Also es ist sehr interessant, ich meine mir fällt auf, daß ich seit ich über die ja nicht gerade lustigen Zustände in unserer Branche schreibe als "Hetzer", "Denunziant", als jemand der brutal über eine Firma herzieht bezeichnet werde.
Doch den Link den ich in den Beitrag zu Situation der Druckindustrie in Österreich online gestellt habe habe nicht ich verfasst. Der kommt von einer Kärtner Online Zeitung. Und wenn sich die dieses Themas schon annehmen, kann es ja, gelinde ausgedrückt, nicht gerade gewöhnlich sein. Und hat sich jemand vielleicht auch die Mühe gemacht die Kommentare zu diesem Beitrag zu lesen, diese stammen auch nicht von mir.
Es ist doch so: Diese Annehmlichkeiten die wir jetzt in der Arbeitswelt geniessen, (Pensionsversicherung, Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, die relativ angenehmen und familienfreundlichen Arbeitszeiten und auch die Institutionen die darauf schauen, daß diese auch eingehalten werden), all das wurde uns nicht geschenkt. Für all das musste hart gekämpft, verhandelt und sogar wenn es nicht mehr anders ging gestreikt werden.
Ich bin überzeugt, all diese Menschen die damals die Mißstände in der Arbeitswelt ansprachen, sachlich und fair, die Kollegen die bereit waren für Verbesserungen zu kämpfen, all diese Leute wurden damals schon als "Aufrührer, Hetzer, Denunzianten,..." verteufelt. Und, daß sie keine Eier hätten den Beruf zu wechseln (Wie es mir vorgeworfen wurde hier in diesem Forum).
Doch wer hier keine Eier hat sei dahingestellt. Kamen und kommen diese Verteufelungen denn nicht von den Leuten die sich nicht trauen gegen den Chef aufzumucken und sich aus Angst um den Job lieber alles bis auf die Unterhose wegnehmen lassen?
Wo wären denn die Arbeitnehmer heute wenn es nicht in der Vergangenheit Charakterstarke, furchtlose und ehrliche Menschen gegeben hätte die sich durch solche Verunglimpfungen nicht einschüchtern lassen hätten? Oder glaubt denn in Österreich echt jemand die Firmen hätten freiwillig Weihnachts-und Urlaubsgeld bezahlt, von Nachtzuschlägen und Überstundenvergütung rede ich gar nicht. Ich kann nur für Österreich schreiben, wie es in Deutschland ist kann ich aus Erfahrungsmangel nicht sagen.
Ich weiß nicht, sehen die Menschen denn nicht was im Gange ist? Schön langsam werden alle Vergünstigungen, Rechte und Ansprüche wieder ausradiert, alles Errungenschaften beinharter Verhandlungen und die Menschen wehren sich nicht. Ich schrieb schon an anderer Stelle, wenn ich jemand alles wegnehmen kann und der wehrt sich nicht, klar nehm ich alles, bis der nichts mehr hat. Und ich freu mich. Dass derjenige natürlich die Möglichkeiten hat (und nicht wenige man muß sich nur trauen), sich zur Wehr zu setzen und es aus Angst oder Unwissenheit nicht tut, naja, sein Problem. Dieses Thema beschäftigt mich deshalb so sehr weil ich seit geraumer Zeit um mein Haus kämpfen muß und nur weil ich diesen politisch gedeckten Betrug nicht hinnehmen will wohne ich noch hier. Nach dem Gesetz hätte ich längst schon mit meiner Frau und Kind einen Schlafplatz am Bahnhofsklo und der Verursacher, übrigens auch ein Geschäftsführer, bereichert sich und geht frei aus.
Ich kann nun wieder nur von Österreich sprechen: Mir ist es leider schon oft passiert, daß ich völlig grundlos fristlos entlassen werden sollte. Gut, wenn der damit durchgekommen wäre hätte ich sämtliche Ansprüche verloren, Arbeitslosengeld, das mir zustehende Gehalt, alles. Und der Chef reibt sich die Hände. Doch ich habe mich gewehrt, habe gekämpft und alles zugesprochen bekommen. Es gab noch NIE einen Grund mich fristlos zu kündigen.
War ich auch da ein "Hetzer, Denunziant, Vernaderer?"
Ich kann nur jeden raten, speziell der noch jüngeren, etwas unerfahrenen Generation: Wehrt euch gegen solche Ungerechtigkeiten, steht zu euren Rechten und fordert die auch ein! Es wurde nicht umsonst mit nicht wenig persönlichen Einsatz dafür gekämpft und gerungen.
Wenn jetzt wieder für Verbesserungen im Arbeitsleben verhandelt wird, klar gibt es Kollegen die fürchten sich und behandeln die sich dafür einsetzenden Mitarbeiter als Aufrührer und sind immer auf Seiten des Chefs.
Ich würde diesen Kollegen dann sagen wenn wirklich eine Verbesserung der Arbeitsumstände erreicht wurde:"Du bekommst nicht mehr Lohn, oder arbeitest um die selben, miesen Umstände weiter wie vorher. Du hast mich als Hetzer, Querulant,...usw betitelt und hast immer gesagt wie zufrieden du sowieso bist also weshalb sollst du jetzt von unserem Einsatz profitieren?"
Keine Angst, ehemalige Druckerkollegen, ich werde jetzt nichts mehr hier posten, ich möchte nicht als der "böse Branchenzerstörer, der alle Druckerein in einen Topf wirft" dastehen, es erfüllt mich nur mit Schrecken was aus den meisten Arbeitern charakterlich geworden ist und wie leicht es ist sie als Arbeitgeber auszubeuten (und das komischte ist, dann wird noch gejammert...). Und es entsetzt mich was aus einem ehemals wirklich schönen, beachtenswerten Beruf geworden ist. Und wie sich die Mitarbeiter dieses Berufszweiges alles wieder ohne Gegenwehr zerstören lassen.