Hier sprechen wir nicht von Druckfarbe, sondern von Drucktinte. Klar, das kam aus dem Englischen zu uns, und keiner hat aufgepasst, wie wir das eigentlich in unserer Fachsprache nennen. Aber Sprache lebt. Klassisch sind bei uns die Lacke ja auch Farben ohne Pigment. Das galt, bis man Dispersionslacke pigmentierte, um in der Flexotechnik der Lackierwerke Effektpigmente besser aufbringen zu können als im Offset. Eigentlich sollten wir sie alle auch Druckfarben nennen.
Im Tintenstrahldruck, Ink Jet, gibt es echte Strahler (continuos ink jet) und Tröpfchen-Schießer (drop-on-demand printer, bubble jet). Echte Strahldrucker finden sind in technischen Spezialanwendungen (EKG, unterschiedlichste Kodierer für z. B. Verpackungen). Impulsgesteuerte Einzeltröpfchendrucker sind dagegen immer weiter verbreitet vom Bürodrucker bis in den grafischen Bereich als Proofer und Druckanlagen für unterschiedlichste Format- und Materialklassen.
Je nach Oberflächenstruktur des Bedruckstoffes erkennt man in der Vergrößerung Tropfen bis wild zerfranste Tropfen. Der Tintenstrahldruck hat die Entwicklungen ganz eigener Druckobjekte ermöglicht wie LPF, Großformatdrucker für Displays, Planen oder Großplakate.
Die Größe der Tröpfchen kann recht grob sein wie bei der Post, die ihre hellrote Codierung auf unsere Briefe druckt. Deren Punkte erkennt man mit bloßem Auge. In der Hochleistungstechnik sind die Tröpfchen bis zu 5 pl (Picoliter) klein. Das können wir uns nicht mehr vorstellen: 1 Milliliter hat 1 cm Würfelkante. Teilt man ihn in 1000 Teile, erhält man einen Mikroliter. Und den nochmal durch 1000 kommt der Nanoliter. Und davon ein Tausendstel ist ein Picoliter. Und diese kleinen Druckelemente werden präzise gezielt und getaktet.
Inzwischen entscheidet der Bedruckstoff längst mit, welche optische Auflösung erreicht wird. Interessanterweise entscheidet er beim Ink Jet auch stark mit, wie lichtecht ein Druck wird. Da haben sich, besonders für das Drucken von Fotos, aufregende Entwicklungen im stillen Kämmerlein ergeben. Inzwischen ist auch das früher Unmögliche möglich geworden: Es gibt Tinten, die gar nicht mit den Farbstoffen arbeiten, die in der Tinte zu einzelnen Molekülen gelöst sind, sondern mit Pigmenten. Früher galt das als unmöglich, weil Pigmente aus winzigen Kriställchen bestehen. Und so winzige Partikel bleiben nie gerne alleine, sondern klumpen zusammen (agglomerieren). Und das verträgt sich nicht mit den winzigen Düsen. Mir wäre verständlich, wenn die Dispergiertechnik dort den Kilopreis bestimmt und weniger die Materialwahl.