Bronzeeffekt

  • Guten Morgen liebe Offsetdrucker.


    Ich belese mich gerade über Druckfarben und Eigenschaften und bin dort gerade auf etwas interessantes gestoßen was mir auch schon in der Praxis komisch vor kam.


    Bei unserem neuen ungestrichenem Papier haben wir extrem das Problem das nach der Trockung der Farbton total ins rot umschlägt.
    Da druckt man ein strahlendes Königsblau und am nächsten Tag ist es Lila!?
    Auch bei Grün war dies zu beobachten was erst gelblich war und dann ins Braun überging.
    Wir hatten auch jux und dollerei mal ein gestrichenes Papier durchlaufen lassen und da war dieser Effekt nicht zu beobachten.


    Kommt da dieser Bronzeeffekt zum Einsatz?
    Die Oberfläche eines ungestrichenen Papiers bietet ja eine dichte ansammlung an Pigmenten an die diesen Rotschimmer hervorrufen könnte. So meine Theorie. :wacko: :?:


    Was habt ihr für Erfahrungen schon damit gemacht? ?(

  • Hallo Cat,

    vom Bronzieren kann man in zwei Sinnen sprechen.

    1. Früher wurden Vordrucke mit einem speziellen Firnis im z. B. Offsetdruck quasi in line, also sehr frisch, mit einem Bronzepulver gepudert. Man wollte einen metallischen Aufdruck herstellen.

    2. Manche pastöse Druckfarben(Buchdruck, Offset) bringen frisch einen etwas anderen Farbton als nach z. B. einer halben Stunde. Besonders deutlich beobachtet man das an Farben mit hohen Konzentration an sehr feinteiligen Pigmenten. Bekannt ist besonders das Reflexblau (Markenname der BASF für ein tief blaues Pigment des Tri-Phenyl-Methan-Typs). Es startet deutlich grünstichiger und wird mit dem Wegschlagen immer röter. Das gibt von Partnern mit einem Mangel an Fachkenntnissen Reklamationen an den Drucker.

    Den Bronze-Effekt beobachtet man am deutlichsten in der Richtung von Lichtreflexen, also im Ausfallswinkel. Wenn man den weggeschlagenen Druck lackiert, ist der Effekt weg, und die Farbe zeigt wieder den Ton des frischen Zustandes. Die Photos Reflexblau.jpg und Mischfarbe.jpg zeigen halbseitig lackierte Beispiele.

    Es ist übrigens egal, wie dick die Lackschicht drüber ist. Ein Tesastreifen tut es auch, wie die Bilder der Farb-Abstriche zeigen. Hier zeigt sich auch, was der Drucker tun kann, wenn er z. B. die Farbschicht nach visueller Kontrolle steuern will. Zum Glück gibt es im Verpackungsdruck kaum noch unlackierte Produkte. Damit hat sich der Fall quasi von selbst erledigt.

    Allgemein erklärt man es so: Die Farbschicht verarmt beim Wegschlagen an der Oberfläche an Bindemittel. Und so kommen Pigmentteilchen praktisch unbedeckt und dicht beieinander heraus. Sie reflektieren anders als glatte Farboberflächen und bringen den fehlfarbigen Lüster. Wenn man eine transparente Schicht darüber legt, ist auch der Effekt wieder weg.
    Diese Erklärung ist griffig und verbreitet, haut auch einigermaßen hin. Und sie gibt auch eine Erklärung, warum unterschiedlich saugende Bedruckstoffe unterschiedlich stark wirken.

    Will man es genauer wissen, gibt es nur wenige Hilfe in der älteren Fachliteratur. In jüngerer Zeit ist der Effekt in einer Bachelor-Arbeit an der Uni Wuppertal untersucht worden. Hier dürfte die bisher ernsthafteste physikalische Deutung stehen - im Detail nicht ganz einfach, aber unglaublich interessant für fachlich Vorbereitete. Eine Zusammenfassung wurde in „Farbe und Lack“ 2.2012, S. 24 - 27 vom Autor M. Prinzmeier veröffentlicht. Jocero hat uns den Link gegeben. Danke.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • Danke für die ausführliche Info. :thumbup:
    Finde ich ein sehr interessantes Thema. Wenn der Auftrag wieder kommt werde ich das mal mit dem Teststreifen Trick testen ob es wirklich daran liegt oder an dem neuen Papier


    Es ist wohl Möglich, dass die Matallpigmente durch zu saures Feuchtwasser oxydieren. Dies ist mir einmal passiert, da ist das Gold nach der Trocknung richtig braun geworden.


    Der Ph-Wert liegt bei 5,2 und bei Matt gestrichenem haben wir absolut keine Probleme mit der Farbe.