LAB Remissionskurven Farbmetamerie

  • Hallo Zusammen,


    In letzter Zeit häufen sich bei uns die Farbanforderungen mehr spezifische Kundenfarben und keine Pantone oder HKS Töne mehr, wie ist bei euch?


    Zuletzt wurden sogar CYMK-Werte als Vorlage genannt, ja die kann man im Adobe auf Lab umrechnen lassen aber wie genau ist das? Hat jemand damit schon Erfahrung gesammelt?


    Da zur Zeit keine Druckabnahmen möglich sind, Corona, fing ein Kunde an das er die Remissionskurven haben möchte, von der Sonderfarbe, um es mit deren Vorlagen zu vergleichen. Ist das genauer als DeltaE(bei uns DeltaE2000)? Oder für den Laien einfacher ersichtlich? Remissionskurve und DeltaE obliegt ja auch der gleichen Messmethoden daher ist es für mich eigentlich nur ein grafischer Unterschied oder in Betracht auf Metamerie kann man dort eventuell besser den Unterschied erkennen wenn man zwei verschiedene Lichtarten vergleicht.



    Über ein paar Aussagekräftige antworten würde ich mich freuen :)



    Gruß

  • Die Bestimmung einer Farbe nach Delta E 2000 ist schon sehr genau. Die sogenannten MacAdams Ellipsen in diesem Farbraum sagen aus ,dass ein Referenzfarbwert verglichen mit einem Istfarbwert und wenn dieser innerhalb dieser Ellipse liegt, als gleich emfpunden wird. Diese Ellipsen sind in sehr bunten Farbtönen grosszügiger und in Farben die nahe dem Unbuntpunkt liegen (Grau) sehr eng. Hier liegt auch der Vorteil von Delta E2000 . Im Beispiel ein Wert von 2 nach CIE 94 in der Farbe Gelb ist locker zu tolerieren, in einer Farbe wie Grau aber zu reklamieren. Hier erfolgte eine Anpassung durch CIEDIE2000, dass die Empfindung der Farbabweichung von 2 entsprechend gleich ist, ob die Farbe eine hohe oder niedrige Buntheit hat.


    Ein CMYK Wert ist prozessabhängig. Das heisst, er durchlief in irgendeiner Weise transformationen . Aus RGB in (ggf.) Lab,dann in CMYK um dann wieder in Lab gemessen zu werden.....(Merkste was? ;) )

    Wie dem auch sei, die Angabe eines Lab Wertes vom Kunden (vorausgesetzt natürlich das dieser überhaupt zu produzieren ist, er also im Farbraum des Druckverfahrens liegt) . Zwei kalibrierte Spektralfotometer (Kunde - Druckerei ) Die selben Messbedingungen und die Absprache welche Toleranzen eingehalten werden müssen bzw. können , sind die gängige und ausreichende Vorgehensweise.

  • Hallo Henrik,


    die Vereinbarung von Sonderfarb-Tönen ist fachlich durchaus ein anspruchsvolles Thema. Man sollte sich nicht mit ein paar Ausdrücken abfertigen oder ins Bockshorn jagen lassen. Schubbedusters Darstellung gibt einen sehr modernen und praktischen Anhalt.


    Remissionskurven sind Mess-Hilfsmittel auf dem Wege zu irgendeiner der Methoden, die man extra vereinbaren muss, wenn sie gültig sein soll. Keiner kann in Fällen, die nicht ganz simpel sind, aus zwei Remissionskurven ableiten, ob ein gewünschter Farbton halbwegs genau erkennbar getroffen ist.

    Remissionskurven gelten übrigens auch immer nur für definierte Messbedingungen wie Lichtart, Messwinkel usw. Sie sind durchaus kein absolutes und unbestechliches Maß.

    Das Stichwort Metamerie ist hier wichtig, wie du sagst. Hier im Forum gibt es ein paar interessante Beiträge, die das Thema verstehen helfen.


    Eine Angabe des Farbtons nach einem aktuellen Fächer oder CMYK-Wert ist für die Praxis ein funktionierender, seriöser Weg. Wenn es schärfer sein soll, muss der Auftraggeber akzeptieren, dass es teurer wird und je nach Anspruch fachmännisch wählen.

    Ein Heimwerkermarkt kann mit "Reflexblau" auf LWC- oder SC-Papier sicher gut leben. Notfalls sagt er PANTONE U oder C dazu. Mars oder Camel dagegen werden weder eine Packung, noch eine Anzeige ohne eine professionelle Vorgabe der Farbtöne und -toleranzen akzeptieren.

    Und viele liegen dazwischen - je nach vertretbarem Aufwand.


    Kannst du hiermit etwas anfangen?

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

  • Ich bin da ganz bei Inkman und möchte etwas ergänzen. Diese Remissionskurven stellen ja nix anderes da als Rohdaten, die zur Errechnung eines Lab Wertes dienen. Bei Bedarf kann ich die funktionsweise eines Spektralfotometers erläutern und wie eine solche Kurve ermittelt wird. Aber um es abzukürzen ist diese Kurve der Ausgangspunkt , diese wird verrechnet mit den Farbempfinden eines Normalbetachters. Was das bedeutet kann sehr schön bei Wikipedia nachgelesen werden, ist aber eine feste Grösse. Die ermittelte Kurve mit dem verrechneten Farbreiz wird in ein Koordinatensystem übertragen ( CIEXYZ ). Dieser Farbraum hat nur ein Problem, die Abstände der Farben sind nicht gleich. Das heisst, es können die Abstände von zwei Farben nicht berechnet werden. Jetzt kommt L*a*b* ins Spiel. In diesem Farbraum sind die Farben nahezu gleichabständig. Es kann also der Farbabstand zwischen zwei Farben berechnet werden ( Delta E ) .

    Zusammenfassend ist also der L*a*b* Wert nichts anderes als das Ergebnis einer Remissionskurve mit dem wir kontrollieren, rechnen und steuern können.


    Kleine Anekdote am Rand. Ich habe in diesem Beitrag die Sternchen im L*a*b* gesetzt, dafür habe ich nämlich einmal Punkteabzug in einer Klausur bekommen. Die sind wichtig, denn sie kennzeichnen, laut Aussage mein ehemaligen Lehrers, das in dem Wert das Farbempfinden eines Normalbetrachters berücksichtigt worden ist.