Historische Schrifthöhen

  • Wer kennt noch die "alte" Technik? Genauer gesagt,ichbefasse mich seit einigen Jahren mit historischen Maschienen(Tiegel-Pressen)und Techniken.Nun suche ich Informationen zum Thema Schrifthöhe.Die Schrifthöhe wurde ja erst 1908 genormt und bis dahin arbeiteten die Schriftgießer und Maschinenhersteller mit eigenen Höhen.Gerne möchte ich eine Tabelle anfertigen mit den alten verwendeten Schrifthöhen,doch das Internet oder meine Fachbücher treffen hierüber keine Aussage.Wer kann helfen?
    Gott grüß die Kunst!

  • Danke für die Antworten.Als Buchdrucker habe ich mich nie um die unterschiedlichen Schrifthöhen gekümmert,es wurde überall mit der Normalhöhe 23,56 gearbeitet.Erst auf Grund meiner Nachforschungen und Instandsetzung historischer Druckpressen bin ich auf die unterschiedlichen Höhen aufmerksam geworden.Der Hintergrund:Da jetzt Letterpress wieder modern ist,werden viele alte Tiegelpressen zu neuem Leben erweckt.Doch viele dieser Maschinen haben keine verstellbare Laufschienen und müssen dann auf die gängige Normalhöhe angepaßt werden,aber nicht alle Einsteiger kennen die Unterschiede. England und Amerika haben ja sowiso eine andere Schrifthöhe und Anwender solcher Maschinen in Deutschland haben dann mit unseren Schriften und Klischees Probleme.
    Evtl.kann auch ein Schriftgießer weiterhelfen?

  • Ich kann dir noch sagen dass in Gelsenkrichen Horst unter der Leitung von Wolfgang Höfener eine historische Druckwerstatt erstehen soll. Sie haben in ihrem Team auch Schriftsetzermeister. Ich bin mir sicher dass sie dir weiter helfen können.
    Ich würde mich freuen wenn du uns hier am laufenden halten würdest. Das Thema interessiert mich auch.


    MfG Vince

  • Hallo Zusammen,


    ich hoffe, ich kann etwas Licht in Dunkel bringen.


    Die deutsche Normalschrifthöhe betrug nach der Reform 62,666... Punkt, dies entspricht
    23,56 mm.


    Die Schweizer Buchdruckereien übernahmen ebenfalls diese Regelung. 1947 benutzten noch
    ca. 57 Buchdruckereien in der Schweiz eine eigene Höhe zwischen 22,7 und 25,8 mm.


    Die englische und amerkanische Schrifthöhe beträgt 23,32 mm.
    Die belgische Schrifthöhe beträgt 23,69 mm.


    Die oft erwähnte Leipziger Schrifthöhe betrug vor der Reform 24,82 mm.


    Ich hoffe diese Angaben sind Einigen hier hilfreich.


    Gott grüß die Kunst!


    Bleisatzkontor

  • Danke für euer Interesse an diesem Thema.Buchdruck bzw.Letterpress ist eben noch lange nicht tot.Nun stellt sich jedoch die Frage,wie denn die Maschinen-Hersteller damals mit den verschiedenen Schrifthöhen umgegangen sind.Der OHT und einige Handtiegel haben verstellbare Laufschienen für die Farbwalzen,zusätzlich findet man bei den historischen Pressen Stellschrauben mit denen der Tiegel justiert werden kann,aber was ist mit den Maschinen die feste Laufschinen haben und nun mit Normal-Schrift arbeiten sollen? Einige meiner Maschinen haben nur ca.20mm hohe Schienen.Als Möglichkeit sehe ich Laufschienen erhöhen(womit auch immer)Durchmesser der Führungsräder an den Walzen erhöhen.Die letzte Option ist nur von Klischees drucken und dafür spezielle Unterlagen anfertigen.Wie ist eure Meinung?
    Gott grüß die Kunst

  • Hallo Zusammen,


    nahezu sämtliche derzeit auf dem deutschen Markt erhältlichen "historischen" Handtiegel (A6, A5, A4 und A3) haben bereits die genormte Einheitshöhe, da die meisten in den 30er-Jahren produziert wurden. Selbst die kleinen englischen Adana Handtiegel 3x5 und 5x8 können auf die deutsche Höhe angepasst werden.


    Bei den Tisch-Abzugspressen wie Triumph und ähnliche trifft dies ebenfalls zu. Auch bei den Standgeräten wie FAG, Asbern oder Korrex sollte es keine Probleme geben.


    Lediglich die Maschinen die vor 1900 produziert wurden sind problematisch. Allerdings sollten die Maschinen die nach dem Boston-Prinzip arbeiten an der Grundplatte so weit verstellbar sein, dass es für die heutige Höhe passt.


    Maschinen mit Laufschienen von nur 20 mm sind mir in sieben Jahren noch nie untergekommen. Aber vielleicht stellt der Kollege einfach mal ein paar Bilder zur Ansicht ein.


    Grüße an Alle, Print Peet

  • Der Abstand des Tiegels zur Form ist kein Problem,über die 4 Stellschrauben kann der Tiegel angepaßt werden,es betrifft hauptsächlich die richtige Einfärbung .Aus heutiger technischer Sicht sollten Walzen und Führungsräder immer den gleichen Durchmesser haben(wegen der Abwicklung)aber es ist sicher möglich auch durch den Walzendurchmesser die Schrifthöhe anzupassen.Eine gute Möglichkeit ist sicher die erhöhung der Laufschienen nach dem Vorbild der englischen ARAB-Presse.Diese Maschine besitzt Lederstreifen auf den Laufschienen.Die bekannten deutschen Maschinen z.B.von Heidsieck oder Hohner(HOBO 1bis 4)haben justierbare Laufschinen.Meine LMW No.7 und No.8 von Weiler,Berlin,früher New York, und auch No.1von Squintani (gebaut in England)haben die besagten 20mm hohen Laufschienen.Alle Tiegelpressen wurden ca.1840/1850 in Amerika entwickelt , patentiert und kamen über England auf den Deutschen Markt.Erst später als Patente frei wurden baute man in Deutschland Tiegelpressen.Warscheinlich waren hier die unterschiedlichen Schrifthöhen ein Grund für die Verstellmöglichkeit der Schienen.
    Danke für euer Interesse!

  • Guten Morgen,


    gerade bin ich ebenfalls auf der Suche nach Angaben zu den unterschiedlichen Schrifthöhen - jetzt interessiert mich gerade eine alte Holzschrift aus Italien und ich frage mich, welche Schrifthöhe da "normal" ist.


    Wäre tolle wenn es zu diesem etwas älteren Beitrag dann doch neuere Infos gibt.


    Beste Grüße


    Felix

  • Hallo Herr Redecker,


    besten Dank für Ihre Rückmeldung. Ich hatte auch in Erinnerung dass die Italienische Schrifthöhe über unserer liegt. Dann kann man mit alten italienischen Schriften zumindest nicht in Kombination mit unseren drucken - schade - aber dann Suche ich lieber weiter nach alten Plakatschriften in "richtiger" Normhöhe.


    Nochmals Danke!


    Felix