Warum glänzt Lack?

  • Moinsen,


    ich soll für die Schule die Frage "Warum glänzt Glanzlack?" beantworten und finde dazu einfach keine genauen Infos.
    Eigentlich dachte ich die Frage wäre einfach, aber weder im Teschner noch im Internet steht irgendwas dazu...
    Vielleicht kann mir das einer hier beantworten? :)


    Also ob im Lack bestimmte Teile sind, die ihn entweder glänzen oder matt wirken lassen, Drucklack ist ja an sich Farbe ohne Pigmente?
    Komnmt der Glanz vom "Versiegeln" der Oberfläche?
    Gibt es Unterschiede bei Druck-, Dispersions- und UV-Lack wie der Glanz zustande kommt?


    Ich bin für jede Hilfe dankbar! ;)


    Schönen Sonntag euch allen!

  • Hallo Stupps,


    du siehst es ganz richtig, ein Lack ist in unserem Fach eine Farbe ohne Pigmente. Vor allem transparent soll er damit sein. Dann kann man die Rezeptur weiter einrichten, z. B. für eine matte oder eine glänzende Oberfläche.
    Eine glänzende Oberfläche bekommt man, wenn sie glatt ist, auch am besten ohne Mikrorauigkeit. Dann reflektiert sie das Licht spiegelnd (Einfallswinkel = Ausfallswinkel) und erzeugt für unser Auge diesen Glanz. Deshalb wird z. B. ein Dispersionslack noch glänzender, wenn man ihn kalandriert, also über eine heiße, chromvergütete Walze laufen lässt. Der ideale Glanzlack bildet eine Art Glasscheibe auf der Druckfläche.


    Und je dicker die Lackschicht ist, desto mehr glänzt sie - wenigstens bis zu einem Sättigungswert. Und UV-Lacke glänzen am besten, weil sie in der Härtung den flüssigen Zustand „einfrieren“. Die anderen schlagen noch weg oder schrumpfen bei der Verfilmung, was Glätteverluste zur Folge hat.


    Wir messen den Glanz mit einem Reflektometer, das in einem verabredeten Winkel, z. B. 30 oder 60° Lichtstrahlen auf die Oberfläche schickt und gegenüber den zurückgeworfenen Lichtstrahl im Ausfallswinkel misst. Dann sind 80 % des aufgestrahlten Lichtes ein guter Glanz, mehr ist meist besser. Und 10 - 30 % empfinden wir als matt.


    In einer Lackrezeptur dürfen sich für Glanz keine auch nur halbwegs groben Teilchen befinden. Es werden also die teureren, hochfeinen Füllstoffe wie pyrogene Kieselsäure (Aerosil) anstelle von Kalziumkarbonat (Kreidemehl) zur Viskositätseinstellung verwendet. Und auch mit den Wachzusätzen (Scheuerfestigkeit) muss man sich zurückhalten, weil die relativ grob sind.
    Öldrucklacke bringen den niedrigsten Glanz, dann kommen Dispersionslacke (wasserbasiert), und am besten glänzen UV-härtende Lacke. Wobei auch Dispersionslacke mit anschließender Kalandrierung (auch in Heatsetrotationen) fast Wunder wirken können.
    Der Reflektometerwert wird immer als Maß verwendet. Unser Auge beurteilt aber etwas vielschichtiger. Auch das glatte Aufliegen und andere Eindrücke, die sich messtechnisch verbergen, formen an unserem Glätteempfinden. So konnte es kommen, dass einige Jahre lang ausgerechnet die Öldrucklacke in Automobilprospekten geschätzt wurden mit ihrem speziellen Glanz.


    Übrigens machen Glanzlacke den darunter liegenden Druck immer farbtiefer, weil die Aufhellung durch Lichtstreuung an der Druckoberfläche wegfällt. Ein Mattlack enthält zum Mattieren dann im Gegenteil einen pulverförmigen Füllstoff oder höhere Wachszusätze, damit er gerade diese Streuung (diffuse Reflexion) bewirkt. Deshalb gibt es kein tiefes Mattschwarz, und unter Mattlack werden alle Schwarzdrucke zu Graus. Manchmal bewirken Lackierungen auch Veränderungen des Farbtones, z. B. über dunklen Blaus. Der Lack unterdrückt den Bronzeeffekt und holt also den speziell dadurch verursachten Farbschimmer zurück. Das hat schon Reklamationen gegeben, wenn jemand genau nach PANTONE bestellt, dies aber nicht wusste.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman