Farbe wird zu warm und verfluessigt sich

  • Hallo zusammen,


    folgendes Problem:


    Wir ham ne alte SM 72 ZP Bj. 1981. Druckt fast nur 1/1 farbig schwarz. Bei kleineren Auflagen ist mit der Farbe alles o.K. Wenn aber die maschine mal so 20 - 25 tausend Bogen gelaufen ist wird der walzenstuhl mitsammt der Farbe sehr warm. Selbst die Farbe im Kasten wird wesentlich fluessiger. Das hat zur Folge das man irgendwann nur noch grau druckt. Wenn man versucht mehr Farbe zu geben entsteht das klassische Problem: Mehr Wassser- mehr Farbe und immer so weiter bis es nur noch schmiert....Die Maschine hat weder Farbwerk- noch Feuchtwerktemperierung. Ausserdem ein Plueschheberfeuchtwerk. Alles was es zu justieren gibt wurde justiert.


    Meine Frage ist nun ob die alten Hasen unter uns solchr Probleme kennen und eine Loesung wissen.


    MfG De Maddin


    P.S.: Der Farbenhersteller meinte ich soll die Farbe vorm Druck in den Kuehlschrank stellen. Wuerde dieses Problem verzoegern.

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  • Hallo Maddin,
    Problem ist, die Farbe emulgiert. Die hohe Temperatur erleichtert das eindringen des Wassers in die Farbe. Früher (alter hase :opa: ) gab es eine Reduxpaste (Gegenteil von Druckgelee)die den Zug der Farbe beieinflußte.
    Mir ist heute keine Bezugsquelle bekannt. Das einzige was ich kenne ist der Farbstabilisator 585 von der Firma Epple in Augsburg. Die Farbe wird dadurch nicht kompakter sondern das emulgieren wird reduziert.
    3 -5% untermischen und dann sollte es besser werden. Setzte ich gerne und mit Erfolg ein, wenn es um den glatten Ausdruck mit Schmuckfarben bei grünen , blauen oder grauen Farbflächen geht. Sicher hat auch Dein Farblieferant so etwas im Programm.
    Der Vorschlag mit dem Kühlschrank ist nicht schlecht wenn es um den kommenden Sommer geht. Getränke etc.
    Aber auch wenn Ihr Druckformen mit großer Farbabnahme habt. Bei geringer Farbabnahme wird der Stress im Farbwerk noch vergrößert. Kalte, kompakte Farbe trifft auf warme, emulgierte Farbe, das alles auf die Druckplatte mit unterschiedlichen Zug und Viskosität. :confused: .


    Kleiner Tip am Rande, versuche einmal ein intesives Schwarz. Damit kann man wahrscheinlich weniger Farbe fahren und das emulgieren verringert sich.


    Gruß
    Der Druckfarben DOC :opa:

  • Hi Doc,


    Hab den Farbstabilisator gleich mal bestellt. Hoff das hilft. Waren schon am ueberlegen ne Farbwerktemperierung nachzuruesten,( ist ohne Scheiss als Sonderzubehoer erhaeltlich, fuer ungefaehr 25.000 Euro :thumbdown: ).


    Ich denk das auf Dauer gesehen da Irgendwann mal ne Maschine mit Kuehlung her muss.


    Danke fuer die Hilfe


    Gruss De Maddin

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  • Hallo Maddin,


    ich kenne zwar Plüschfeuchtwerke nur von sehen aus einer Ausbildungsstätte, daher frage ich mal nach, wie sich das Feuchtmittel bei höheren Auflagen verhält? Muss man dort regelmäßig Alkohol nachkippen oder ist dort auch ein System installiert, welches bei Bedarf das Feuchtmittel relativ konstant hält? Und wie schaut es mit ph-Wert-Messung aus? Sollte man ja nicht außer Acht lassen. :thumbup:

  • Hoi,
    Das Feuchtmittel wird jeden Morgen Komplett neu angesetzt. In der regel wird damit den tagueber gedruckt und nach Bedarf neu angestztes Wasser nachgefuellt. Glaub aber das die Werte des Alkohols und der pH Wert nicht gemessen werden. Eher so ne Pi mal Daumen Sache :denk:


    Gruss Maddin

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  • Hi Maddin,


    Hab' bei meinem letzten Chef auch viel 1/1-farbig in großen Auflagen ohne Farbwerktemperierung gedruckt, war allerdings auf 'ner SM74 mit Alcolor. Da war's nicht sooo krass, aber in der 2. Schicht musste man die Farb-/Wasserbalance sehr gut im Auge behalten.


    Die kleinen Helfer:
    - höher pigmentierte Farbe (wie schon der Doc gesagt hat)
    - in den Randbreichen die Farbe weiter zudrehen, sonst baut sie da auf und Du musst zu viel Wasser fahren.
    - die Kästen nicht zu voll machen, sondern immer wieder etwas frische Farbe dazuspachteln (allerdings halte ich das mit dem Kühlschrank für ziemlichen Schwachsinn)


    Wenn Ihr ernsthaft über Nachrüstungen nachdenkt: Bevor Ihr die Farbwerktemperierung angeht würde ich persönlich erstmal die Feuchtwerke "überholen". Vielleicht reicht schon ein Umlauf- und Kühlgerät mit Alkoholkonstanthalter, evtl. könnte man sich auch die Kompac-Feuchtwerke für's große Format mal anschauen.

  • Hoi,
    bekomm jetzt ne neue Farbserie die mehr Spielraum/Polster bei der Wasserführung haben soll. Zusammen mit dem Farbstabilisator sollte das hoff ich funzen.
    Was das Umwälzgerät angeht is halt die Frage ob man das Geld noch in so ne alte Maschine steckt. Mal abwarten.


    Vielen Dank für die Tipps und Anregungen Leute.


    Ein Hoch auf die Schwarze Kunst :thumbup:


    De Maddin

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  • Hallo,


    die 25.000 Euro sind etwas viel für eine Machinen deren Zeit eigentlich schon abgelaufen ist.
    Für das Geld würde ich mal warten und eine Maschine aus einer Konkursmasse kaufen, ich denke mal, das Angebot wir von Tag zu Tag größer :denk:
    Das vom Kühlschrank ist nicht mal so dumm, haben wir auch mal gemacht.
    Immer neue Farbe nachfüllen und diese immer an einem kühlen Ort lagern sollte aber auch gehen.
    Frag mal bei Huber nach, ob die eine geeignete Farbe hätten


    grüsse

  • Hallo Maddin, *g


    Farbe in der Kühlschrank?
    Das ist wohl etwas, was man ausprobieren könnte....aber:
    Kalte Farbe hat einen höheren Tack als warme. D.h. dass Du unter Umständen bei Naturpapieren mehr Butzen bekommst, weil Deine Farbe durch ihre höhere Zügigkeit mehr Papierfasern herausreißt. Bei gestrichenen Papieren kann es auch zum herausreißen von Strichteilen kommen.


    Den Einsatz von höher pigmentierten Farben?
    Halte ich persönlich für den falschen Weg, weil:
    1. Bei einer höheren Pigmentierung benötigst Du weniger Farbschichtdicke. Die Feuchtmittelaufnahmekapazität einer Druckfarbe wird durch die Auswahl des Bindemittels (sehr einfach gesagt: Bindemittel: Transparentweiß ohne Pigment) gesteuert. Erhöht man den prozentualen Pigmentanteil in der Farbe, muss man den prozentualen Bindemittelanteil verringern. Das hat zur Folge, dass NOCH weniger Wasser durch die Farbe kompensiert werden kann.
    2. Bei einer höheren Pigmentierung benötigst Du weniger Farbschichtdicke. Das heißt, dass Du weniger Farbe im Farbwerk hast. Weniger Farbe im Farbwerk bedeutet auch, weniger Bindemittel im Farbwerk bzw. weniger Feuchtmittelaufnahmekapazität.



    Den Zusatz von wasserbindenden Additiven finde ich da besser - so würde ich das akute Problem auch angehen.
    Grundsätzlich würde ich meinen Farbenvertreter in die Pflicht nehmen. Dieser muss - wenn er selbst keine Lösung weiß - bei der Anwendungstechnik in seinem Haus nach der besten Schwarzserie für Deine Maschinenkonfiguration fragen.



    Die Fogra hat im Jahre 1994 einen Forschungsbericht mit dem Namen "Die Abhängigkeit der Tonwertwiedergabe im Bogenoffsetdruck von den Oberflächentemperaturen in der Maschine" herausgegeben.
    Dort steht, dass bei höheren Temperaturen (also 55°C - das ist eine nicht ungewöhnliche Temp. ohne Temperierung)) alle Farbserien sehr unterschiedlich reagieren. D.h., dass manche Serien bei höherer Temperatur an Farbkraft (Tack) verlieren, manche hingegen nicht.


    Eingangs habe ich geschrieben, dass kalte Farben einen höheren Tack haben, als warme. Das ist auch so, aber manche Farben haben zwischen 20-50°C einen konstanten Tack, machen eben nicht. Kühlst du die Farbe auf 10°C ab, kann auch das beste Bindemittel diesen Temp. unterschied nicht kompensieren.



    Gruß
    OffsTepraktiker