Frage 178, Funktionsdrucke 2, Wie werden Duftöle oder Durchschreibe-Chemikalien in Mikrokapseln verpackt?

  • Meine Antwort:

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    Die Öle werden natürlich nicht in fertig gebaute Kapseln gefüllt. Die Kapseln werden um die Öltröpfchen herum gebaut.

    Dazu nimmt man eine Art Kunststoff-Vorstufe in öliger Form. Die muss in der Lage sein, z. B. bei einer bestimmten pH-Wert-Änderung auszuhärten, beispielsweise zu polymerisieren. In dieser öligen Flüssigkeit löst man das Aromaöl oder die Durchschreibe-Komponente auf. Dann emulgiert man die ölige Lösung in einer wässrigen Reaktionslösung. Die Emulsion besteht also draußen (kontinuierliche Phase) aus einer wässrigen und in den Tröpfchen (disperse Phase) aus einer öligen Flüssigkeit.

    Die technische Raffinesse besteht nun darin, möglichst alle Öltröpfchen der Emulsion gleich groß, z. B. 5 µm, zu machen, damit nachher nicht lauter große und kleine Kapseln entstehen.Das gelingt erstaunlich gut, ein Meisterwerk chemischer Verfahrenstechnik. Große Kapselnwären weniger stabil und würden schon bei niedriger Beanspruchung (etwa zwischen den Walzen beim Verdrucken) platzen, und die kleinen vielleicht nie zerdrückt.

    Löst man nun die Härtung-Reaktion aus, findet sie in den Kontaktflächen zwischen Öl und Wasser statt, also an der Außenfläche der Öltröpfchen. Dort härtet Material, bis sich eine winzige Kapsel gebildet hat, die innen das Aromaöl und wohl auch noch ungehärtetes Kunststoffzeug enthält.

    Nach der Härtung kann man die Kapseln abfiltrieren, waschen und trocknen. Dann hat man ein feines Pulver, das sich gut in geeignete Lacke einmischen lässt. Auch hier ist etwas Erfahrung und Know How über Lacke nötig, aber es klappt ganz gut.

    Der Knüller ist, wenn die Kapseln so stabil und im Lack verdruckbar sind, dass sie nicht schon alle in der Druckmaschine zwischen den Walzen platzen, später beim Durchdrücken oder Reiben aber bereitwillig ihren Inhalt freigeben.

    Jetzt versteht man auch, warum der Aromastoff unbedingt Öl-löslich sein muss. Sonst landet er außerhalb der Kapseln und wird vom Pulver wieder weg-gewaschen. Das ist bei Kaffeeduft das Problem, denn akzeptable Aromen , die Kaffee überzeugend vortäuschen, sind alle in Wasser löslich. Schade, denn die sind in Tonnen verfügbar von der Herstellung löslicher Kaffees - und damit relativ billig.