Im wasserlosen Offset müssen die vier Skalenfarben abgestufte Zügigkeiten aufweisen. Im konventionellen Offset dürfen sie alle gleich zügig eingestellt sein. Warum?
meine Antwort:
Im konventionellen Offset wird ein Emulgat verdruckt, keine reine Farbe. Es besitzt eine drastisch niedrigere Zügigkeit als die reine Farbe. Der Grund sind die zahllosen Feuchtmitteltröpfchen, die wie vorgeprägte Spaltstellen wirken.
Wenn eine Farbe gerade gedruckt wurde, schlägt praktisch alles Wasser des Emulgats mit seiner sehr niedrigen Viskosität sofort in das Papier weg, und die Zügigkeit springt auf fast den Wert einer reinen Farbe. Das geht so schnell, dass der Weg ins nächste Werk länger dauert als dieses Wegschlagen.
Damit trifft im nächsten Werk das nächste Emulgat nicht mehr auf ein weiches Emulgat, sondern auf die viel besser zusammenhängende Farbe. Somit lässt es sich gut hinunter auf die vordruckte Farbe übertragen, ohne Anteile von ihr zurückzuspalten.
Im wasserlosen Offset und im Hochdruck gibt es diesen Trick nicht. Deshalb muss jede Folgefarbe weniger zügig sein als die davor laufende. Diese Unterschiede kann man allerdings nicht besonders groß machen, weil sonst das Gelb im Vierfarbsatz zu schlapp zum Drucken würde. Das Trapping (Farbannahme nass-in-nass) funktioniert also im Nassoffset viel gründlicher als im Wasserlosen.
Ein beliebter Irrtum ist hier, das Wegschlagen von Mineralöl für den Zügigkeitssprung verantwortlich zu machen. Das geschieht viel zu langsam (weil die Öl-Viskosität deutlich höher liegt als die von Wasser) und bringt bei modernen Maschinengeschwindigkeiten keinen nennenswerten Beitrag zum Trapping. Ohne das Wasser müssen deshalb die Farben von einem Werk zum nächsten immer niedrigere Zügigkeiten aufweisen. Ein Farbtausch ohne Tack - Korrektur (z. B. Cyan - Magenta bei Mottling) wirkt katastrophal auf den Zusammendruck. Das Bild in der Anlage zeigt ein Hochdruckbeispiel, Prüfbauandrucke von zwei Schwarz-Cyan-Pärchen.