Hi,
ich finde die unterschiedlichen Meinungen kommen vielleicht dadurch zustande, dass hier Leute aus verschiedenen Regionen anwesend sind.
Seit Ende September wusste ich, dass ich zum neuen Jahr einen neuen Job brauchen würde und ich beobachte den Stellenmarkt immer noch.
Ich möchte gerne mal wissen, was in Baden-Württemberg abgeht.
Dort werden tatsächlich noch mehr Drucker gesucht, als (vernünftige) auf dem Markt sind.
Teilweise sieht es in Bayern auch so aus, teilweise auch südlich des Mains schon.
Aber in NRW konnte man die Stellenanzeigen in dem halben Jahr an einer Hand abzählen (Ausbeute so hoch wie damals in einem Monat pro Stadt).
30 Tage Urlaub, Weihnachts-, Urlaubsgeld gab es nur ein Mal. Mit 35 Std./Woche, oder (wenigstens) Tariflohn braucht man gar nicht erst anfangen.
Wenn man eine Lehre macht und nicht übernommen wird, kann man anschließend direkt eine neue Lehre anfangen.
Zum Glück gibt es hier wenigstens kaum noch Berufsschulen (ich sehe das als "gutes" Zeichen, da scheinbar wenigstens nicht mehr so sehr über Bedarf ausgebildet wird).
Wahnsinn, wie weit die Schüler heute fahren müssen.
Mir klappte der Kiefer runter, als ich hörte, wie in BW noch gearbeitet wird.
Da kann man mitunter mittags keinen erreichen, weil noch Mittagspause gemacht wird. Ab spätestens 17 Uhr war im Büro keiner mehr zu erreichen.
Als ich hörte, was für einen Lenz man als "ältester Drucker" hat, ist mir fast die Hose aufgegangen.
Toll, das es in BW noch so gut läuft, aber das kann auch in 5-10 Jahren auf einmal schlagartig anders werden.
Wer hier aus den genannten Regionen kommt, sollte froh sein, dass es noch gut läuft, aber denke nicht, dass man den anderen sagen kann, dass ein guter Drucker immer Geld verdienen kann, notfalls mit Weiterbildung etc.
Man muss auch mal sehen, was heute so produziert wird.
Ende der 80er habe ich meine Lehre gemacht und im Prinzip konnte man damals sagen, dass man am Tag drei Aufträge gemacht hat.Vor und nach der Frühstückspause und nach der Mittagspause noch einen.
Damals gab es auch viele Firmen, die nur mit einer Schicht liefen.
Heute macht eine Schicht aber 25 Farbsätze (25 verschiedene Visitenkarten werte ich jetzt nur mal als einen Farbsatz). Bzw. 50 mit Wendung. Dazu noch in 3 Schichten.
So viele Druckaufträge können die Kunden ja gar nicht geben, was da weg gehauen wird.
Und bei den ganzen Preisvergleichsseiten etc. weiß der Kunde auch, was seine Aufträge kosten und will nicht jedes Mal den Service mitbezahlen. Am besten die zweite Karte, Broschüre etc. schon zum Onlinepreis.
Heute muss auch der Unterschied zwischen einem guten Drucker und einem Drucker nach der Lehre nicht unbedingt auffallen.
Ein Servicevertrag mit Heidelberg kann sich durchaus schon lohnen, dazu noch eine Reinigungsfirma, die Samstags nach der Nachtschicht die Maschine reinigt und abundzu das Feuchtwasser wechselt und macht braucht keinen Drucker mehr, die Walzen justieren kann, oder weiss, was der PH-Wert mit dem Wasser macht.
Daten werden vor dem Druck eingelesen und während des Drucks automatisch korrigiert. Selbst schnell arbeiten braucht der Mensch nicht mehr, da die Maschine in einer Umdrehung die Gummitücher wäscht und Platten wechselt.
Das ist noch was anderes, als zu der Zeit, als ein guter Drucker die Maschine 3x angehalten hat und ein Neuling vielleicht 5x, um den Farbsatz passend zu drehen.
Da braucht es heute vielleicht einen guten Drucker pro Maschine, oder in der gesamten Schicht, oder von mir aus noch einen Druckereileiter, der immer dahin gehen kann, wo es ein Problem gibt.
Neu in den Job einzusteigen kann ich aber keinem empfehlen. Auch nicht in BW, denn innerhalb der nächsten 20 Jahre wird sich auf jeden Fall auch dort was ändern und ein Drucker braucht dann auch nicht mehr können, als ein Staplerfahrer oder ähnliches (nichts gegen diese Berufe, aber der Drucker war halt mal eine qualifizierte Fachkraft, über die ein Chef froh war, wenn er diese hatte).
Natürlich kann auch mal ein Anwalt überflüssig werden, oder Fluglotsen, wenn plötzlich keiner mehr fliegen will aus Umweltgründen.
Das kann man jetzt nicht unbedingt voraus sagen, aber wenn es soweit ist, muss man das akzeptieren und nicht mit Durchhalteparolen kommen, nur weil man selbst auf dem Trump-Tower steht und noch ein paar Helis zuwinken darf.
Gruß