Muss vermieden werden, dass die Druckfarben beim in-line Schön - und - Widerdruck nach der Bogenwendung auf den Gegendruckzylindern aufbauen?
meine Antwort:
Vordergründig ja, klar. Auf den uralten Maschinen mit glatten Gegendruckzylindern galt das auch wörtlich. Sonst verschmierten die Farbkleckse um Rasterpunkte das Produkt.
Wie hat man die Frage damals gelöst? Meist wurde vor der Wendung nur Schwarz oder bestenfalls noch ein Rot gedruckt. Die Farben dazu mussten pottlangsam wegschlagen, damit sie so lange praktisch frisch blieben, bis der Bogen den letzten Gegendruck passiert hatte. So etwas hat mit Rasterdruck nicht viel am Hut. Die zuerst gedruckte Seite kam deutlich zweitrangig in der Qualität heraus. Etwas mehr Mühe konnte man sich nur bei der als zweiter gedruckter Seite geben. Nach der Wendung lief dann auch ein anderes, ein normales Schwarz.
Folglich galt S+W nur für niedrige Qualitäten, Wurfzettel u. ä.
Moderne Schön- und Widerdruck - Maschinen besitzen jedoch besonders strukturierte und beschichtete Oberflächen. Sie bieten dem frisch gewendeten Bogen nur minimale Kontaktflächen. Zwischen den Kalotten- bzw. Bergspitzen kann sich durchaus Farbe ansammeln. Solange sie nicht klebrig oder fest wird, wird das Druckbild nach der Wendung durch sie nicht beeinträchtigt. Erst wenn sich klebrige oder feste Aufbauten bilden, markieren sie im Bogen und ruinieren den noch recht frischen Druck.
Auf diese Weise ist es möglich, normal wegschlagende Farben zu verwenden, die auch der früher hier unmöglichen Forderung genügen, eine schnelle Weiterverarbeitung. Und die Druckqualität genügt höchsten Ansprüchen, z. B. Automobilprospekte. Und hier ist die Qualitätsforderung eher, dass man möglichst die erste Seite nicht von der zweiten unterscheiden kann, nicht mal im Glanz. Kann man auch kaum…