Das Schwarz heißt nicht nur neudeutsch Black, sondern auch Tiefe oder auch Key, also Schlüssel, Taste, Zeichen, Chiffre. In der DDR unterschied man im Skalensatz das Schwarz von der Triade, den Buntfarben. Warum?
Meine Antwort:
1. Als Text- und Zeichnungsfarbe wird sie oft zwischen Bildern alleine gedruckt, also ohne Zusammendruck. Das ist natürlich gar keine Rolle als Skalenfarbe, sondern eine andere - außerhalb.
2. Schwarz ist die kontrastreichste Farbe im Satz. Sie baut so zu sagen die Struktur, das Gerüst eines Bildes. Die drei Buntfarben füllen dann dieses Gerüst und bringen es zum Leben. Das könnte der Hintergrund des Wortes „key“ im Englischen sein.
3. Wenn man ein Bild nur aus den drei Buntfarben aufbaut, wird es auch ein Bild. Da ein Schwarz aus den drei Buntfarben aber bestenfalls ein Grau wird, sieht so ein Bild flau aus. Hier sehen wir beim Schwarz das Motiv für den Ausdruck „Tiefe“. Es klingt folgerichtig, dass auch versucht wurde, die gleich starken Anteile der drei Buntfarben, wo sie in der selben Rasterpartie auftraten, auch noch wegzulassen und durch Schwarz zu ersetzen. Das nannte man UCR, under color reduction, also Unterfarben-Reduzierung. Man sparte Farbschichtdicke, damit Geld, Trocknungsprobleme und etwas Tonwertzunahmen. Für die UCR sollte man allerdings ein einigermaßen neutrales Schwarz nehmen, kein zu blau oder rötlich geschöntes. Unter dem Stichwort „Buntfarben-Addition“ ging man bald ein Stück zurück. Was sich aktuell davon gehalten hat, können am besten Vorstufenleute erklären.
4. Schwarz ist aber auch noch die einzige deckende Farbe im Satz. Deshalb ist es gut, es immer im ersten Werk zu drucken und die Buntfarben dann darauf. Aus Gründen der Tonwertzunahme ist das eh wichtig, weil zweite, dritte oder gar vierte Farben immer weiter auseinander fließen.
5. Die drei Buntfarben sind - mindestens im Offsetdruck - so genau durch Normen in ihren Farbwerten festgelegt, dass bei Cyan und Magenta nur eine klare Pigmentklasse und bei Gelb nur ganz wenige, eng verwandte, verwendet werden. Beim Schwarz ist das ganz anders. Das Hauptpigment ist immer ein Ruß. Aber es gibt so viele optisch unterschiedlich wirkende Ruße, und die Möglichkeiten der Schönung bieten ein so breites Spektrum, dass der Farbhersteller ordentlich Klavier spielen kann.
6. In einem Skalensatz für bestimmte Anwendungen, z. B. Glanzfarben, Quicksetfarben, Scheuerfestfarben für Mattpapier oder unlackierten Karton und viele andere gibt es spezielle Skalensätze. Nur das Schwarz muss gar nicht immer in der gleichen Weise spezialisiert sein. Deshalb bieten viele Hersteller die Schwarzfarbe manchmal separat an. Oder wenn die Menge ein eigenes Produkt rechtfertigt - ist in zwei verschiedenen Dosen die gleiche Rezeptur drin. Das spart Kosten und bringt keine Nachteile, wenn es verantwortlich gemacht wird. Und der Verkauf ist auch zufrieden, weil er vielleicht einen oder zwei Cent mehr herausholen kann für die besonders angepasste Farbe.