Was ist der „Punktschlusseffekt“, wie wirkt er sich aus, und woher kommt er?
Meine Antwort:
Wenn man einen Rasterverlauf von hell nach dunkel baut, gibt es oft Schwierigkeiten, ihn streifenfrei und weich hinzubekommen. Der Grund dafür ist gerne der so genannte Punktschluss, also ein Überfließen von Rasterpunkten ineinander, wo sie sich sehr nahe kommen. Hierdurch wird an den Stellen mehr Farbe oder Schwärzung vorliegen, als die theoretische Flächendeckung vorsieht. Und das stört einen weichen Tonverlauf .
Jede Abbildungstechnik hat hier eigene mögliche Ursachen. Im Falle des Offsetdruckes machen die bildfreien Stellen auf der Platte Probleme. Unterhalb einer bestimmten Größe laufen Rasterlöcher zu, und feine Abstände (Zwickel) werden überbrückt. Das Feuchtmittel schafft es einfach nicht, sehr keine Flächen zu belegen, weil die Bildung sehr kleiner Wassertröpfchen energetisch ungünstig ist. Löcher und Punkte.gif gibt eine Vorstellung.
Optisch äußert sich der Punktschluss dadurch, dass ein weich beabsichtigter Verlauf Sprünge und Störlinien bekommt, wie in Rasterverlauf linear.gif simuliert ist.
Die Störungen im Bild können aber noch viele andere Ursachen haben, sogar unsere visuelle Wahrnehmung spielt hier quer. Eine bekannte optische Täuschung benutzt dies (opt Täuschung.gif).
Welche Gegenmittel gibt es? Man kann besser geeignete Rasterpunktformen als das Quadrat einsetzen, z. B. ovale Formen. Bei diesen stoßen nicht alle Rasterpunkte bei 50 % Flächendeckung an allen vier Ecken aneinander, sondern in einer Richtung bei 33, in der dazu senkrechten bei 66 %. Das mildert unser Problem schon mal. Oder man benutzt sehr frei die Möglichkeiten der modernen Bebilderungstechniken, die jeden Punkt aus Pixeln aufbauen und damit der Phantasie freien Lauf lassen.
Eines der vielen Praxisbeispiele sei hier genannt, der Sandy P - Raster im Zeitungsdruck. Er verwendet eine Art Flügelrädchen als Rasterelement, das sich mit steigender Flächendeckung dreht. Dadurch kommen erst im oberen 90er Bereich die Punktränder nah aneinander. Obwohl im Zeitungsdruck unter der Lupe nicht mehr viel Detailreichtum zu erkennen ist, ist die Bildwirkung frappierend, wirkt klarer und schärfer als bei den klassischen Rasterformen. Mehr Details stehen hier