Demografischer Wandel der Druckindustrie

  • Servus,ich habe eben im Internet einen interessanten Bericht gelesen zum demografischen Wandel in der Druckindustrie und der Abschlagsfreien Rente mit 63. Demnach stehen viele Firmen in den naechsten Jahren vor einem gewaltigen Problem da es kaum noch Nachwuchs gibt und ein grosser Teil der Drucker das 55 Lebensjahr schon ueberschritten hat. Ich wollte euch mal Fragen wie Ihr das seht und. Und ob Ihr der gleichen Meinung seid das in ca. 10 bis 15 Jahren Offsetdrucker wieder Haenderingend gesucht werden. Mich interessiert das mit 28 Jahren doch sehr.


    MfG

  • Ich persönlich glaube keinen Meter das Drucker irgentwann wieder gesucht werden. Und selbst wenn interessiert es mich nicht mehr. Mit drucken bin ich durch.
    Druckartikel kann man ohne probleme auch im billigen Ausland produzieren lassen.
    Da braucht es keine Drucker im "teuren" Deutschland mehr. Wobei "teuer" extra in Anführungszeichen gesetzt ist, da die Löhne hier ja eh auf lange sicht im Arsch sind in Deutschland für Drucker.


    Ich glaube eher, dass sich die Branche selber, mit dem extremen Preiskampf der derzeit herrscht, den Rest geben wird. Am Ende bleiben wahrscheinlich einige wenige aber dafür extrem grosse Industrierdruckereien übrig.
    Da kann man sich dann für nen 10er die Stunde die Ohren ruinieren lassen. Viel Spaß dabei....

    Optimismus ist nur ein Mangel an Information
    (Heiner Müller)

  • da muss ich ihm Recht geben... die Konzentration in unserer Branche wird weitergehen
    ich bin seit 30 Jahren selbstständig und sehe kein Licht am Horizont
    von einstmals 15 Angestellten mit 7 Druckern bin ich jetzt alleine im Drucksaal tätig
    und sehe mich nach einen zweiten Standbein, sprich einer branchenfremden Teilzeitarbeit um
    mein Sohn hat zum Glück eine Beamtenlaufbahn eingeschlagen
    ich beglückwünsche ihn jeden Tag dazu......



  • Zu einer Beamtenlaufbahn wuerde ich auch jedem raten anstatt einer Lehre als Drucker..., ist es aber aber nicht auch so das die Druckereien die zusperren oder denen es schlecht geht einfach den Wandel der Zeit nicht erkannt haben. Oder wie ich es auch zu hoeren bekommen habe von Drucker das sie einfach den Generationswechsel nicht ueberstanden haben und der Junior meint in einem Jahr Millionär werden zu muessen.

  • ist es aber aber nicht auch so das die Druckereien die zusperren oder denen es schlecht geht einfach den Wandel der Zeit nicht erkannt haben.


    oder halt zu klein sind und nicht die finanzielle Potenz haben jede Herausforderung mitzumachen
    irgendwann zieht man als Unternehmer lieber die Notbremse bevor es den Bach runtergeht
    sonst heisst es: der hat den Hals nicht vollgekriegt und sich übernommen...
    es ist leichter nicht in der Verantwortung zu stehen, glaubt es mir

  • oder halt zu klein sind und nicht die finanzielle Potenz haben jede Herausforderung mitzumachen
    irgendwann zieht man als Unternehmer lieber die Notbremse bevor es den Bach runtergeht
    sonst heisst es: der hat den Hals nicht vollgekriegt und sich übernommen...
    es ist leichter nicht in der Verantwortung zu stehen, glaubt es mir



    das glaube ich dir...

  • Durch die zunehmende Digitalisierung ist dieser Wandel meiner Meinung nach eh unaufhaltlich. Mal ehrlich, wieviele der 'neuen Azubigeneration' möchte sich denn heutzutage nich die Finger dreckig machen - das mein ich absolut vorwurfsfrei.


    Ich glaube nicht, dass es gar keine Druckerjobs mehr geben wird, an eine händeringende Suche, glaub ich allerdings auch nicht.
    Am Ende ist alles Lesen im Kaffeegrund. Wenn ich aber eine Prognose abgeben müßte, würde ich sagen, es werden einige wenige Firmen noch im 'alten Stil' drucken ... eventuell mit Minusgeschäft, was woanderes wieder reingeholt wird. Viele Jobs werden dabei aber wahrscheinlich nicht abfallen.

  • Da muß ich dir Kingie zustimmen, der "normale" Offset wird weiter zurückgehen und es wird mehr mit Personalisierung und Spezaialisierung Geld verdient. Glaube das man nur noch in der Verpackungsindustrie noch Wachstum schaft. Nur wenn man als Druckerei alle Segmente bedienen kann, kann man überhaupt noch auf Dauer Geld verdienen. So kann man immer etwas abfedern, falls eine Sparte nicht so gut läuft.


    Und das Fachkräfte mal fehlen werden, soll ja laut Prognose in allen Berufsgruppen so sich entwickeln...

  • Aktuell sind wir 32 Schüler wovon die hälfte Offset ist bei uns in der Berufsschule (August 14) und die Lehrer sagten das sie lange nicht mehr eine so große Klasse hatten.
    Die nächste frage ist natürlich, wer danach alles einen Job bekommt. Einige meinten aber das sie eingestellt wurden eben weil bald so viele in Rente gehen und der Nachwuchs fehlt.
    Es ist ein zwei schneidiges Messer würde ich sagen eben auf Grund der oben angesprochenen Themen. Ich lasse mich einfach mal überraschen was in der Zukunft passiert.

  • Das ist wahrlich schwer zu verstehen. Einerseits lese und erlebe ich ja selbst bei Bewerbungen, daß es soviele Bewerber für Druckerstellen gibt, daß 90% nicht mal eine Rückmeldung bekommen, tausende gute Drucker sind arbeitslos, wissen nicht wie sie die Familie ernähren sollen, nehmen vieles (Anfahrtsweg, Lohneinbussen,...) in kauf, andererseits wird von den Firmen der "Fachkräftemangel", bzw. "Nachwuchsprobleme" bejammert.
    Was nun?
    Ich denke das sog. "Nachwuchsproblem", bzw. "Fachkräftemangel" würde sich von selbst erledigen wenn die Druckereien statt sinnlos Lehrlinge (Arbeitslose von morgen) auszubilden wieder ausgelernte Fachkräfte einstellen würden, bei Bewerbungen wieder mehr Respekt und Höflichkeit zeigen und diese ernst nehmen würden.
    Doch wenn ich mir z.B. ansehe wie Lehrlinge NUR an einer Heidelberg SM 52 Anicolor Offsetdruckmaschine ausgebildet werden, zwar die Prüfung bestehen und sich dann voller Stolz "Drucker" nennen, so werde ich nachdenklich.
    Was lernt man an dieser Maschine? Farbestellen? Farbe mischen? Sonderfarben drucken? Mit Werkzeug (Schraubenschlüssel,...) umgehen? Eher nicht. Das einzige was dieser junge Mensch erlernt ist das robotermässige "einen Job nach dem Anderen" herunterknallen. Speziell Onlinedruckereien gehen so vor.
    Natürlich gibt es dort auch Maschinen des Typs XL, doch dort wird nicht angelernt, der Drucker an dieser Maschine beißt sich früher die Zunge ab, bevor der einem Lehrling was erklärt, verständlich, Angst um den Job, man findet ja nichts anderes mehr. Speziell als Drucker.
    Wenn ich so recht überlege komme ich zu dem Schluss, daß der einzige Grund weshalb Lehrlinge ausgebildet werden der ist, sie sind einfach die billigsten Arbeitskräfte, jung und naiv, glauben noch ans "Goldene Gewerbe" und daran schon alles zu beherrschen, da ja die Maschine sowieso alles von allein schon einstellt.
    Wozu noch einen hochbezahlten Drucker zu so einer Maschine stellen.
    Falls ein Lehrling nach der Lehrzeit gekündigt wird oder auch selbst die Firma wechseln will, naja, er wird spätestens zu diesem Zeitpunkt erleben wie "zukunftsreich" der Druckerberuf zumindest in Europa noch ist.
    Hinzu kommt die Vergabe der Jobs ins billige Ausland, hierzulande das Preisdumping und der daraus resultierende ruinöse Preiskampf.


    So gesehen ist das Argument des "Nachwuchsproblems" und "demografische Wandel" absolut nicht zu verstehen.

  • Einerseits lese und erlebe ich ja selbst bei Bewerbungen, daß es soviele Bewerber für Druckerstellen gibt, daß 90% nicht mal eine Rückmeldung bekommen, tausende gute Drucker sind arbeitslos, wissen nicht wie sie die Familie ernähren sollen, nehmen vieles (Anfahrtsweg, Lohneinbussen,...) in kauf, andererseits wird von den Firmen der "Fachkräftemangel", bzw. "Nachwuchsprobleme" bejammert.


    Das ist nicht nur un der Druckbranche so. Lange Anfahrtswege und Lohneinbußen werden teilweise als selbstverständliches Opfer genommen um eine Stelle zu bekommen.. und wenn nicht.. Pech gehabt..ist leider so

  • Einerseits lese und erlebe ich ja selbst bei Bewerbungen, daß es soviele Bewerber für Druckerstellen gibt, daß 90% nicht mal eine Rückmeldung bekommen


    Macht es wirklich einen Unterschied, ob nun ein Brief mit NEIN kommt oder garnichts?
    Finde ich jetzt weder dramatisch noch daneben.
    Ich sehe das so wie bei der Werbung im Briefkasten. Da schreibst du ja auch nicht zurück daß momentan kein Bedarf besteht.
    Selbst wenn Du die Werbung angeforderst hättest, würdest Du nicht zurückschreiben, daß Du mit dem Angebot nicht einverstanden bist.


    Ich denke das sog. "Nachwuchsproblem", bzw. "Fachkräftemangel" würde sich von selbst erledigen wenn die Druckereien statt sinnlos Lehrlinge (Arbeitslose von morgen) auszubilden wieder ausgelernte Fachkräfte einstellen würden, bei Bewerbungen wieder mehr Respekt und Höflichkeit zeigen und diese ernst nehmen würden.


    Wie so sollte sich durch Respekt und Höflichkeit der Fachkräftemangel erledigen?


    Doch wenn ich mir z.B. ansehe wie Lehrlinge NUR an einer Heidelberg SM 52 Anicolor Offsetdruckmaschine ausgebildet werden, zwar die Prüfung bestehen und sich dann voller Stolz "Drucker" nennen, so werde ich nachdenklich.
    Was lernt man an dieser Maschine? Farbestellen? Farbe mischen? Sonderfarben drucken? Mit Werkzeug (Schraubenschlüssel,...) umgehen? Eher nicht. Das einzige was dieser junge Mensch erlernt ist das robotermässige "einen Job nach dem Anderen" herunterknallen. Speziell Onlinedruckereien gehen so vor.


    Ein Betrieb bildet ja nicht aus Solidarität aus, sondern auf seine Bedürftnisse abgestimmt.
    Was machst Du sonst als Drucker an einer Druckmaschine als "einen Job nach dem Anderen" herunterknallen? Nasepopeln?
    Ich wurde auch nicht an einem Zylinder oder Tiegel ausgebildet, weil einfach kein Bedarf dafür war.


    Natürlich gibt es dort auch Maschinen des Typs XL, doch dort wird nicht angelernt, der Drucker an dieser Maschine beißt sich früher die Zunge ab, bevor der einem Lehrling was erklärt, verständlich, Angst um den Job, man findet ja nichts anderes mehr. Speziell als Drucker.


    Aber da lernt man das im verherigen Absatz vermisste alles?


    Wenn ich so recht überlege komme ich zu dem Schluss, daß der einzige Grund weshalb Lehrlinge ausgebildet werden der ist, sie sind einfach die billigsten Arbeitskräfte


    Rechne Dir mal den Stundenlohn eines Azubis aus, für die Zeit in der er tatsächlich an der Maschine steht. :D
    Abzüglich Berufsschule, der Fehlerquote, und den Aufrägen die erst gar nicht begonnen werden, da der Azubi eigentlich gar keine
    Überstunden schieben soll.
    Und dann nimm die hier oft genannten rund 10 EURO eines Druckers zum Vergleich.


    Wozu noch einen hochbezahlten Drucker zu so einer Maschine stellen.


    :D


    Hinzu kommt die Vergabe der Jobs ins billige Ausland


    Lass mal die Kirche im Dorf.
    Das macht ja vornehmlich nicht die Druckindustrie, sondern die Kunden.

  • Zitat

    Macht es wirklich einen Unterschied, ob nun ein Brief mit NEIN kommt oder garnichts?
    Finde ich jetzt weder dramatisch noch daneben.
    Ich sehe das so wie bei der Werbung im Briefkasten. Da schreibst du ja auch nicht zurück daß momentan kein Bedarf besteht.
    Selbst wenn Du die Werbung angeforderst hättest, würdest Du nicht zurückschreiben, daß Du mit dem Angebot nicht einverstanden bist.


    Zitat


    Vielleicht bin ich zu konservativ, jedoch ist es für mich ein Akt der Höflichkeit wenn man jemanden anspricht, bzw. anschreibt zumindest eine Antwort zu bekommen, noch dazu wenn diese fest versprochen wurde. Ich meine man bewirbt sich ja nicht so zum Spass, man gibt sich Mühe, recherchiert über die betreffende Firma, formuliert Motivationsschreiben, Lebenslauf,...
    Im Gegensatz zu Werbeblätter geht es bei einer Jobbewerbung ja doch um etwas mehr, um die Zukunft einer Familie vielleicht, es gibt schon recht spannende Schicksale.
    Doch die momentane Realität sieht leider so aus, nach dem Bewerbungsgespräch wird dreimal(!) fest versprochen es käme in einer Woche oder so ein Anruf oder schriftliche Reaktion betreffs Ergebnis der Bewerbung jedoch nach einem Monat oder zwei wartet man immer noch. Keine Reaktion. Und dies sind keine Einzelfälle!
    Das meine ich wenn ich darauf hinweise die Bewerbungen sollten wieder mehr ernstgenommen und mit mehr Respekt behandelt werden. Ich weiß nicht, ist es ein guter Eindruck, wenn man hier liest wie die meisten ehemaligen Kollegen und vielleicht sogar noch tätigen Drucker über diese Branche denken?


    Zitat

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    Ein Betrieb bildet ja nicht aus Solidarität aus, sondern auf seine Bedürftnisse abgestimmt.
    Was machst Du sonst als Drucker an einer Druckmaschine als "einen Job nach dem Anderen" herunterknallen? Nasepopeln?
    Ich wurde auch nicht an einem Zylinder oder Tiegel ausgebildet, weil einfach kein Bedarf dafür war.


    Ich wollte darauf hinweisen, ich denke eben diese Ausbildung an genannter Maschine ist recht einseitig und zielt nur aufs reine schnelle, günstige Produzieren ab.
    Wenn dieser Lehrling nun gekündigt werden sollte und in seiner Lehrzeit nie an eine XL Maschine Praxis sammeln konnte, wie soll er dann in anderen Druckindustrie-Betrieben bestehen in denen ausgebildete Drucker eben nur zu den XL Druckmaschinen gestellt werden?
    Die Firmen suchen (wenn es denn Bedarf gibt) erfahrene Fachkräfte, da wird nicht lange angelernt.
    Und an der Anicolor Maschine oder auch konventionellen Viertelbogen Maschinen stehen zumeist keine Facharbeiter sondern entweder Lehrlinge oder Helfer, so gesehen sehen die Zukunftsperspektiven für einen ausgelernten Drucker (sofern ohne umfangreiche XL oder sonstige High-Tech Erfahrung) doch recht düster aus.


    Ich stimme einem meiner Vorschreiber zu wenn er meint ein Ausbildungsstop die nächsten 5 oder 10 Jahre würde sie Situation etwas entschärfen.


    Lass mal die Kirche im Dorf.
    Das macht ja vornehmlich nicht die Druckindustrie, sondern die Kunden.


    Richtig und das Interessante ist, unser Branchenvorsitzender in Österreich beklagt eben genau diese Praxis der Kunden (grosse Kaufhäuser, Elektrohändler,...) die Aufträge explizit ins günstigere Ausland zu vergeben und die heimischen Druckereien nicht mal mehr in die Ausschreibungen einbeziehen.