In welchen Schritten spielt sich die Tonwertzunahme eines klassischen Offsetdruckes ab? Wie liegen diese Dinge beim wasserlosen Offset?
meine Antwort:
kurze Antworten:
1. Auf der Platte färben die Auftragswalzen die Rasterpunkte nicht nur vollständig ein, sondern generell ein wenig darüber hinaus. Dies kommt durch ein Überwiegen des Farbemulgates in der Konkurrenz um die Benetzung der Plattenfläche.
2. In jedem Nipp werden die Punkte etwas breit gequetscht, also von Platte zu Gummi und danach von Gummi zu Bedruckstoff. Gerade das letzte Nipp kann einen hohen Beitrag geben, wenn der Bedruckstoff uneben und kompressibel ist (Naturpapier).
3. Auf Bedruckstoffen, die das Licht in ihre Oberfläche etwas eindringen lassen, wird noch der Lichtfang je nach Rasterkonstruktion und -feinheit einen weiteren nennenswerten Beitrag zur Tonwertzunahme bringen.
ausführlicher Erklärungen:
zu 1. Auf der Platte kämpfen Feuchtmittel und Farbemulgat um die Belegung der Flächen. Dabei ist im Normalfall die Farbe im Vorteil und drückt immer etwas nach außen. Viele ältere Fachleute ignorieren diesen Punkt - wahrscheinlich, weil er sich so schwierig nachweisen lässt. Die Farbe hat aufgrund ihres unpolaren Charakters (disperse Kräfte, van-der-Waals) eine viel stärkere Benetzungskraft als das polare Wasser. Diese Konkurrenz an den Punkträndern ist dynamisch. Das bedeutet, sie geht dauernd ein wenig hin und her. Besonders der Schritt 1 ist verantwortlich dafür, dass über eine Auflage in jeder Skalenfarbe Schwankungen in den Rastertonwerten auftreten.
zu 2. Es ist klassisch und als Hypothese am weitesten verbreitet, dass die Punkte zwischen den Zylindern breiter gequetscht werden. Vergleicht man Höhe und Dicke eines 40%igen Rasterpunktes, erscheint es wenig wahrscheinlich, dass dieser Beitrag zwischen zwei Zylindern sehr groß ist. Aber dann geht es vom Gummituch auf den Bedruckstoff. Vergleichen wir einmal die Fogra-Empfehlungen für die Papierklassen 1 und 5 und Negativkopie, dann sehen wir z. B. für gestrichene Papiere 19 - 23 % und für ungestrichene 21 - 29 % für die gesamte TWZ. Die 2 bis 6 Prozentpunkte gehen also rein auf die Verformbarkeit des Bedruckstoffes.
3. Der Lichtfang spielt auf den gängigen Bedruckstoffen eine ganz wesentliche Rolle. Es gibt Untersuchungen, die ihn durchaus bei 10 Prozentpunkte Beitrag zur TWZ finden.
Im wasserlosen Offset hat Schritt 1 eine andere Ursache, weil nicht zwei Flüssigkeiten um die Belegung der Flächen streiten. Er ist entweder sehr klein oder nicht vorhanden: Hier liegt einer der großen Qualitäts-Vorteile, weil eben eine geringe TWZ die Bildwiedergabe besonders gut macht. Das gilt sogar für die Feinraster.
Das mechanische Breitquetschen und der Lichtfang bleiben allerdings auch für den Wasserlosen. Eine hier häufig werblich angeführte Hochdruck-Tiefdruck-Charakteristik (druckende Flächen im Wasserlosen vertieft, im Konventionellen erhöht) ist Humbug. Der Trennprozess geht klar nach Benetzungsmechanismen, also echter Flachdruck.
Zusatz: Es gibt in diesem Zusammenhang noch die Ausdrücke Tonwertzuwachs, Punktzunahme, Punktzuwachs, Punkteverbreiterung, Druckzuwachs und evtl. andere. Als Fachausdruck gilt nur Tonwertzunahme TWZ. Der Rest ist Umgangssprache. Lediglich mit „Flächendeckung“ können ein paar Leute etwas anfangen, die Platten herstellen. Aber für den Druck ist er unbrauchbar, weil es keinen Fall ohne Lichtfang gibt.