2 Traditionsdruckereien schließen im Zollernalbkreis

  • am 9.11
    verkündete die Druckerei Richard Conzelmann mit 120 Mitarbeiter das
    nur noch bis 31.12.2012 der Betrieb aufrecht erhalten wird. Die suche nach
    einem Investor für die überschuldete Druckerei blieb bislang vergeblich.


    In der Niederlassung von Kohlhammer in Hechingen wird bis Mitte 2013
    der Betrieb eingestellt. Davon dürften ca. 50 Mitarbeiter betroffen sein.
    Der einstige Vorzeigebetrieb wurde in den letzten Jahren konnsquent
    nieder gewirtschaftet. D en Stuttgartern war die Hechinger Niederlassung
    wohl schon länger ein Dorn im Auge.
    ?(



    Schöne grüße aus der Zollernalb

  • Hallo Kollegen,


    Ein Halbsatz aus oben genanntem Artikel der sehr zu denken gibt:


    "auch in jüngsten Ausschreibungen war man als günstigster Bieter erfolgreich gewesen"


    Dieser sogenannte Erfolg ist die Ursache für den Niedergang. Schon über mehrere Jahre und zum Ärger ansässiger Druckereien hat Conzelmann diese Preisspirale nach unten maßgeblich mit in Gang gesetzt. Der Artikel ist tatsächlich etwas unverständlich. So heisst es das noch bis Ende Dezember produziert wird andererseits aber auch gesagt wird das Conzelmann auch 2013 noch produziert. Man wird sehen wohin der Weg geht.


    Bei Kohlhammer fehlen einfach die Worte.


    Grüße
    Günter

    Alles Wahre ist so einfach, dass es eigentlich nur ein Dummkopf verstehen kann. Darum haben es ja die klugen Köpfe so schwer.

  • Conzelmann... der Markus hatte mit mir damals die Schulbank gedrückt zur Ausbildung als Offsetdrucker, war nen ganz netter Banknachbar. Aber so isses halt. Dumping Dumping Dumping bestes Beispiel bei uns war ein größerer Katalog bei dem eine Druckerei ein billigeres Angebot gemacht hat als wir Papier eingekauft hätten. Da kannste dann nur mit dem Kopf schütteln.

  • Das ganze Druckgewerbe ist doch eine einzige "Preisblase"
    Da wird es noch viele Betriebe erwischen.
    Mitleid habe ich echt nur mit den Mitarbeitern auch wenn es da weitergeht wird es sicher Personalabbau
    geben. Bin mal gespannt man bei uns im Digitaldruck die Pleitewelle losgeht
    So ruinös wie sich da die Preise entwickeln wird es sicher auch den ein oder anderen erwischen.

  • Eigentlich ein normaler Prozess.
    Es gibt ein Überangebot an Druckereien (bzw. Drucktürmen) in Deutschland.
    Es beginnt der Preiskampf und die Branche schrumpft sich gesund.
    Danach steigen die Preise wieder.
    Aufpassen müssen wir nur alle, das dann auch die Löhne wieder steigen.

    Optimismus ist nur ein Mangel an Information
    (Heiner Müller)

  • Löhne steigen !!! Das wär was da bin ich dabei !!!

    IST DIE MASCHINE KAPUTT ??? ODER WARUM LÄUFT DIE NICHT VOLLGAS ???


    KOMM WIR UNTERBRECHEN DEN AUFTRAG UND DRUCKEN 1/1 FARBIG AUF NER 8 Farben !!!


    WIR KRIEGEN DIE PALETTEN NICHT IN DIE WTV GEFAHREN DIE SIND ZU RUTSCHIG !!!

  • Eigentlich müssten die Löhne aber lange nach den Preisen (nicht nur nominal) steigen. Ich denke, die meisten Betriebe müssten erstmal Kapital aufbauen. Nicht, dass nach kurzer Flaute wieder die ersten Mitarbeiter gehen. Bzw. verstärkt auf das (praktische) Instrument Zeitarbeit gegriffen wird und werden muss. Und auf Pump gekaufte Maschinen sorgen auch nicht gerade für Ruhe im Drucksaal.
    Vorher steht aber die Fiskalmafia. Die verhindert schon enorm einen Kapitalaufbau. Da wäre es zwar praktisch, den Mitarbeitern mehr zu geben, um das zu verhindern, aber erstens greift die Mafia dort ebenso zu und zweitens ist das nicht sehr zukunftsorientiert.


    Kurz gesagt: Um Arbeitsplätze auf Dauer zu halten und sogar zu schaffen, müssen zuvorderst die Gewinne (nach Steuern) steigen! (Das ist ein Merksatz.)


    Aber!, um wieder im Hier und Jetzt anzukommen; auf real steigende Preise braucht man in einem so inflationistischem Klima wie im Europa dieser Tage nicht hoffen. Genauso wenig wie auf real steigende Löhne. Das "Geld" wird uns aus dem Geldbeutel gefressen. Und den Betrieben ebenso.

  • Eigentlich ein normaler Prozess.
    Es gibt ein Überangebot an Druckereien (bzw. Drucktürmen) in Deutschland.
    Es beginnt der Preiskampf und die Branche schrumpft sich gesund.
    Danach steigen die Preise wieder.
    Aufpassen müssen wir nur alle, das dann auch die Löhne wieder steigen.



    Hallo,
    glaubst Du daran wirklich?
    Diese Spirale geht schon viele Jahre so. Ein Betrieb nach dem Anderen erwischt es. Im Normalfall hast Du Recht, aber hier schrumpft parallel auch der Markt. Zudem werden die Produktionsmittel immer effektiver. Die Akzidenzler werden immer mehr zu Internetdruckereien und die Verpacker werden noch ganz gut wegkommen.
    Ich glaube nicht, dass der Druckmarkt komplett verschwinden wird, aber es wird noch lange so weitergehen und es wird noch Betriebe treffen, von denen es keiner gedacht hätte.
    Auf jeden Fall wird dieser Preiskampf noch lange nicht enden!!!


    Liebe Grüße

  • Man darf die Preise aber auch nicht ausschließlich aus seiner subjektiven Sicht betrachten, weil es die Branche betrifft, in der man zufällig arbeitet. Logisch, das eigene Einkommen ist davon betroffen, aber sonst? Ohne die Produktivitätssteigerungen durch modernere Technik sähe es, wenn die anderen Faktoren genauso gelagert wären, wie sie es sind, noch viel schlimmer aus. Wenn die Menschen immer weniger Geld haben (auch die Firmen), dann steht erstmal jede Ausgabe in Konkurrenz zu einer anderen. Das kennt man doch auch von zu hause. Wenn man 60 Prozent des Einkommens noch zur freien Verfügung hat, und davon 40% für Lebensmittel ausgibt, dann bleiben noch 20% für andere Sachen. Wenn Sache I dann 11% kostet und Sache II 12%, dann muss ich mich für I oder II entscheiden. Wenn der Anbieter X mir Sache II für 9 oder 8% anbietet, dann freue ich mich und kann mir beides leisten. Hätte Anbieter X seine Produktivität nicht in dem Maße gesteigert, dass er mir diesen Preis hätte bieten können, dann hätte ich vielleicht nur Sache I gekauft. Vielleicht auch nur Sache II. Aber nicht beide. Dann hätte ich nämlich bewerten müssen. Was brauche ich unbedingt? Was kann ich anderweitig auch erreichen? Wenn die Druckpreise auf hohem Niveau bleiben, dann ist das Internet eine viel bessere Alternative, als wenn die Druckpreise sinken. Wenn Internetangebote bezahlt werden müssen, dann wird auch die Drucksache wieder attraktiver. Aber eben nicht zu hohen Preisen.


    Druckprodukte stehen mit allen anderen Waren und Dienstleistungen im Konkurrenzkampf. Wenn alles billiger wird, dann kann man sich, ohne dass der "Geldhaushalt" wächst, mehr leisten und lebt dadurch besser; oder kurz: mehr Wohlstand. Sinkt das Einkommen, so kann man doch zumindest auf einem gleichbleibendem Niveau verharren. (wer heute an der ersonnenen Armutsgrenze lebt, lebt doch im Grunde nicht schlecht. Es ist zynisch, wenn in anbetracht solcher Leute, davon gesprochen wird, dass die Preise im Keller sind und dass Qualität auch ihren Preis haben muss und an allen Ecken gegen Dumpingpreise, Dumpinglöhne und solch Schmuh gewettert wird)
    Wenn jedoch jede Branche zur Protektionismuswaffe greift und hohe Preise behalten/durchsetzen will, dann geht es letztendlich allen schlechter, weil alles teurer wird und man sich somit immer weniger leisten kann. Da wird die Lohnerhöhung, welche man sich verspricht und vielleicht auch bekommt, ganz schnell überholt.

  • Die "Frankfurter Rundschau" ist pleite. Das Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main stellt wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag. Die Belegschaft wird am Nachmittag auf einer Betriebsversammlung über Einzelheiten informiert.

    "Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."

  • Zu erst muss ich mich entschuldigen dass ich mich hier nicht mehr gemeldet habe aber leider war die Zeit zu knapp.


    Da ich beide Firmen kenne tut es mir wirklich leid für die Mitarbeiter.
    Irgendwie war jedem klar in Albstadt wird irgendwann etwas passieren und ich bin nicht mal
    überrascht das es RC-Druck ist.


    Wir dürfen uns auch nichts vormachen in der Druckbranche weht nicht nur ein rauer Wind eher ein Orkan.
    Wir müssen nur mal unser aller verhalten selbst analysieren und werden selbst feststellen das
    Druckmedien nicht mehr immer erste Wahl sind.


    In Hechingen kann ich das Management genau so wenig verstehen wie in Albstadt.
    In Hechingen wurde völlig falsch Investiert. Man ist wie in noch vielen anderen
    Druckereien auf den HD XL Zug aufgesprungen (größeres Format ,schneller bla bla).
    Man sollte dabei bedenken CD oder jetzt CX gibt es bis zu einer halbe Million günstiger.
    Bei zwei XL muss ich schon mal 1 Million erwirtschaften und erhalte am Markt dafür keine Höhere
    Preise, muss aber mit höheren Stundensätzen zurecht kommen. Bei der heute häufig
    anzutreffenden Auftragsstruktur bin ich mit der CX mit Lack und Inline-Farbemessung fast ebenbürtig.


    Das war sicherlich nicht der einzige Irrweg, manchmal ist weniger mehr.


    In Albstadt fehlen mir einfach die Worte viel zu schnelles ungesundes Wachstum.
    Wenn ich mir die Website anschaue bekomme ich schon bei der Größe des Fuhrparks Fieberanfälle.
    Maschinenpark mit enormer Kapitalbindung und in Formatbereiche die immer mehr von
    Digitaldruckern und Onlinebuden bedient werden.


    Ich kann mir nicht vorstellen dass Investoren Schlange stehen, man überlege nur mal was dieser
    Fuhrpark täglich kostet in Zeiten wo Frachtraten auf dem freien Markt günstig zu bekommen sind.
    Leider sind die meisten gar froh wenn Kapazität vom Markt verschwindet.


    Für die Mitarbeiter in Albstadt hoffe ich das es in welcher Form auch immer weiter geht,
    die Nachrichten der Zeitungen waren ja doch sehr verwirrend.
    aber nach langem Regen und tiefer Nacht folgt vielleicht Sonnenschein.


    Leider werden wir Wachstum in der Druckbranche nur noch sporadisch erleben. Druckereien bieten leider
    zu oft immer noch einen schlechten Service und wissen auch nicht sich richtig zu vermarkten und nach
    Außen darzustellen.
    :(

  • Warum sollte in Albstadt auf Regen denn noch Sonnenschein erfolgen?!


    Jeder mit etwas Erfahrung in der Druckbranche sieht doch bei Betrachtung des Maschinenparks das nicht zu lösende Problem. Zwar relativ viel neu investiert, aber in ein Segment welches zu überwiegenden Teilen nur noch über den Preis abgedeckt wird - der klassische Akzidenzoffsetdruck. Und da sind andere eben effektiver aufgestellt.


    Wenn ich mir den Reiter "Leistungen" auf der Homepage anschaue wird es noch deutlicher. Eigentlich nichts, was andere nicht auch können, keinerlei Spezialisierung oder ähnliches. "Nur" drucken und weiterverarbeiten bis Rückstichheftung. Damit kann man heute als mittelständige Druckerei kein Geld mehr verdienen.


    Warum sollte da noch jemand Geld investieren? Vielleicht geht es noch mit Entlassungen, "Verschlankungen" oder Geld vom AA ein Jahr weiter - eine echte Perspektive sehe ich bei dieser Ausrichtung nicht.