Simulation von Papierweiß bei Proofs?

  • Guten Morgen werte Kollegen,


    bin noch im ersten Gehilfenjahr und bereits mehrmals auf eine Merkwürdigkeit gestoßen, die mir meine Kollegen bislang nicht zu meiner Zufriedenheit beantworten konnten. Daher die Frage an meine geschätzten Kollegen mit langjähriger Berufserfahrung hier auf dieser Plattform:


    Wir druckten mal wieder nach externen Proofs einer professionellen Proofdruckanstalt, wobei das Papierweiß im FM-Raster simuliert wird, das mit der Weiße des Auflagenpapiers nichts zu tun hat. Viel zu graustichig. Dabei machen dann die Farben (ebenfalls FM) auch einen ganz anderen Eindruck und am Ende, nach der Trocknungsphase, sehe ich deutliche Abweichungen zum Proof. Auch unter Normlicht.


    Was soll diese mutwillige Zerstörung Tönung der Vorlagenweißflächen? Hat da jemand Erfahrung mit und kann mich mal aufklären?

  • Hallo,


    hatten diese Probleme auch öfters, aber ma ehrlich woher soll die Proofanstalt wissen welchen LAB Wert das Papier hat :)
    Sind halt meistens leider nur irgendwelche Standarts die da hinterlegt werden.
    Was mir aber jedesmal aufgefallen ist, daß es unter wärmeren bzw normalen Umgebungslicht wieder recht gut und dem Proof entsprechend aussah.
    Metamerie kann man halt leider nicht Simulieren und in Zeiten von optischen Aufhellern muss man halt leider Kompromisse eingehen.
    Deswegen Proofs am besten immer aus dem eigenen Workflow von der Vorstufe erstellen lassen, nur so ist eine 100%ige Genauigkeit gegeben - Stichwort Colormanagement!!!!!!
    PS. Normlicht verzeiht keine Fehler

  • Was soll diese mutwillige Zerstörung Tönung der Vorlagenweißflächen? Hat da jemand Erfahrung mit und kann mich mal aufklären?


    Hallo Kollege,
    als es die Möglichkeiten der heutigen Proofsysteme damals noch nicht gab, wurden Andrucke sehr viel aufwändiger und kostenintensiver angefertigt. Dies geschah überwiegend durch rotative Flachbettmaschinen oder
    Mehrfarb-Bogenoffsetmaschinen. Der Vorteil hierbei war der sogenannte "fortdruckgerechte Andruck" in der Form von originalem Auflagenpapier, richtiger Offset-Druckfarbe von einer belichteten Druckplatte etc.
    Diese fortdruckgerechten Andrucke waren dann auch beim späteren Druck auf einer anderen Offsetmaschine in einer anderen Produktionsstätte meißtens gut zu reproduzieren.
    Die digitale Technik schritt voran und vielen Agenturen wurde der Andruck auf die klassiche Art zu teuer. Digitale Proofsysteme wurden in rasanten Schritten in den Markt gepusht und somit einer breiten Masse an
    Anwendern zugänglich gemacht (auch solchen, die besser beim klassischen Andruck geblieben wären oder besser den Beruf gewechselt hätten). Leider war es nun nicht mehr möglich, mit originalen Druckfarben auf
    originalem Auflagenpapier anzudrucken. Und hier kommt dann das Color-Management zum Einsatz. Hierbei sollen unter anderem Abweichungen in den Farbräumen (durch die Digital-Tinten) und Färbungsunterschiede
    von Proof- zu Auflagenpapier ausgeglichen werden. Leider hapert es oftmals an der Kommunikation zwischen den einzelnen Produktionsstätten oder auch an der fachlichen Qualifikation derer, die ein Proof erstellen.
    Dann kommt es zu den unerwünschten Abweichungen, die Du zuvor beschrieben hast. Die besten Chancen hätte man, wenn alle Produktionsschritte im eigenen Haus abwickeln würde.
    In diesem Sinne farbenfrohe Grüße, Olaf.

    Es heißt ja nur "guten Morgen" weil "halt die Fresse" gesellschaftlich nicht so akzeptiert ist. :rolleyes:

  • Die erste Frage die du dir Stellen musst ist ja: Hat mein Auflagenpapier die Farbe, die in der Druckbedingung anvisiert ist?


    Das simulierte Papierweiß erscheint dir vielleicht auch einfach zu grau, weil dein Auflagenpapier sehr stark aufgehellt ist und eigentlich gar nicht für einen Druck nach Standard vorgesehen ist.
    Dem Proofdienstleister kann nur ein Vorwurf gemacht werden, wenn er nicht nach Standard prooft. D.h. er simuliert die Farben nicht innerhalb der vorgesehenen Toleranzen. Dann ist es aber auch kein rechtskräftiges Proof mehr. Nachvollziehen kann man das am Messprotokoll was hoffentlich neben dem Medienkeil an euren Proofs anhängt. Wenn du nun noch ein Spektralphotometer hast dann kannst du ja mal aus Spaß an der Sache dein benutztes Auflagenpapier messen, dann zum Vergleich die Papierweiß-Simulation auf dem Proof und das beides dann mit dem Standard vergleichen.


    Um ein normgerechtes Proof zu erstellen muss nunmal das Papierweiß simuliert werden. Viele Proofsubstrate sind leider zu sehr aufgehellt woraus dann diese scheußliche Weißsimulation resultiert. Man kann zwar ein bisschen hier und da tricksen, bewegt sich dann aber leider rechtlich in der Grauzone soweit ich das beurteilen kann. Macht man das im eigenen Betrieb kann man dafür noch Verwantwortung übernehmen, als Proofdienstleister würde ich aber beim besten Willen nicht an der Simulation drehen um einer Druckerei mit ihrem zu sehr aufgehellten Papier entgegenzukommen.


    Die tatsächlichen Farbabweichungen könnten also ganz einfach dadurch entstanden sein, dass euer Papier nicht dem Standard entspricht, für den das Proof erstellt wurde.


    Gruß, Tobias.