Frage 104, Rasterarten 1

  • Sind AM-Raster veraltet? Mit welchen Bebilderungstechniken können wir AM-Raster erstellen?

    meine Antwort:

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    Überhaupt nicht veraltet, weil einfache und kostengünstige (Datenmenge) Prozesse oft ausreichen oder sogar Vorteile bieten. Die Möglichkeiten der elektronischen Bebilderung erlauben völlig neue Wege zur Verbesserung der Bildqualität auch ohne den Einsatz von FM-Rastern.

    Man kann sie photomechanisch erzeugen, indem man gezielt die Unschärfen der Bebilderung und die Schwärzungsempfindlichkeit fotografischer Filme nutzt. Das geht mit besonderen Folien als Kontaktkopie und auch in der Reprokamera (s. a. H. Kipphan, Handbuch der Druckmedien, S. 493-496). Heutzutage kann man natürlich auch mit datengesteuerten Lasern Filme oder Platten belichten (Punkte aus feinen Pixeln gezielt aufgebaut) oder gar Tiefdruckzylinder direkt bebildern. Raster für den Tiefdruck werden händisch (Stahlstich, Sticheln, Gravur) oder elektromechanisch graviert. Man kann sie aber auch mit Eisenchlorid-Lösung durch eine raffiniert präparierte Gelatineschicht ätzen.

    übrigens:

    Der Ausdruck AM ist aus der Nachrichtentechnik entliehen und bedeutet „amplitudenmoduliert“. Man stelle sich vor, mit einem Detektor über die Rasterfläche zu fahren wie über eine Sinus-Welle. Dann empfängt man an festgelegten Plätzen unterschiedlich starke Schwarz-Signale, die Amplituden der Schwingungen. Mir gefällt „periodischer Raster“ besser, weil er verdeutlicht, dass die Punkte in gleichen Abständen untereinander aufgereiht sind. Es wird aber auch „autotypisch“ = selbstabbildend gesagt. Dies ist wieder ein Fall von schlampiger Wortwahl im Fachjargon. Denn bei der „autotypischen Farbmischung“ steht das Wort für Raster allgemein, also auch für nicht-periodische.

    Periodische Raster kann man mit unterschiedlichen Punktformen erzeugen. Es gibt Kreise, Quadrate, Ellipsen, Rechtecke, deformierte Punktformen mit ausgebrochenen Ecken oder Zacken, Sonder-Punktformen wie Flügelräder. Aber auch zweidimensional gebaute Linienraster mit geraden, wellenförmigen oder kreisrunden Linien.

    Die Möglichkeit für Sonderformen erfordert entsprechend höher aufgelöste (feinere) Bebilderungstechniken, damit ein Punkt aus genügend vielen Pixeln aufgebaut werden kann. Das gilt auch für Feinraster mit 120 oder gar 300 Linien/cm, die gelegentlich anzutreffen sind.

    Periodische Raster finden sich in allen Drucktechniken, den vier klassischen und auch in den digitalen.

  • Dies ist wieder ein Fall von schlampiger Wortwahl im Fachjargon.
    Dazu möchte ich noch etwas anmerken:
    Jetzt ist spezielles Wissen aus der Repro-Technik gefordert. Als G. Meisenbach 1881 die Rastertechnik erfunden hat, dachte noch keiner an die Nachrichtentechnik. Schließlich war erst nach1913 möglich eine Funkwelle zu modulieren und die entsprechende Begriffe wurden bestimmt nicht bei den Druckern benutzt. Es ist schon vermessen, hier von "schlampiger Wortwahl" zu sprechen! Bis spät in die 1980er Jahre war unsere Fachsprache auch noch völlig in Ordnung. Jeder aus dem Graphischen Gewerbe wußte, daß eine Autotypie ein gerastertes Klischee oder Litho ist. Dieses konnte mit einem autotypistischen (heute AM) oder auch Kornraster (heute FM) erzeugt sein. Auf die technische Seite will ich nicht näher eingehen.
    Als jedoch die Digitaltechnik auf den Markt kam, wurde alles anders. Plötzlich wurden alte Begriffe mit neuen Bezeichnungen versehen, aus dem englischen übernommen usw. Ist das besser-oder nur anders?

  • Hallo Boston Presse,

    ich gebe dir in einem Recht: Mein Ausdruck ist missverständlich. Ich will nicht den Meisenbach´schen Ausdruck "autotypisch" als schlampig kritisieren. Ich benutze selbst "autotypischer Raster". Aber die "autotypische Rastermischung" empfinde ich als schlampig gewählt, weil sie sich auf alle Raster bezieht. Sie verwirrt daher den Fachausdruck für Leute, die unseren Stoff neu lernen. Es genügt doch, zum Zusammendruck "Rastermischung der Skalenfarben" zu sagen. Oder Rasterfarbmischung.

    Deine Meinung zu den Fachausdrücken aus dem Englischen verstehe ich gut. Es scheint allgemein so, dass unsere eigene Sprache von Neudeutsch und Denglisch überlagert wird. Schalte einfach mal RTL oder SAT1 ein. Das ist vermutlich cool. Meinen die. Ich vote dagegen.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • Hallo Inkman,
    leider geht "unsere alte Fachsprache" zunehmends den Bach runter. Wie du es auch richtig bemerkt hast, macht die Sprachwandlung
    in den Medien auch auf mich keinen guten Eindruck. Ich nenne das "Kreative Fehlleistung" oder Misbrauch der Pressefreiheit.
    Es freut mich, daß wir einmal gleicher Meinung sind.

    Viele Grüße
    Boston Presse