Welche farb- bzw. papierbedingten Aufbauerscheinungen auf dem Gummituch kennen wir im Bogenoffsetdruck?
Meine Antwort:
Als Aufbauerscheinungen bezeichnen wir Krusten, die sich während einer Auflage durch Ablagerungen z. B. auf dem Gummituch bilden können. Wenn sie stark genug ausgeprägt sind, markieren sie sich im Druck durch Aussetzer in der druckenden Fläche.
Grundsätzlich kann jedes Material dort aufbauen, das über eine gewisse Klebrigkeit verfügt. Normal sind z. B. dünne Farbschichten auf allen bedruckten Partien sämtlicher vorangegangenen Werke. Diese Farbschichten bilden sich durch Rückspaltung und sind frisch, d. h. nicht zähklebrig. Logischerweise werden sie auch nicht als Aufbauen bezeichnet.
Teile aus der Papier- oder Kartonoberfläche findet man nicht selten, also Fasern oder ganze Strichausrisse. Schneidkantenstaub und Strichabrieb von der Oberfläche sind häufig zu finden. Bei einem zweiten Druckgang lagert sich natürlich der Druckpuder des vorherigen Ganges ab.
Diese Aufbauten sind im ersten Werk am stärksten und lassen nach hinten nach. Nur bei Nassrupfschwächen des Papiers geht es sinngemäß anders herum.
Farbanteile können sich aus zwei Gründen ansammeln: Entweder scheiden sich spezielle Bestandteile aus, während der Bedruckstoff an der frischen Farbschicht saugt. Das können Wachse (Poliereffekt!) sein oder ähnliche Substanzen aufgrund einer Unverträglichkeit im Bindemittel unter mechanischem Stress. Am häufigsten finden wir aber einen Farbaufbau an der Abrisskante druckender Flächen, von zähklebrig bis fast ganz trocken und hart. Immer, wenn die Saugfähigkeit des Papiers und die Wegschlaggeschwindigkeit der Farbe zu stark zusammen wirken, wird ein Teil der gedruckten Farbe auf dem Bogen bereits in der Maschine klebrig, sammelt sich beim Abrollen bis zur Abrisskante - und baut dann auf oder rupft auch. Dieses Symptom erscheint zuerst im letzten Werk und breitet sich weiter nach vorne aus, während die Auflage läuft.
Außer diesen häufig auftretenden gibt es noch eine Vielfalt spezieller Erscheinungen.