrucke gibt inzuge dessen man noch sein Können unter Beweis stellen kann und nicht nur bloßer "Maschinenbediener" ist.


    Doch mir ist klar, daß die Zukunft den großen Industriebetrieben gehört und das ist auch nicht abzuwerten. Die Entwicklung muß und soll auch weitergehen, sonst säßen wir ja wirklich noch auf den Bäumen. Nur speziell heute bin ich ein wenig nachdenklich da mir von unserem AMS (Arbeitsamt) so ziemlich jede Möglichkeit verwehrt wurde mich in meinem Beruf weiterzubilden.

  • Zum Glück kann man heute standardisiert arbeiten und sein Ergebnis messen.


    Da hast Du völlig recht doch meine Erfahrung zeigt auch das die Branche als ganzes noch sehr weit weg ist tatsächlich Standardisiert zu drucken. Es ist jetzt nur mal so über den Daumen gepeilt aber von den Druckprodukten die wir bewältigen werden vieleicht 40% tatsächlich nach Standard gedruckt. Der Rest ist Drucken nach Muster oder Kundenwunsch und da liegen wir nicht selten weit ab vom Standard. Selbst sogenannte Proofs haben mit der PSO selten was gemein. Da wird oft ein als Standard ausgegebener Proof geliefert wo überhaupt kein Standard definiert ist sprich mit einem entsprechenden Protokoll versehen. Das Ergebnis ist dann auch entsprechend.


    Daher ist der PSO auch nicht das Maß aller Dinge eben nur eine Richtschnur und auch diesem sind Grenzen gesetzt.


    Grüße
    Günter

    Alles Wahre ist so einfach, dass es eigentlich nur ein Dummkopf verstehen kann. Darum haben es ja die klugen Köpfe so schwer.

  • Arbeiter hat schon recht wenn er sagt das so mancher Lehrling oder Jungdrucker meint er könne mit einem erfahrenen Drucker mithalten. Ich könnte da viele Beispiele nennen wobei da wieder das "früher" zur Sprache kommt... aber es ist schon wirklich so mit den Vollautomatisierten Maschinen das man sich gern mal nur auf die Technik verlässt. Wo man früher hat sauber die Platte einspannen müssen mit diesen wunderbaren Keilen drückt man heute aufs Knöpfchen, wo man früher hat Platte Vorfeuchten müssen, Farbwalzen anstellen etc... macht die Maschine automatisch. Es war viel mehr Fingerspitzengefühl vonnöten als heutzutage. Krass gesagt könntest heute wirklich jeden Depp an die Maschine stellen, ihm zeigen welche Knöpfe er drücken soll, den Rest erledigt die Maschine. Naja zumindest annähernd. Aber um nochmal auf den "Jungdrucker" zurückzukommen... Meine Gegenschicht ist ein solcher. Wobei er mittlerweile 6 Jahre ausgelernt hat... Hatte er doch nen Wendeauftrag drin 1/1 Schwarz 80g SM.. die ganze Zeit hatte die Maschine Bogen verloren bis der Chef kam und ihm sagte er solle die Maschine richtig einstellen. Nachdem dann immernoch nichts ging kam der Anruf frühmorgens und riss mich aus dem Bett. Man schilderte mir die Situation und fragte nur ob er die Sauger an der Bogenhinterkante in der Wendung selbst richtig eingestellt hätte und die Drehung gleichiger über die Stellschraube. Kam doch glatt die Frage welche Stellschraube? Ich erklärte es ihm, da sagte er doch glatt: achso die, er war der Meinung damit würde man die Wendung einschalten... Ich denke Genau das wollte Arbeiter auch mitteilen... keine richtige Ahnung von dem was sie machen.

  • Ich wäre dafür, dass jeder Drucker im ersten Lehrjahr an einer GTO lernen muss... da sieht man noch, was passiert und man muss wirklich jedes drucktechnische Problem lösen können.
    Danach können sie auf die tollen Superautomatisierten Maschinen gehen.

  • Ja ,die gute alte GTO...... :D Ja damals..in den 70ern....gelernt an der Roland Ultra 4 fab. im 6.Format und HD SM 102 FPP (mit Heberfeuchtwerk) Ich fühlte mich großartig keiner konnte mir das Wasser reichen...... 8) Dann ging die Firma in Konkurs :( Neue Firma ,neues Glück.....und dann war da die GTO.....und ich war wieder am Boden angekommen.....ich kam damit überhaupt nicht klar.......und seitdem habe ich ein riesen Respekt vor den kleinen Maschinen!

  • Wie so ne Gto funktionierte war mir schon klar...aber die bescheuerten Aufträge....Visitenkarten,Durchschreibesätze.....Briefumschläge,Bütten und so ein Mist,dann das kleine Format (in meinen Augen Minitrix)
    Ich kannte ja sowas nicht...Papier an der Ultra ....Palettenweise,Wochenlang einem Auftrag gedruckt...man brauchte nur Farbe stellen und denn Passer machen,der Rest machten der 2.Drucker und dann noch 3!!! Helfer.......da war man noch wer :coffee:
    Farbabnahme ging schon mal über 2 Schichten...Passer oh warte.....da ging meistens auch schon mal ein halber Tag drauf....Trimetallplatten,da stand man um die Platte hinten zu spreitzen schon mal mit Sicherheitsschuhen drauf...


    Und dann die GTO......mit den kleinen Platten und Spannschlüsselchen....kleinen Auflagen...Geschäftsausstattungen(und wehe die Farbe war nicht gleichmäßig) ne das war nix für mich....da war die Große Klappe auf einmal ganz klein.......Ach ja Farbmischen war an der GTO auch gang und gebe...Hab mich dann irgendwie doch durchgebissen....aber gelästert hab ich dann über die Minitrix Maschinen nie mehr...!

  • Ich arbeite mindestens einmal pro Woche an der GTOZ mit ALCOLOR und hab gestern einen kompletten Satz neue Walzen bekommen und bin dabei die einzubauen und dann druckt die wieder wie SCHNUFF. Wie Du schon sagst Geschäftsdrucksachen vorwiegend. Habe auch lange im 3B Format gedruckt, aber mir macht die Abwechslung Spaß.

    Alkohol an Offsetdruckmaschinen gehört in die Maschine und nicht in den Bediener!!!!

  • Na ja....früher mit dem Alkoholkonsum...witzig war das auch nicht immer..da lagen dann die Biepullen zum kühlen,mangels Kühschrank im Feuchtmitelbecken!In jeder Ecke stand nen Aschenbecher ....nen Zigarettenautomat hatten wir auch noch in der Firma...! Und ging der Helfer dann zum Büdchen,du glaubst gar nicht wieviel Flaschenpfand der immer mit hatte.......! Heute irgendwie undenkbar das ganze.


    Um beim Thema zu bleiben,da kam mal so ein Produktioner von einer sehr namhaften Werbeagentur zu Farbabstimmung...mit dem Taxi vorgefahren.....der stürzte dann vor der Auslage....der war sowas von blau.. ;(

  • Mein (wahrscheinlich schon sich im Alco-Nirvana befindlicher) Lehrmeister hat das Ganze mit der Alkoholfeuchtung missverstanden, er dachte ER muß den Alkoholzusatz konsumieren und nicht die Maschine...seine Frau hat das nicht so recht geglaubt und ihn auf die Strasse gesetzt, übrigens auch der Chef.


    Zu den sog. "Minitrix" Maschinen. Ich arbeite ja in diesem Bereich (hoffentlich bald wieder) und kann bestätigen, es werden hauptsächlich Geschäftsdrucksorten, Visitenkarten,Hochzeitsanzeigen,...produziert in kleinen bis kleinsten Auflagen. Und HÄUFIGEN Plattenwechsel. Ich kann resümieren, man kommt nicht zum Verschnaufen, nicht mal zum Pausemachen. Es war jedoch interessant zu beobachten, daß beispielsweise am Samstag meine kleine SM 52 mit einer Riesenauflage Postkarten 350g Karton lief, insges. 40 000 Drucke, während die High-Tech XL 105 Überdrüberwunder-Druckmaschine aus dem 22. Jahrhundert ihren seeligen Dornrößchenschlaf hielt. Also das ist so zu verstehen, ich habe mich abgerackert, kam mit den Aufträgen nicht mehr nach, hatte kein Wochenende mehr, die große Maschine, die meiner Meinung eigentlich für solche Aufträge gedacht sein sollte stand still. Gibt es womöglich geschäftsmännische, wirtschaftliche Gründe dafür?


    Zum Personal auf den XL-Druckmaschinen und allgemein High-End Druckanlagen: Wie schon früher erwähnt, ich habe höchsten Respekt vor deren Wissenstand. Man benötigt viel spezielles Fachwissen EDV-Technisch, auch maschinentechnisch und nicht zuletzt auch drucktechnisch. Und das Wichtigste: Routine im Papierlauf. Dieses Paket ist nicht hoch genug einzuschätzen.
    Doch die Probleme im Kleinoffsetbereich sind etwas anderer Natur. Wenn es dann zu Situationen kommt in denen ein Problem speziell bei z.B. SM 52 zu lösen ist, der dort arbeitende Drucker durchaus auch ein Fachmann mit dazugehörigem Fachwissen ist, sich sehr wohl darüber im klarem ist was zu tun ist und sich jedoch ein High-Tech Drucker einmischt und sich einbildet er hat die Lösung aus dem "FF", das wird dann sehr mühsam. Während dieser "Kollege" den durchaus fähigen Kleinoffsetdrucker auf die falsche Fährte lockt, die Maschine zerlegt werden muß und sich nachher herausstellt, daß alles für die Katz war, stapeln sich die Aufträge für die kleine SM 52.
    Die Geschichte endete dann derart, daß schlußendlich der Lösungsansatz des SM-Druckers richtig war, der High-Tech Drucker stinksauer reagierte, jedoch nicht bereit war die Auftragsverzögerungen (Kundentermine konnten nicht mehr eingehalten werden) beim Vorgesetzten zu rechtfertigen. Der SM 52 Drucker wurde mit einer unverschämten Nötigung dazu erpresst 12 Stunden in der Firma zu bleiben und die Aufträge nachzuholen.


    Ich will damit sagen, daß das sog. "Kleinvieh-Drucken" durchaus seine Reize hat und auch Spass machen kann und nicht zuletzt auch eine Menge Geld bringt. Und der "Minitrix" Drucker durchaus auch ein Fachmann mit Berufserfahrung ist. Genauso wie das Personal an den wirklich wunderbaren XL-oder ähnlichen Druckmaschinen, das sind auch technische Wunderwerke, die dazu beitragen den Standard und die Qualität des Druckproduktes zu optimieren. Es wäre schön wenn beide Seiten Respekt füreinander aufbringen würden.

  • Kenn ich zur genüge. Hatte den gleichen Sprung wie Brandeilig. Bin von 3B zehnfarben, 162 KBA und 205 KBA, wo wirklich nur Paletten reingefahren werden und tagelang gedruckt wird an ne SM 52/74 und GTO. War schon komplett neu, Ok drucken ist drucken aber auf einmal 50 Einladungen 2/2 farbig zu drucken mit 20 Bogen Zuschuss hatte schon was.....man hatte doch gelernt das die großen Maschinen 60 - 80 Bogen brauchen bis man erst mal ne Farbkorrektur auf dem Bogen sieht......
    Aber ganz erschreckend war: Man schaut Monatelang auf nen Bogen von 2 Meter mal 1,40 Meter und dann zieht man aus ner SM 74 nen "Notizzettel" und ist total erschrocken was man alles auf dem Bogen entdeckt. Jeder stecknadel große Fehler wird sofort ausfindig gemacht weil man ja jetzt keine 3 m² mehr begutachten muss sondern nur noch noch nen viertel m².
    Die jetzige Arbeit ist aber wesentlich abwechslungsreicher: Mehr Farben, mehr Formen, mehr Papierunterschiede und nicht zuletzt weiss man endlich mal was nach dem druck passiert. Falzen, Stanzen, nuten schneiden etc. war früher nie ein Thema für uns. Brauchten nicht mal Seitenzahlen, Reihenfolgen usw beachten, da alles aber auch wirklich alles automatisiert war. "Nur" drucken war manchmal entspannter aber oft auch langweiliger weil man die nächsten 14 Tage wusste was man zu drucken hat.
    Ich kenne beide seiten und musste zugeben das die "Minitrix" Drucker ohne CIP 3/4 daten eindeutig die besseren Drucker in dem Sinne waren. Selbst Farbe einstellen und einschätzen zu können was muss ich tun um zum Muster hin zu gelangen ist schon ne Kunst. Und das mit 100 Bogen zuschuss....die sonst beim ersten Abzug drauf gegangen sind un die CIP 4 daten nahezu perfekt waren. Früher kannte ich nur 100 - 300 gramm matt oder glänzend ein wenig Karton und Affichenpapier, heute kennt man etliche Papiere/Folien usw und meine zu wissen was man zu tun hat:-)


    Es bleibt spannend...


    Grüße Schramme