Frage 30, Farbton einer Sonderfarbe

  • Zu eurer Unterhaltung und gegebenenfalls zur Diskussion stelle ich hier hin und wieder einfache Fachfragen. Wer Lust hat, kann sich nach der eigenen Beantwortung meine Lösung anschauen. Wenn jemand erweitern, korrigieren oder widersprechen will - jederzeit gerne.

    Frage: Was kann den Farbton einer gedruckten Sonderfarbe (spot color) beeinflussen?

    Meine Antwort:

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    Da es sich beim Druck um lasierende Farben handelt, kommen zur Druckfarbe selbst noch eine Menge anderer Einflüsse hinzu. Einige von ihnen können erheblich sein und im Voraus schwer abschätzbar. Klar, zuerst kommt die Farbe. Dabei darf man bei hohem Anspruch an die Farbtongenauigkeit nicht einmal davon ausgehen, dass zwei verschiedene Fabrikate, manchmal sogar Ansätze, von z. B. PANTONE 282 C, den wirklich gleichen Farbton ergeben.

    An nächster Stelle kommt der Bedruckstoff. Seine Eigenfärbung setzt sich besonders bei pastellenen Tönen deutlich durch.

    Und dann die Oberfläche: Wenn sie sehr glatt (z. B. glänzend gestrichen) ist, erhalten wir reinere und buntere Töne, als wenn wir auf Naturpapier drucken. Zeitungspapier beispielsweise lässt überhaupt einen viel kleineren Farbenraum zu als ein Kunstdruckpapier. Die Unebenheiten der Oberfläche sorgen dafür, dass sich die Farbe nicht in durchgängig gleicher Schicht verteilen kann, sondern mikroskopisch in Klümpchen und dünnen Stellen. Und das verschwärzlicht den Farbton für den Betrachter. Und in großen Poren können ganze Farbtröpfchen versacken.

    Das Wegschlagen kann auch eine Rolle spielen, wenn nämlich der Farbfilm sich erst langsam verfestigt. Dann ist der frische Druck bunter als der weggeschlagene - eine nennenswerte Schwierigkeit für den Drucker, der ja die frische Farbe regelt, aber die getrocknete Farbe verkauft.

    Selbstverständlich spielt das Druckverfahren ebenfalls eine gewichtige Rolle. Innerhalb des Offsets ist die Farbspaltung jeweils sehr unterschiedlich, wenn man im konventionellen, im wasserlosen oder gar im Trockenoffset druckt. Es kann sogar eine Bedeutung haben, ob die Sonderfarbe im letzten Werk gedruckt wird, oder ob diese Fläche nachher noch überrollt wird (Stichwort Wolkigkeit, Mottling).

    Sollte die gedruckte Farbfläche noch einer Veredelung unterzogen werden (Lackierung, Folienkaschierung, Kalandrierung), so muss aus den unterschiedlichsten Gründen mit Farbtonveränderungen gerechnet werden.

    Und zu guter Letzt spielt das beleuchtende Licht auch noch eine wesentliche Rolle.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • hallo Inkman,

    absolut korrekt, nichts hinzu zufügen und echt der Wahnsinn wie du schreibst und erklärst:)

    Meine Erfahrungen zeigen auch, je sensibler der Endkunden seinen Farbton definiert mit Toleranzen desto mehr Sensibilität muss man in allen Teil Bereichen an den Tag legen.

    Dies geht von der Repoduzierbarkeit Genauigkeit der Farbchargen an, die der Hersteller liefert und Endet bei Faktoren eingesetzter Überdrucklack / Matt / Glanz auf dem Bogen.

    Papier / Kartonchargen können aufgrund von Fertigungsschwankungen (Strichqualität) ein unterschiedliches Farbannahmeverhalten zeigen.

    Drucktücher sind für den Farbübertrag ein wichtiger punkt, ob alt (verschlissene Oberfläche oder neu (schön samtig / weich)!

    Sogar der Feuchtmittelzusatz (Emulgat in der Farbe) in seiner Färbung kann sich auswirken bei dem ein oder anderen lasierenden Farbton.

    Mattlacke werden den Farbton immer stärker beeinflussen -> Lab Wert in der B-Achse ins Minus ziehen (etwas bläulicher, stumpfer werden)
    Glanzlacke verhalten sich hier neutraler, wobei je dicker die Lackschicht wird desto intensiver wird man-> z.B. UV Glanzlacke

    Auch der Punkt Überrollen / Glätten einer Farbschicht durch ein folge Druckwerk wirkt sich besonders bei gestrichenen Substraten vorteilhaft aus. Durch den Glättfaktor kann die Farbführung
    i.d. Regel reduziert werden, im Vergleich wenn man im letzten Werk drücken würde.

    Sofern Inline gar nicht über lackiert wird, ist es für den Drucker wichtig die nass / trockendrift der Farbtöne zu dokumentieren um entsprechend im Druck Anpassungen einzusteuern.
    Alle Farbtöne bronzieren an der Farboberfläche, Farbpigment abhängig mehr oder weniger stark.

    Ja und zuletzt währe da noch die Echtheiten der Farbe / enthaltene Pigmente (Beständigkeiten nach ISO 2836)!

    Grüße SanchoPancho