Frage 159, Wie wirken die Trockenstoffe in Offset-Druckfarben?

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    Kurze Antwort: Trockenstoffe sind Flüssigzusätze zur Druckfarbe, die die oxidative Verfilmung der Bindemittel von Tagen auf Stunden beschleunigen.

    Ausführlicher: Unter Trockenstoffen verstehe ich hier Substanzen, die in der oxidativen Verfilmung als Katalysatoren helfen, lange, kettenförmige Moleküle (Pflanzenölsäuren) untereinander zu verknüpfen, damit ein einigermaßen fester Bindemittelfilm entsteht. In der Regel helfen sie den Sauerstoff-Molekülen der Stapelluft, sich zwischen zwei solchen Ketten mit je einem Ärmchen (Bindung) festzugreifen.

    Dazu brauchen sie ein paar Fähigkeiten. Sie müssen das O2-Molekül des Sauerstoffes irgendwie aufreißen und reaktiv machen. Das können einige Metallverbindungen gut, deren Metallteil in verschiedenen Oxidationsstufen vorkommen kann, z. B. Kobalt (2- oder 3-wertig) oder Blei (2- oder 4-wertig).

    Damit sie an die Fettsäureketten heran kommen, müssen sie unpolar (korrekt: dispers) auftreten, einfach gesagt, ölig. Von selbst würden sie immer eher in polare Umgebungen gehen, also in wässrige. Man bringt sie mit mittelgroßen organischen Säuren als eine Art „Salze“ in diesen Ölfreundlichkeit.

    Solche Verbindungen, z. B. Kobaltoktoat, sind nicht besonders stabil und hassen den Kontakt mit Wasser. Eines der Probleme in unserem Offsetdruck, das der Buchdruck mit den gleichen Trockenstoffen nicht hatte.

    Der Farbenhersteller kauft diese Verbindungen als z. B. 10% ige Lösung in Öl und gibt davon ein bis zwei Prozent in die Farbe. Dabei muss er die Dosierung recht genau abmessen, weil er die optimal wirkende Dosis haben möchte. Mehr hilft zwar mehr. Diese Stoffe katalysieren allerdings auch auf gleiche Weise durch Aktivierung des Sauerstoffes den Bruch und Abbau der Ketten aus Pflanzenölen, also die Versprödung des Farbfilmes. Solchen, wieder schwächenden Effekt nennen wir Übersikkativierung.

    Trocknerpasten, die an Drucker verkauft werden, sind noch einmal mindestens um das Zehnfache herunter verdünnt. Damit kann er nicht leicht einen Schaden an der Trocknung anrichten.

    Für jedes Bindemittel gibt es eine optimale Trocknerdosis, die der Farbhersteller einzuhalten hat. Er tut das in aller Regel, weil er damit den Erfolg seines Produktes absichert. Zusätzliche Anteile müssen normalerweise durch besondere Situationen begründet sein, wenn sie nicht nur psychologisch helfen sollen.