Frage 168, Gibt es umweltfreundliche Druckfarben?

  • Meine Antwort:

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    Mal unabhängig vom Wort „umweltfreundlich“ (s. Quizfragen 63 und 91) versuche ich einmal, den Gehalt solcher Aussagen zu hinterleuchten.

    Etwa ein Drittel der Entwicklungsarbeit im Druckfarbenlabor dreht sich um den Austausch von Rohstoffen, über die gesundheitliche Risiken neu bekannt werden. Das betrifft nur in Extremfällen wirklich Giftigkeit oder ausgemachte Schädlichkeit, weil diese Themen allgemein gut durchleuchtet sind. Beispiele waren Cadmium und Blei oder Phthalat-Weichmacher. Ressourcenschonung ist oft ein Argument. Die CO2-Bilanz steht heute stärker im Vordergrund als noch zu meiner Zeit. Und natürlich der Preis. Wie beim iPhone stellen praktisch nur noch die bekannten Kandidaten in Übersee die Massenrohstoffe Pigmente oder Bindemittelkomponenten her.

    Den Austausch der Mineralöle gegen Fettsäureester haben wir euch als Umwelttat verkauft, weil Mineralöle aus fossilen Quellen stammen und Pflanzenöle nachwachsen. In Wirklichkeit erlaubten sie besser verdruckbare Offsetfarben und kamen auf, als die umgeesterten Pflanzenöle endlich halbwegs bezahlbar wurden. Dass dann gleich mit „mineralölfrei“ geworben wurde, ist auf die übliche werbliche Übertreibung zurückführbar. Ein paar Prozent Mineralöle schaden der Umwelt hier gar nicht, weil sie nie zu relevanten Verbrauchsmengen führen. Mineralölfreiheit ist nur in Extremfällen wichtig wie bei BOPP-Folien.

    Sowohl die Mineralöle, als auch die Pflanzenölester ähneln Kraftstoffen: Diesel und Biodiesel. Der Unterschied ist jedoch eine strenge Reinheit beim Zusatz in Druckfarben, weil sie dort scharf definierte Löse-Eigenschaften besitzen müssen und nicht einfach nur verbrannt werden. Stichwort: aromatische Mineralöle, die krebserregend sind.

    Probleme waren oder sind bestimmte Mineralöle in Zeitungsdruckfarben, weil dort der Preisdruck zu höherer Risikobereitschaft verführt. Lustigerweise sind die nur in Recycling-Karton bemängelt worden, der massenhaft für Tiefkühlpackungen eingesetzt wird. Der Farbnebel beim Drucken wäre mir wichtiger, wenn ich an die Drucker denke. Er ist vor vielen Jahren diskutiert worden und dann doch wieder aus der öffentlichen Diskussion verschwunden.

    Die Ökoargumente können sich nur auf Bindemittel beziehen, weil wir Pigmente nur bei Giftigkeitsgefahr ersetzen können, also nur aus ganz wichtigen Gründen. Versuche mit „Naturfarben“ sind wegen zu geringer Farbleistung für die technisch eingesetzten Druckverfahren negativ ausgegangen (s. a. Frage 91).