Meine Antwort:
Mattierungsmittel für Lacke und Farben sind gemahlene Kalziumkarbonat - Puder und ähnliche feinteilige Pulver mit steinförmig gemahlenen Körnern. Es ist wie beim Papierstrich: Ein seidiger oder richtig matter Effekt lässt sich nur durch Partikel erzielen, die unter dem Mikroskop ausschauen wie Schotter. Und wer als Kind einmal auf einer Schotterstraße ausgerutscht ist, weiß, was das bedeutet.
Solche Mattlacke werden immer ein Scheuerproblem haben, sogar mit den besten Bindemitteln.
Die Papierindustrie hat eine Alternative. Sie kann einen Kaolinstrich (plättchenförmige Pigmente) einfach matt kalandrieren. Diesen Trick kann man in einem Drucklack nicht benutzen.
Was bleibt dann?
Wir wissen, dass die Wachse, die für eine gute Scheuerfestigkeit in Farben und Lacken eingesetzt werden, den Glanz reduzieren. Logischerweise kann man einen Lack so stark mit Wachs füllen, dass er einen brauchbaren Matteindruck abgibt. Für eine kleine Sparte ist diese Lösung auch praktikabel.
Die Natur der Wachse bringt aber auch Nachteile mit sich; sonst hätten alle Mattlacke diesen Trick genutzt. Ein wachsmattierter Lack zeigt sehr empfindlich Polierspuren, sobald man über ihn streicht oder reibt. Dann zeigt ein Flyer schnell Gebrauchsspuren.
Außerdem leben die Wachse in ihrem Mechanismus gerade davon, dass sie vom Bindemittel schlecht benetzt werden. Bei Druckfarben besteht daher immer eine große Gefahr, dass sie in den Nipps unter mechanischem Stress ausgesondert werden und dann z. B. auf Walzen aufbauen.
Solche Aufbauten verraten sich in der Praxis logischerweise immer leicht: durch darüber - Reiben wird die Schicht glatt und glänzt.
Solange man also nicht das Geld ausgibt, das eine der modernen, scheuerfesten Mattfolien in der Kaschierung kosten, wird man bei matten Oberflächen mit eingeschränkter Scheuerfestigkeit leben müssen.