Meine Antwort:
Das mit dem Offset ist korrekt. Deshalb sprechen wir auch von "Halbtonsimulation". Aber das mit dem Tiefdruck ist halb wahr oder falsch.
Fangen wir beim Stahlstich an. Falls ich das richtig sehe, kann der nur Linien als Elemente, keine Flächen drucken. Man kann sicher auch nicht gezielt tief gravieren, um Halbtöne hin zu bekommen.
Dann kommen die geätzten Zylinder. In denen sind in Rasterflächen alle Rasterpunkte theoretisch gleich groß, und die Näpfchentiefe variiert. Das nennen wir dann schon "echte Halbtöne". Es hat auch viele der Vorteile wie reinere Farbtöne bei niedrigeren Schichtdicken usw. In der Praxis wird die Farbe aber nicht nur in die Näpfchen randvoll gefüllt und so abgegeben. Im oberen Prozentbereich streicht die Rakel nicht mehr sauber über den Näpfchenrändern ab, und die Stege werden teilweise überflutet. Mit dem Fadenzähler kann man das erkennen. Die Füllung der Näpfchen und damit die Ausfärbung des Punktes hat auch eine Art Profil, ist also nicht gleichförmig. Aber über den Schnaps geschieht die Hauptsteuerung durch die Farbschichtdicke, also Tiefenvariabilität = Halbtöne.
Bei der Elektrogravur schlägt ein Stempel eine pyramidenförmige Vertiefung ins Kupfer, also stark = tief und groß und dagegen schwach = flach und klein. Fläche und Farbmenge (=-intensität) werden gemeinsam variiert. Sie nennen das "tiefen- und flächenvariiert". Also ist ein Stück der alten Druckqualität erhalten.
Modern wird mit Laser graviert. Da kann man im Prinzip machen, was man möchte. Nur die Stege in den Flächen müssen als Abstützung bleiben. Diese Technik kenne ich nicht aus der Nähe. Die alte Tiefenvariabilität ist aber wohl möglich.