Was kann der Auslöser sein, wenn Volltonflächen oder gleichförmige Rasterflächen nicht homogen eingefärbt werden, sondern fleckig?
Vorausgeschickt: Keine gedruckte Farbfläche ist wirklich homogen; alle sind mehr oder weniger fleckig. Das liegt an den vielen Mechanismen der Farbspaltung /-übertragung. Es gibt das Aufliegen der Farbe aber besser und schlechter. Und wenn es einmal ungewohnt auffällig ist, lohnt sich ein Gedankenspiel, wer und was schuld sein kann.
Meine Antwort:
1. Die Farbe: Sie kann eine ungünstige, meist zu schlappe Viskosität und Zügigkeit haben. Dann überträgt sie wie Pudding. Oder sie ist zu viskos, also zu steif. Dann verteilt sie sich nicht gleichmäßig genug auf den Walzen und Zylindern. Im Hochdruck merkt man solche Probleme sehr deutlich, also z. B. auf dem Labor-Andruckgerät. Dann wird das Aufliegen einer Farbe glatter, wenn man z. B. Pflanzenöl einarbeitet. Für flächige Drucke kann das erlaubt sein, besonders wenn die Farbschicht sehr niedrig ist. Raster nehmen einen solchen Verschnitt allerdings sofort übel.
Oder wenn man eine extra hoch pigmentierte Farbe einsetzt, weil zwei kleine Punkte besonders knallig herauskommen müssen. Damit gibt es dann kaum einen Farbfluss, und die Farbe wird ausgiebig mit Feuchtmittel auf dem Walzenstuhl georgelt. Wenn man schon Intensiv-Farben verarbeitet, sollte man sie regelmäßig im Kasten erneuern. Das freut den Farbverkäufer und lässt den Drucker mit einer gesunden Offset-Emulsion drucken - und nicht mit Matsche.
2. Die Maschine: Oberflächen von Walzen, Platte (möglicherweise) und Gummituch. Der Maschinenbau hat inzwischen für schwierige Übertragungen interessanteste Walzenoberflächen entwickelt. Das hat man sich zu meiner aktiven Zeit nicht träumen lassen, dass man eine reine Farbe (wasserlos) so glatt übertragen kann. Hier sind Anleihen beim Flexodruck auch in unser Gebiet geflossen.
Die Hersteller von Gummitüchern bieten speziell getunte Gummioberflächen an, ob jemand nun Verpackungen mit empfindlichen Flächen oder Rasterbilder mit feinsten Strukturen auf den Bedruckstoff bringt.
3. Der Bedruckstoff: Die Faserverteilung und Oberflächenglätte beginnt beim Zeitungspapier, das auch für ein Gummituch nicht wirklich durchgängigen Kontakt bietet. Die Kompressibilität (Zusammendrückbarkeit, Weiche) ist im Fasergewirk auch nie perfekt gleichförmig. Da verhalten sich SC-Papiere und erst recht LWC schon besser. Dazu kommt das Saugverhalten, das auch abhängig von der Faserverteilung und der Polarität ist. Die Faser (Zellulose) ist sehr polar, die Leimung gerade das Gegenteil. Gestrichene Bedruckstoffe bieten hier die bekannten Vorteile. Allerdings haben sie auch ihre Tücken in Fleckigkeit der Benetzung durch Wasser (Feuchtmittel - Wassermottling) und Verteilung der Porengrößen (Rückspaltungsmottling).