Um zwei Kernprobleme zu beleuchten versuche ich dir - stark verkürzt - auf dein Posting zu antworten. Sollte dich etwas Ausführlicheres zu einem bestimmten Punkt interessieren empfehle ich den Weg der „Persönlichen Nachricht“. Das würde hier zu langatmig. Und nimm es bitte als gleichberechtigte Antwort, nicht als Besserwisserei.
Aber was soll man da tun? Die Klappe ganz und gar halten, obwohl man etwas sagen möchte? Grundlagenliteratur empfehlen, nur um dann adäquat zu diskutieren? Auch doof.
Keines von beiden. Erste Regel ist: beim Thema bleiben. Wenn Zeitarbeit mit seinen Aspekten besprochen wird sind ansatzlose Versatzstücke aus einer ideal-liberalen Welt absolut unverständlich. Weil ja mehrheitlich Zeitarbeit mit seinen schlechten Bedingungen als Ausfluss einer „liberalen“ Wirtschaftshaltung missverstanden wird.
Liberal sein, oder in der konsequenten Ausformung libertär, ist keine bekannte Grundhaltung mehr. Die uns als liberal vorgestellte Partei ist meist eine schlimme Verzerrung, eine Fratze des liberalen Gedankens. Wer immobilienmakler und Rechtsanwälte als Hauptklientel hat - die einen schützen sich mit festen Courtagen, die anderen mit einer Gebührenordnung vor freiem Wettbewerb - kann nicht liberal agieren. Die wenigen Personen (Baum, Hirsch, Leutheusser...) mit einigen sichtbaren liberalen Einstellungen haben ihren Kampf. Ansonsten wird heute liberal mit skrupellos bis darwinistisch übersetzt.
Da weder die Schulen in Politik und Ethik liberale Grundgedanken sinnvoll vorstellen, noch eine politische Partei diese Überzeugung ernsthaft vertritt, ist hier ein Schlagabtausch über Klischees vorprogrammiert. Eine Partei kann dies nicht leisten, da ja eine konsequente Rückführung des staatlichen Apparates all die Pöstchen dezimieren würde, auf die die Parteifunktionäre spekulieren. Und in der Schule müsste man die Gedanken verstanden haben, ehe man sie erklärt. Fundiert liberal sein ist gleich kompliziert wie links sein, für beides braucht es Hirn. Nur rechts sein kann ich auch mit dem Hintern ...
Zugegeben, ich hatte und habe auch so meine Problemchen mit gewissen libertären Überzeugungen. Da muss man lange denken, um diese passend zu bewerten und zu "beurteilen".
Na bitte. Und das ist eine Überforderung für so ein Forum. Hier wird über's Leben gepostet, für den Wettbewerb politischer Ideale gibt es sicher bessere Plattformen.
Dein Kompass stimmt - behaupte ich - weil meiner die gleiche Richtung zeigt. Aber du möchtest in die angezeigte Richtung marschieren, ohne den offenen Fahrstuhlschacht vor dir zu berücksichtigen. Vertragsfreiheit? Super Idee, nur müsste vorher etwas mehr Waffengleichheit zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber herrschen. Die stellt sich vielleicht auf lange Sicht mit Glück auch durch konsquente Praxis ein, aber bis dahin bleiben sehr viele Arbeitnehmer sprich Familien sprich Kinder auf der Strecke. Und das kann sich diese Gesellschaft nicht leisten, es also nicht akzeptieren. Nicht jeder kann reisen und arbeiten wie Der Kolb.
Also heißt mein Ziel: jede weitere Bürokratisierung und Verklausulierung von Verträgen verhindern, Bestehendes zurückdrängen. Die Zukunft gehört dem Facharbeiter, er wird knapp. Und er wird in absehbarer Zukunft wieder umworben werden. Ohne jegliches staatliches Förderprogramm. Und das wird auch die Zeitarbeit reduzieren. Ohne neue Gesetze.
Das nur beispielhaft. Wer statt Kapitalismus den Begriff Wettbewerb schreibt bricht die ideologische Debatte auf unser tägliches Tun herunter. Und wird verständlicher.
Zu guter letzt, du magst ja Zitate, noch eines für Alles:
“Wahrheit bezeichnet nicht einen Gegensatz zum Irrtum, sondern die Stellung gewisser Irrtümer zu anderen Irrtümern, etwa, dass sie älter, tiefer einverleibt sind, dass wir ohne sie nicht zu leben wissen, und dergleichen.“ Friedrich Nietzsche
Grüße