Beiträge von Puttnies

    "Jeder Film, egal ob positiv oder negatives Bild, ist ein Dia." Das ist mir neu. Unter einem Dia versteht man allgemein ein Diapositiv, also ein positives Bild, nicht irgendeinen Film. Bei Rotaprint kam offenbar auch das Diffusionsverfahren in Gebrauch, bei dem kolloidales Silber von einer Negativschicht auf eine Übertragungsschicht auf der Aluminiumplatte übergeht und dort ein positives Bild erzeugt. Es gab dafür das Rotaprint Modell FP 43 zum Entwickeln von Diffusions-Offsetfolien. Ich hänge ein Bild des Geräts an.


    Boston Presse hatte ein Buch zu Rotaprint empfohlen - Ernst Jaster: Von Gutenberg bis Rotaprint. Berlin 1954 -, das ich inzwischen erhalten und durchgelesen habe. Es ist in überraschend hoher Qualität zweifarbig im Rotaprint-Verfahren gedruckt und tatsächlich sehr interessant. Allerdings vermeidet es sorgfältig jeden Hinweis auf eine Selbstanfertigung von Platten, die über das Beschreiben der Rotablätter mit Schreibmaschine oder Spezialtinte hinausgeht. Der Grund: Man soll anspruchsvollere Drucksachen der Repro-Abteilung von Rotaprint übergeben. Sie werden dort "mit Spezial-Kameras aufgenommen, wodurch ein Negativ-Film entsteht, der dann auf ein lichtempfindlich gemachtes Rotablatt kopiert wird." Man erwähnt auch ein Umdruckverfahren, durch das ein bestehender "Briefkopf von der Rotaprint-Umdruck-Abteilung gleich auf das Rotablatt gebracht" wird, dessen unterer Teil dann normal in der Schreibmaschine vom Kunden beschriftet wird. Okay, wir sind im Jahr 1954. Möglicherweise gibt es noch nicht die Filme für das Reflex-Verfahren. Aber offenbar genügte ein Negativ, kein Dia, für die Beschichtung des Rotablatts. Und wie könnte das Umdruckverfahren ausgesehen haben?

    "Nach der Reflexbelichtung und Entwicklung gab es ein Postiv." Das ist für mich die entscheidende Information, die erklärt, wie die Flugschriften und Raubdrucke der Studentenbewegung technisch ohne große Investitionen hergestellt werden konnten. Ich arbeite nämlich an einem Buch über die Ästhetik dieser Drucke und fand bisher niemanden, der mir deren Druckvorstufe erklären konnte. Nochmals ganz herzlichen Dank! Und das Rotaprint-Buch habe ich gleich antiquarisch gekauft.

    Ganz herzlichen Dank für diese Zusatzinformationen. Wenn ich Dich richtig verstehe, wird der Film nicht durch die schwarze Zeichnung (Schrift oder Rasterpunkt) belichtet, sondern durch das zurückgeworfene weiße Licht des Montagepapiers. Dann erhalte ich also ein Negativ der Vorlage. Wurde das durch eine Umkehrentwicklung in ein Dia verwandelt? Denn für die Plattenbelichtung brauche ich doch ein Positiv? Spannend. Und es würde auch erklären, daß Laien ohne Reprokamera damit richtige Layouts drucken konnten.

    Die Rotaprint RKL war in den 60er Jahren die Kleinoffset-Maschine, mit der die Flugschriften und Raubdrucke der Studentenbewegung hergestellt wurden. Ich möchte verstehen, wie damals ein DIN A 4 Klebe-Layout mit Typografie und Fotos auf das Rotablatt übertragen wurde. Leider gibt das Handbuch der RKL keine Auskunft darüber. Weiß jemand noch darüber Bescheid? Die Jungens von der Uni hatten doch sicher keine chemografischen Kenntnisse und Fähigkeiten für die Druckvorstufe. Wie funktionierte das damals?