Was bedeutet bei einem Rasterverfahren, es wirke flächenvariabel?
Meine Antwort:
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Wir stellen uns vor, dass im Flachdruck sauber gleichmäßige Farbschichten aufgetragen werden. Dazu müssen die Farbauftragswalzen über die gesamte Formatbreite eine gleichförmige Farbschicht auf der Druckform überlassen (s. a. Quizfrage 13). Dann nimmt die Platte nur in den druckenden Stellen Farbe ab. Und die Flächengrößen entscheiden jeweils über die Farbmenge.
Idealerweise ist der Rasterpunkt ein kleines, flaches Plätzchen in irgendeiner beabsichtigten Form. Wenn wir eine Farbfläche aufrastern, können wir so mehr oder weniger Farbwirkung zwischen 0 und 100 % der Volltondichte erzeugen, ohne dass wir die Farbschichtdicken einzeln regeln müssten. Das ist elegant und funktioniert in allen Druckverfahren. In den meisten Verfahren ist es auch noch die einzig machbare Art.
So ideal klappt in der Technik allerdings keine Theorie. Aber diese klappt in allen Druckverfahren immerhin gut genug, dass wir mit diesem Modell arbeiten können. Wir können die Farbwirkung sogar brauchbar genau vorausberechnen, so dass eine professionelle Produktion mit beschreibbarem Ergebnis fertig wird.
Grundsätzlich können wir eine Rasterfläche definieren, bei der alle Punkte feste Plätze haben und dann ihre Größe variieren. Das wird autotypisch oder Amplituden-moduliert genannt. Oder wir verstreuen mal mehr, mal weniger Punkte auf einer Fläche und arbeiten stochastisch / Frequenz-moduliert. Oder wir mischen alle diese Techniken miteinander, wie wir das bei der elektronischen Bebilderung können.
In den Quizbeiträge 108 und 109 sind ein paar Bilder von gedruckten Rasterflächen angehängt. Sie zeigen, dass aus der Nähe diese theoretische Beschreibung von konstanter Farnschichtdicke überhaupt nicht gut eingehalten wird. Egal, Hauptsache, es ist für eine professionelle Produktion ausreichend genau. Für Spezialisten unter uns ist es aber schon wichtig, genauer hinzusehen und zu berechnen. Für den einfachen Praktiker ist das Idealmodell der Flächenvariation aber schön griffig. Er kann einen direkten Bezug von farbbedeckter Fläche und optischer Dichte (Farbwirkung) erkennen und vernünftig arbeiten.