Meine Antwort:
Fangen wir einfach an: Öldrucklacke, also Offsetfarben ohne Pigmente. Sie sind in den Substanzen so verwandt, dass sie auf kaum einem Druck Schwierigkeiten machen können. Von der Platte im z. B. fünften Werk verdruckt (mit Feuchtung) könnte die Lackschicht über stark farbbelegten Partien mal zu schwach werden, weil die Nasszügigkeit über den frischen Skalendrucken nicht ganz ausreicht. Man müsste es evtl. am Glanz merken können. Vollflächig ohne Feuchtung in line gibt wegen der Eigenzügigkeit des Lackes Risiken, dass er schmutzig läuft.
Dann kommen die Wasser-verdünnbaren Dispersionslacke, eine Art von Acryllacken. Sie sind dem „fettigen“ Offset recht fremd und müssen vom Hersteller gut vorbereitet sein. In line verdruckt, gibt es sehr wenige Risiken, nass-auf-trocken dagegen etliche. Reine Offsetdrucke sollten nicht zu alt und durchgetrocknet sein, damit sie noch nicht so viele Störsubstanzen ausschwitzen konnten.
Lösemittellacke kommen wohl nur noch selten zur Anwendung. Es waren Sprit- oder Nitrolacke, daher die Echtheitsvorschriften. Wobei mit Sprit ein Wasser-Alkohol-Gemisch gemeint war und bei Nitro ein extra definiertes Gemisch gängiger Lösemittel nach ISO 2836.
Immer wichtiger werden strahlenhärtende Lacke. Sie werden entweder mit Elektronenstrahlen (EB, Kathodenstrahlen) oder mit UV-Licht (Quecksilberdampf-Lampe, LED) gehärtet. Dazu haben sie als Bindemittel monomere und teil-vorvernetzte (oligomere) Acrylat- Verbindungen. Diese sind mit ihren kleinen Molekülen durchaus auch als Lösemittel aktiv. Das bedeutet, die Drucke unter dem Lack müssen entsprechende Echtheiten aufweisen. Im Prinzip haben beide gleichartige Bindemittel. Elektronenstrahlen vernetzen die Acrylate direkt, weil sie sehr energiereich sind. UV-Strahlen brauchen noch Hilfsstoffe (Foto-Initiatoren), die die niedrigere Strahlungsenergie in Angriffe auf die Acrylate umsetzen können.