Meine Antwort:
Erste Antwort: ja, z. B. durch Stehenbleiben im Kasten.
Zweite Antwort: Genauer betrachtet, werden zwei unterschiedliche Begriffe in der Praxis als „Thixotropie“ bezeichnet. Der allgemeine Begriff ist „scherverdünnend“, shear thinning. Er bedeutet, dass eine Flüssigkeit immer niedriger viskos wird (leichter fließt), je mehr sie geschert (gerührt) wird. Die kann rein von der Scherkraft abhängen. Dann nennen wir es korrekt Pseudoplastizität. Es kann aber auch von der Scherzeit abhängen, hat also eine zeitliche Verzögerung. Dieser ist der korrekt als Thixotropie bezeichnete Effekt. Beide Effekte sind in der Regel gleichzeitig vorhanden, nur in unterschiedlichen Ausmaßen.
Reine Pseudoplastizität ist technisch weit verbreitet und hilfreich: Die Farbe lässt sich bei ihrer hohen Viskosität mit einem Spachtel aus der Dose entnehmen, fließt aber zwischen den Walzen aufgrund der starken Scherkräfte gut durch das Nipp.
Wenn der zeitliche Effekt dominiert, gibt es eher Ärger: Die Farbe kann im Kasten stehen bleiben, wenn sie der Drucker nicht hin und wieder anschiebt. Im Vierfarbendruck neigen besonders Gelbs und Cyans zur Thixotropie, Magenta praktisch nie. Man vermutet als Ursachen dieser zeitlichen Veränderung leichte Strukturbildungen durch Anziehungskräfte zwischen den Pigmentkriställchen. Damit wird auch verständlich, dass Thixotropie besonders bei hochkonzentrierten Farben auftritt, wo sich die Kriställchen näher kommen, also z. B. im Verpackungsdruck bei konzentrierten Sonderfarben. Und auch hier leiden wieder bestimmte Gelbs und Oranges am stärksten.