Beiträge von inkman

    Was steuert die Lichtechtheit eines Druckes? Kann sich ein Drucker darauf verlassen, dass seine Skalendrucke immerhin die Lichtechtheit LE 5 haben, die auf den Dosen stehen?

    meine Antwort:

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    Wenn Licht auf einen Druck trifft und Sauerstoff zugegen ist, geht die wilde Chemie los. Wie viel der Druck aushält, hängt zuerst von der Pigmentart ab. Kerzenruß und Phthalocyanine gehen in historischen Zeiträumen nicht kaputt, Reflexblau dagegen bald. Also bestimmen die verwendeten Farbmittel - hier Pigmente -, ob wir überhaupt ein Risiko haben. Da gibt es starke und schlappe - wie im richtigen Leben. Es ist klar, dass sich in unserer Technik die Pigmente durchgesetzt haben, die möglichst lichtecht und dabei bezahlbar sind. In der Skala hat das zu zwei stabilen Farben geführt, über die wir uns gar keine Sorgen machen müssen, Schwarz und Cyan. Und zu zwei Kompromissen, Magenta und Yellow. Wer dort mehr als LE 5 will, muss mehr bezahlen. Das Pigment bestimmt den Materialpreis der Farbe.

    Da die Verwender von Farbmitteln nicht alle in organischer Chemie promoviert haben, hat man sich auf ein cleveres Register geeinigt, das chemische Bezeichnung, Handelsnamen usw. mit einem Code ordnet, der Color Index. Dort heißt ein Beta-Kupfer-Phthalo-Cyanin einfach PB 15:3 oder lang Pigment Blue 15:3. Damit kann jeder umgehen.

    Bei einer gewählten chemischen Substanz kann man sich vorstellen, dass große Kristalle länger aushalten als kleine oder gar vereinzelte Moleküle wie bei Farbstoffen. Die Teilchen werden ja von außen erst beschossen und dann angenagt.

    Leider gestattet unsere Drucktechnik keine Felsen, sondern nur mikrokristalline Teilchen. Aber immerhin die. Wer in Tinten mit Farbstoffen arbeitet, hat bei der Lichtechtheit eine wesentlich härtere Aufgabe als wir Farbfritzen. Im Feinbau kommt es sogar auf die Kornform an, weil Stäbchen andere Angriffsflächen bieten als Würfel.

    Jetzt kommt der Kern: Ein Druck mit einem bestimmten Pigment lebt unter dem Licht länger, wenn er viel Pigment pro m² enthält, weil viel Material zum Zerschießen da ist. Also sind die Pigmentkonzentration in der Farbe, Farbschichtdicke, Farbverteilung in dünne und dicke Stellen oder sogar Rasterungen in große oder kleine Punkte wesentliche Einflussfaktoren. Wie kann man aus diesem Chaos ein praktikables System machen?

    Man definiert einen Normandruck fester Schichtdicke auf bestimmtem Material ohne Lackierung oder sonstwas. Für den ermittelt der Farbhersteller die Lichtechtheit. Man hat sich geeinigt auf 1,5 g/m² Farbe auf APCO-Papier. Schön. Jetzt hat der Drucker ein Maß. Nur stammt das aus der Zeit des Buchdruckes, als die Schichtdicken noch höher waren. Jetzt drucken wir 0,7 bis 1,2 g/m² im Offset. Folglich hat der Drucker selbst im Vollton nie die LE 5 bei Magenta, die auf der Dose stehen.

    Und dann rastern wir noch auf. Das zwingt die Widerstandskraft gegen Licht und Luft in die Knie. Wenn man es prinzipiell betrachtet, geht das runter bis Null. Wenn man es praktisch betrachtet, tröstet nur, dass bei vorgegebenem Sujet kein Wettbewerber besser drucken kann, wenn er die gleichen Farben und Rastersysteme verwendet.

    Bei Sonderfarben kommen weitere Komplikationen hinzu. Hier bestimmt das Pigment die Lichtechtheit, dass am schwächsten ist, die gesamte Echtheit. Und das auch nur entsprechend seinem Anteil. Das macht z. B. helle Graumischungen auf Plakaten riskant.

    Bei Messungen der Lichtechtheit an Druckproben sollte man auf jeden Fall auch eine Blanko-Stelle mit messen. Papier ist ebenfalls lichtempfindlich, besonders die Aufheller.

    Moin Colourman,

    in diesen Tagen habe ich leider privat viel vor, deshalb erst heute. Und meine Kenntnisse sind in Markennamen und Substanzklassen vielleicht nicht ganz up to date. Aber eine gute Grundlage für Azubis kann ich dir wohl geben.

    Die typischen Druckverfahren für Kunststoffe sind inzwischen konventioneller (also nasser) Bogenoffset, wasserloser „Bogen“offset, Flexodruck, Tiefdruck, nasser Tonerdruck (Indigo, also Digitaldruck mit Nasstoner), Siebdruck, Tampondruck, Ink Jet. Die Reihenfolge müsste ein Fachmann mit aktuellem Kenntnisstand zurechtsetzen.

    Stufe 1, Bogenoffset.

    § 1 Kunststoffe werden als Folienbögen verdruckt. Sie haben glatte Oberflächen und eine merkwürdige Chemie für unsere gewohnten Papiere und Kartons. Also gibt es im Stapel wenig Luft. Das ist ein Handicap für oxidativ verfilmende Farben. Und die sind normal im Bogenoffset.

    Was machen wir? Wir nehmen Farben ohne Kastenfrisch-Effekt, also unverzögerte. Das heißt im Jargon „oxidativ trocknende“. Die ziehen Haut auch dort, wo wir es nicht wollen, also nachts und in langen Pausen in der Maschine. Aber sie trocknen einigermaßen zuverlässig. Manchmal muss man auch diese Funktion unterstützen.

    Hier nehmen wir so genannte Durchtrockner. Das sind chemische Verbindungen, die im richtigen Moment Sauerstoff abspalten. Sie tun das, sobald sie nass werden, also durch Hydrolyse. Das passt uns in den konventionellen Offset.

    Der frisch frei gesetzte Sauerstoff ist aggressiv wie eine TNT. Wo der oxidierbare Molekülteile findet, greift er an. Der braucht keinen Katalysator. Und die Pflanzenöle im Bindemittel der Farbe erscheinen dem wie eine 20-jährige im Bikini. Es ist egal, ob diese Farbe auf Papier oder Glas oder Kunststoff gedruckt worden ist, er heiratet alle. Sofort.

    Nur sollte man ihn nicht auf normal rauen Bedruckstoffen wie Papier oder Karton, besonders nicht auf mattgestrichenem Papier versuchen. Hier geht er in der Konkurrenz unter. Keiner merkt, dass er heißer ist als die Normalos. Fast wirkt er lästig. Junge Leute verstehen das.

    § 2 Das zweite Risiko auf Kunststoffen ist die Frage der Benetzung. Einige, z. B. Teflon oder Polyethylen (=PE), lassen sich nicht gerne von fremden Flüssigkeiten benetzen. Das bedeutet, nix haftet halbwegs vernünftig drauf.

    Teflon bedruckt keiner. Aber PE ist der billigste Kunststoff weit und breit. Also will die Wirtschaft PE-Folien bedrucken - für alles und nix. Die wird durch Beflämmen oder Elektronenbeschuss (Koronabehandlung) kurz vorm Bedrucken annahmebereit gemacht.

    Aber es gibt eine Reihe anderer Materialien, die gerne wirtschaftlich vom Bogenoffset bedruckt werden sollen. Dazu gehören BOPP-Folien, also bidirektional gereckte PE-Folien (das sind Polyethylenfolien, die aus eine Extruder, also Auspress-Schlitz kommen und sofort längs und quer auseinander gezogen werden). Sie werden als Tiefziehetiketten für z. B. Margarinepackungen eingesetzt und sind ein Riesenmarkt.

    Konventionelle Offsetfarbe hat praktisch kein Benetzungsproblem, weil sie selber fettig ist. Fett matscht fast alles problemlos an. Damit bleibt sie sitzen, wo man sie hindruckt und trocknet auch - wenn die Bedingungen stimmen. Und da tritt § 1 in Kraft.

    Dazu gibt es synthetische Bedruckstoffe wie Tyvec, ein Markenname. Es handelt es sich hier um einen Filz aus PE-Fasern, der sozusagen platt gebügelt worden ist.
    Besonders robuste Briefumschläge sind ein Beispiel, weil das Zeug nicht zerreißbar oder knitterbar ist. Dieses bedruckt man besser mit Mineralöl-freien Farben, weil die quellen wie die Folien der Zigarettenpackungen. Also so genannten Esterfarben, Öko.

    Es gibt auch Kunststofffolien, die in einer Art Papierprozess zu einer papierähnlichen Masse verarbeitet und verfestigt werden. Markennamen sind mir entfallen. Von außen wirken sie halb wie Papier, halb wie Folien.

    Aber es gibt auch ganz normale Kunststofffolien, z. B. aus Polyester.

    $ 3 Elektrostatik.

    Ein Thema, das einen eingefleischten Offsetdrucker unvorbereitet trifft, ist die elektrische Aufladung und die Bogenführungs- und Haftprobleme, die er mit Kunststofffolien treffen kann. Da genügt das Feuchtmittel nicht immer: Die Bögen kleben geladen aneinander und lassen weder oxidative Farbtrocknung, noch Vereinzelung zu. Kunststoff eben. Die Maschinen sehen spektakulär aus - mit Alufolienstreifen allenthalben.

    $ 4 Verfestigung

    Konventionelle Offsetfarben haben ein altes, aber unverzichtbares Handycap, die oxidative Verfilmung. Die Rettung ist nicht unproblematisch und nicht billig, aber viel zuverlässiger als das Original. Es handelt sich um die strahlungshärtenden Farbsysteme, also Elektronenstrahl- und Ultraviolett-Härtung (EB und UV). Aus wirtschaftlichen Gründen hat sich bisher UV durchgesetzt.

    Im Bogenoffset ist Strahlenhärtung ideal auf Kunststoffen. Sie schlägt sofort zu, subito. All´ die Trocknungsprobleme sind weg.

    Naja, wenn alles klappt. Aber es klappt immer noch sicherer als bei konventionellen Farben. Und es klappt sofort: Die schnelle Verarbeitbarkeit der Bögen nach Druck ist ein Abenteuer für konventionell eingearbeitete Drucker. Hier seien EB, UV, LED-UV und die anderen Varianten in einen Topf geworfen. Spezialisten mögen differenzieren.

    Stufe 2, wasserloser Offset

    Die schnelle Arbeit und Wirtschaftlichkeit in der Vorstufe haben den Bogenoffset begünstigt, wenn Auflagen nicht in die Massen gehen. Von der Patentlage zurückgedrängt, aber seit einigen Jahren der freien Wirtschaft überlassen, hat sich der wasserlose Bogenoffset einen eigenen Platz erkämpft und anderen Drucktechniken das „Wasser“ abgegraben.

    Wasserloser Offset und Strahlenhärtung sind eine unglaublich erfolgreiche Kombination. Kunststoffe saugen nicht („Wegschlagen“) und geben im Stapel keinen Luftvorrat. Toray Industries haben diese moderne Flachdruckvariante weltweit wesentlich gefördert und behindert. Diese Technik hat seit ihrer Entfesselung (Ende des Patentschutzes) ihre Märkte fest erobert. Ja, es ist das Bedrucken von Kunststoffen. Nicht auf Folienbahnen: Das machen Flexo und Tiefdruck.

    Und: Früher hat der Tampondruck Kugelschreiber, Tischtennisbälle und sogar Faller-Eisenbahnwaggons bedruckt. Heute werden Kugelschreiber, CDs, DVDs, Parkkarten und alles Mögliche auf teilweise sehr speziell konstruierten Maschinen im wasserlosen Offset mit UV-Härtung bedruckt.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Wie ermittelt man die Stabilität eines Druckes (oder eines anderen beliebigen Körpers) gegen das Verblassen unter Lichteinfluss? Wie wird das Messergebnis angegeben?

    Meine Antwort:

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    Weder das allgemeine Wetter, noch die Lichteinstrahlung hat irgendeine Verlässlichkeit, die saubere Messungen erlaubt. Wir müssen willkürlich Bedingungen festschreiben, die eine für unsere Praxis brauchbare Unterscheidung von Drucken erlaubt.

    Außenexposition: Man stellt Drucke (oder Platten, Kacheln oder was gemessen werden soll) im Garten oder Hof einige Monate an die Luft und misst in festen Abständen die Veränderungen. Dies ist nur für Referenzvergleiche sinnvoll, weil das eher Jahre als Monate dauern sollte.

    Labortests: Sie haben zwar klar andere Einflüsse als Sonne und Wetter (künstliche Lichtquelle, meist ohne Beregnung usw.), aber immerhin sind sie standardisierbar, also genau festlegbar und schon gut reproduzierbar. Wenn man also den gleichen Versuch dreimal hintereinander macht, kommt auch dreimal das gleiche Ergebnis. Das kann man von Außenexpositionen nicht in der Strenge erwarten.

    Dafür muss man das Sonnenlicht (oder ein anderes, wenn gefragt) mit einer geeigneten Lampe imitieren. Es hat viele Versuche gekostet, hier geeignete Lichtquellen zu finden. Mittlerweile ist aber die gesamte Technik weiter, und die Beleuchtungseinrichtungen sind immer anspruchsvoller geworden.

    Damit sie praktikabel ist, muss so eine Messung flott gehen, also Stunden statt Tage und Wochen. In der Praxis stellt man die Prüfkörper (z. B. gewogene Laborandrucke) teilweise abgedeckt in eine Beleuchtungskammer und rückt in bestimmten Zeitabständen die Abdeckung schrittweise zurück. Dann kann man nach einem kompletten Messzyklus den Verlauf der Veränderungen erfassen.

    Heute würde man wahrscheinlich farbmetrisch messen. Aber diese Methode waren damals noch nicht breit verfügbar - und es gab noch zu wenige Erfahrungen über ihre Verwendbarkeit. Also hat man sich Vergleichsproben gesucht. Wolle kann man gut reproduzierbar einfärben. Es wurden Stoffstreifen unterschiedlicher grauer Einfärbung hergestellt. Man verglich diese Messstandards mit den jeweiligen Testfeldern und verglich visuell, welchem Grauwert ein farbiges und belichtetes Messfeld entsprach. Es wird klar, dass bei jedem dieser Schritte unglaublich genau gearbeitet werden musste, damit reproduzierbare Ergebnisse erhalten werden konnten.

    Es wurden acht verschiedene Stufen von Wollstreifen genommen. Damit haben wir die 8-stufige „Wollskala“.

    Originale Wollstreifen von der BAM (Bundesanstalt für Materialprüfung) sind sehr teuer. Und eine Prüfung von z. B. Rots oder Gelbs macht sich für eine Praxis-Routine besser mit roten oder gelben Drucken. Also fertigen sich viele Leute für die internen Routineprüfungen eigene Vergleichsmuster.

    Das ist zweckmäßig, im Zweifelsfall aber nicht gerichtsfest.

    Es ist sicher auch leicht einzusehen, dass man hiermit nur Volltondrucke fester Farbschichtdicken vergleichen kann, keine Rasterflächen.

    Die Prüfkörper (z. B. Laborandrucke) sind so eingeteilt, dass ein Druck mit LE 2 doppelt so „lange“ am Licht aushält wie einer mit LE 1, einer mit LE 3 doppelt so lange wie LE 2, also viermal so lange wie LE1 usw. Dies ist also eine logarithmische Skala. Ein Prüfkörper, der sich im Belichtungstest gar nicht verändert, bekommt die Zensur 8. Wir sagen auch, er habe die volle Lichtechtheit.
    Brauchbar und praktikabel für den Skalendruck ist die LE 5 bei den beiden schwächeren Skalenfarben Magenta und Gelb. Schwarz und Cyan gehen nicht am Licht kaputt, haben also eine 8. Eine ganz grobe und äußerst unzuverlässige Faustregel: Mit dieser Skala gedruckte Drucke können 4 bis 6 Wochen bei unserem Wetter aushalten. Auch wenn das nie wirklich stimmt, brauchen wir in der Technik ja wenigstens eine Größenordnung zur Orientierung. Und nur dazu soll diese Angabe dienen.

    Hallo Colourman,

    du siehst das richtig: Außer bei Buchdruck- und Offsetfarben gibt keiner Angaben über die Lichtechtheit. Das hat Gründe.

    Beim Toluoltiefdruck (Illustrationstiefdruck) interessiert es wenig und würde häufig unnötig zahlenmäßige Schwächen zeigen.

    Beim Verpackungstief- und -flexodruck werden die relevanten Echtheiten oft sogar auftragsspezifisch zum Farbansatz geliefert. Ich meine, Lichtechtheit sei da eher ein Nebenthema.

    Beim Digitaldruck gibt es meines Wissens überhaupt nix. Dort haben die Hersteller der Maschinen jede für sich ein eigenes System aufgebaut. Die sind von einer Standardisierung wohl noch meilenweit entfernt. Das dürfte auch durch die Vielfalt an Farbtypen und Bedruckstoffen verursacht sein. Bei den Druckertinten garantieren jetzt die Papierhersteller (!), wie lange selbst gedruckte Fotos halten. Es gibt also durchaus wesentliche Einflüsse auf die Lichtechtheit außer nur durch die Farbe.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Wodurch kann man verhindern, dass Drucke mit der Zeit ausbleichen?

    Meine Antwort:

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    Die Zerstörung der Pigmente am Licht wird durch einen kombinierten Angriff von Licht und Luft verursacht. UV und sichtbares Licht aktivieren bestimmte Bindungen, weil sie sie energetisch anregen. Dadurch steigt die Reaktivität dieser Moleküle. Der Sauerstoff unserer Atmosphäre kann nun angreifen und chemische Umsetzungen auslösen, die meist zur Entfärbung oder Vergilbung führen.

    Damit ist offensichtlich, dass wichtige Drucke entweder im Dunklen gelagert werden sollten - oder unter Luftausschluss. Beides wird praktiziert. Gerade durch eine dicke UV-Lackschicht (Barrierelack) auf dem Druck kann man das Ausbleichen so wirksam verhindern, dass Großplakate mit garantierten Standzeiten von 12 Monaten inzwischen Routine sind. Zum Vergleich: Ein normaler Vierfarbendruck nach PSO im Offset hat als Außenplakat etwa eine Standzeit von 4 Wochen, bis es zu sichtbaren Verfärbungen kommt.

    Ein Buchumschlag sollte nicht durchgängig auf Seiten und Rücken gleich eingefärbt sein. Im Regal werden die Seiten von benachbarten Büchern abgedeckt - und der Rücken bleicht aus.

    Auch für Fotoausdrucke auf Ink Jet - Druckern steigt der Anspruch an Lichtechtheit. Dort tritt man sozusagen die Flucht nach vorne an. Man gibt als Farbmittel nicht mehr molekular gelöste Farbstoffe hinein, sondern mikrokristalline Pigmente. Diese gröberen Teilchen brauchen einfach länger als einzelne Moleküle, bis sie bis auf ihren Kern abgebaut sind. Allerdings scheinen die Papiermacher hier auch wirksam zum Schutz beitragen zu können: Es gibt längere Standzeiten für unsere allgemein eher schwachen Tintenstrahldrucke zu Hause.

    Bei Plakaten muss eine Farbveränderung mit der Standzeit nicht nur durch das Licht ausgelöst werden. Verwendet man bestimmte Kleber (alkalische, also laugenhafte), so können sich alkalischwache Pigmente nach und nach zersetzen, weil sie durch den Regen mit der Lauge reagieren können.
    Weiß jemand von euch, ob diese alkalischen Kleber heute noch in Gebrauch sind?

    Warum ändert sich der Farbton rötlich blauer Rasterflächen, wenn man anstelle der standardgemäßen Reihenfolge TCMY mit der abgewandelten TMCY druckt?

    Meine Antwort:

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    Trotz der großen Hilfe durch den Zügigkeitssprung vom Emulgat zur Farbe wird beim Übereinanderdruck zweier Farben nicht die volle Schichtdicke der zuoberst gedruckten Farbe angenommen. Dadurch wird der Zusammendruck Cyan + Magenta etwas weniger rötlich als der umgekehrte Zusammendruck Magenta + Cyan. Trotzdem wählen Bogenoffsetdrucker gelegentlich diese Reihenfolge. Aufgrund lokaler Unterschiede im Saugverhalten des Papierstriches kann Magenta auf Cyan fleckig ausdrucken (Rückspaltunge-Mottling).

    Auch wenn die wirkliche Ursache im Papier liegt, tritt dieser fleckige Ausdruck praktisch nicht auf, wenn erst Magenta und dann Cyan gedruckt wird. Also gibt es auch in den Farben rheologische Eigenheiten, die das Problem verstärken oder abschwächen können. Leider ist es mir nie gelungen, hier eine Feinregelung über die Farbrezeptur zu erreichen.

    Danke DomRo95 für diese Anregung: Was bedeuten Rasterfeinheit, Rasterfrequenz, Rasterweite?

    Meine Antwort:

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    Bei Druckrastern gibt es Angaben darüber, wie fein ein Raster aufgebaut ist. Sie beziehen sich nur auf periodische Raster (autotypische, AM-, amplitudenmodulierte), weil bei stochastischen Rastern (Zufallsraster, nicht periodische, FM-, frequenzmodulierte) keine Regelmäßigkeit vorliegt, die eine solche Messung der Feinheit ermöglichte.

    Korrekt sind die Ausdrücke Rasterfeinheit und Rasterfrequenz. Sie bezeichnen die Anzahl der Punkte bzw. Linien (je nach Messmethode, jedoch mit gleicher Bedeutung), die man pro Längeneinheit messen kann. Der Ausdruck „Rasterweite“ ist ebenfalls im Gebrauch, bedeutet aber wörtlich etwas anderes, eher das Gegenteil. Hier schlabbert das Handbuch der Printmedien mal wieder, Wikipedia dagegen ist korrekt.

    Man kann unter dem Mikroskop oder der Lupe abzählen, wie viele Rasterpunkte oder -linien auf einem Millimeter liegen, wenn man den Raster sich gerade vornimmt. Das Ergebnis kann man z. B. als 80 Punkte pro cm angeben. Aus messhistorischen Gründen hat sich eingebürgert, „Linien“ pro cm zu schreiben, weil die Messung ursprünglich mit bestimmten Linienmustern ausgeführt wurde. Hier bedeuten also „Punkte“ und „Linien“ das gleiche. Mal wieder typisch für Technik und Fachausdrücke.

    In Kontinentaleuropa und der weltweiten Naturwissenschaft messen wir im SI - System, geben also „Linien pro Zentimeter“ (L/cm) und „lines per centimeter“ an. Amerikanische Technik und ihre Produkte können das immer noch nicht und verwenden ihre alten Zollmaße „lines per inch“, lpi, auch „dots per inch“, dpi. Auch hier beschreiben lines und dots das gleiche, also für uns Rasterpunkte.

    Ein amerikanisches Inch misst 2,54 cm. Damit kann man leicht umrechnen: Ein Raster mit 80 L/cm hat 203 lpi bzw dpi.

    In der Druckpraxis messen wir mit einem Rasterlinienzähler. Der hat eine trichterförmig aufgefächerte Linienschar. Legt man sie auf eine Rasterpartie und dreht sie in verschiedene Winkel, bekommt man in bestimmten Stellungen ein Moirè mit einer Art Kreuz um die gesuchte Rasterfrequenz. Man wählt die feinste so angezeigte, weil ein 80 er Raster auch bei 40 und 20 L/cm eine Periodizität hat und ein Moirè bringt.

    Zum Auflösungsvermögen s. Frage 60.

    Wo liegen die Unterschiede zwischen Lasur, Transparenz, Absorption und Deckkraft?


    Meine Antwort: [spoiler] Der Begriff „Deckkraft“ (=Opazität) und sein Gegenteil „Lasur“ betreffen das ganze sichtbare Spektrum, unbunte Farben von Schwarz über Grau bis Weiß. Ein deckendes Medium reflektiert diffus (streut) alle ankommenden Lichtstrahlen.

    Offsetdrucke sind in der Regel lasierend, wenn auch nicht ideal, also nicht wirklich 100 %ig. Nur ein kleiner Teil der eintretenden Strahlung wird im Farbfilm gestreut, kann also auch wieder von oben wahrgenommen werden. Je größer dieser kleine Streuanteil ist, desto stärker verschleiert eine darüber gedruckte Farbe die darunter liegenden.

    Der Vorgang der Absorption beschreibt die Fähigkeit eines Körpers, bestimmte Lichtfarben in sich aufzunehmen (und z. B. in Wärme umzuwandeln). Es handelt sich um stoffspezifische Wellenlängen. Wenn sie dann im Restlicht fehlen, nehmen wir dieses als bunt wahr. Je mehr absorbiert wurde, desto bunter wird unser Eindruck. Eine gefärbte Glasplatte hat also eine Absorption, aber keine Opazität.

    Absorbiert ein Körper alle sichtbaren Wellenlängen, erscheint er uns von oben und von unten schwarz. Absorbiert er gar keine davon, erscheint er glasartig transparent, wenn er nicht auch noch Deckkraft besitzt. Besitzt er welche, erscheint er uns von oben weiß und von unten grau bis schwarz.

    Ein richtig transparenter Körper zeigt also weder Absorption, noch Deckkraft.

    Hilfsweise ein paar Bemerkungen:

    Früher kannte man die Reflexion und die Remission. Jetzt heißt beides Reflexion: Licht kann gerichtet = spiegelnd („Einfallswinkel = Ausfallswinkel“) oder diffus (gestreut, früher „remittiert“ = zurückgeschickt.) reflektiert (= zurückgebogen, zurückgebeugt) werden.

    Deckkraft und Opazität haben mit Streuvorgängen = diffusen Reflexionen zu tun. Diese geschieht an Oberflächen.

    Für Absorption und Transparenz muss Licht in einen Körper mindestens eine Atomschicht tief eindringen. Dabei geschieht immer etwas mit den Wellenlängen.

    Symbole und Definitions-Gleichungen möchte ich hier nicht angeben. Nicht nur, weil sie viele unberechtigt abschrecken. Sondern weil nicht einmal in Wikipedia etwas Vertrauenswertes steht. Man schaue nur in die Diskussion bei „Extinktion“. Die einzige seriöse Quelle wären die DIN EN - Normen. Die sind mir leider nicht mehr zugänglich.[\spoiler]

    Hallo Schubbeduster und Boston Presse,

    in meinem Titel habe ich ein Wort im Plural verwendet, kein Zählmaß. Dazu hätte ich noch eine Zahlenangabe geben müssen. Die Trocknung betrifft aber alle Bögen, nicht nur die 2200 Bogen der heutigen Auflage. Wenn lauter Bögen in der Druckerei herumliegen, können sie aus dem Stapel mit 1000 Bogen oder dem mit 1300 sein. Das weiß der Wind…

    Dies sage ich aus meinem hochdeutschen Sprachgefühl heraus, und das ist ein bisschen süddeutsch beeinflusst. Ich werde Boston Presse also immer wieder zum Widerspruch reizen.

    Das hat doch auch seinen Reiz, oder?

    Viele Grüße & ciao
    Euer Inkman

    Welche Trocknungsarten haben normale Bogenoffsetfarben, und in welcher Zeit nach Druck bringen sie Ergebnisse?

    Meine Antwort:

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    Konventionelle Bogenoffsetfarben trocknen im Normalfall, also auf Papier oder Karton, durch Wegschlagen und durch oxidative Verfilmung.

    Das Wegschlagen geschieht sehr schnell in Sekunden bis einigen Minuten durch Absaugen von Verdünner (Mineralöl oder Fettsäureester) aus dem Druckfarbfilm in den Papierstrich. Es macht aus einem frischen, klebrigen Emulgat einen halbwegs berühr-trockenen Druck. Wartet man etwas mehr, wird er sogar schon recht fest.

    Die oxidative Verfilmung ist eine Verknüpfung von kettenförmigen Molekülen (von z. B. Pflanzenölen) durch Brücken aus Sauerstoffmolekülen. Hierzu müssen große, träge Bindemittelmoleküle (z. B. Linolensäure - Glycerin - ester) sich passend zueinander ausrichten und dann von aktivierten Sauerstoffmolekülen miteinander verbrückt werden. Der Sauerstoff kommt aus der Stapelluft. Die Aktivierung macht das Sikkativ (Trockenstoff). Das dauert mindestens Stunden - bis es weitgehend fertig ist, auch Tage.

    Wenn man also einen Bogen mattgestrichenes Papier schon nach einer halben Stunde umschlagen will, kann man nur die wegschlagende Trocknung ausnutzen. Das heißt, die Farbe - Papier - Kombination muss stimmen, und Infrarot mag helfen. Es ist gar nicht hilfreich, zusätzlich Sikkativ (Trockenstoff) in die Farbe zu mischen, weil der möglicherweise beschleunigte Prozess erst viel zu spät wirken kann.

    Die modernen Allround-Farben sind kastenfrisch, also in ihrer Verfilmungsfähigkeit = Hautbildungsvermögen gebremst. Hier blockiert ein Verzögerer das Sikkativ und hält auf diese Weise den oxidativen Prozess auf. Er muss sich während des Druckes verflüchtigen oder mit dem Verdünner wegschlagen.

    Es gibt rein oxidativ verfilmende Farben, „Folienfarben“, die nicht verzögert werden dürfen und entsprechend leicht an ungewollter Stelle Haut bilden.

    Das Gegenteil sind rein wegschlagend konzipierte Farben für Zeitungsdruck, Endlos-Formulardruck, Tabellierwerke und Besonderheiten für den Druck von Lebensmittelverpackungen. Die kennen gar keine Haut. Allerdings auch kaum Scheuerfestigkeit.

    Seit sich die Lackierwerke im Bogenoffset breit gemacht haben, können wir immer mehr Wegschlagen in die Farben bauen und brauchen weniger oxidative Verfilmung. Die komplette Verarbeitungskette profitiert davon.

    Wie funktioniert der Lichtfang bei Rasterdrucken?


    Meine Antwort:

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    Rasterpartien kann man mit ihrer Flächendeckung beschreiben - oder realistischer mit ihrem Tonwert. Den Unterschied macht ein physikalisch-optisches Phänomen aus, das wir Lichtfang nennen. Es kann in seinem eigenen Beitrag zur Tonwertzunahme so gewichtig werden wie alle anderen Größen (Druckverfahren, Bedruckstoff, Farbe) zusammen. Es gibt ihn im Tiefdruck, im Flexodruck - oder im alten Hochdruck - überall, wo Raster auf Papier gebracht werden.

    Papier lässt das Licht in sich eindringen und streut es. Und es schafft dadurch den hellen Eindruck einer weißen Oberfläche. Ein Rasterpunkt, der auf seiner Oberfläche liegt, wird durch dieses Eindringen von Lichtstrahlen ins Papier in seiner optischen Wirkung aufgewertet. Wir nennen diesen Effekt Lichtfang (s. dazu auch DD Nr. 20/2006, Seite22; Nr. 25/2006, Seite 12; Nr. 28/2006, Seite 12; Nr. 30/2006, Seite 26).

    Lichtstrahlen, die im Randbereich einer bedruckten Fläche ins Papier fallen, können unter den bedruckten Bereich eindringen und dort gestreut werden. Wenn solche Lichtstrahlen in die Richtung unseres Auges oder Messgerätes fallen, laufen sie zuvor durch Druckfarbe, werden also durch Absorption an bestimmten Wellenlängen bunt. Der Fläche nach sollten sie zu den farblosen zählen. Sie erhöhen aber die Farbwirkung der bedruckten Fläche.

    Am gegenüber liegenden Rand der Druckfläche geschieht das Gegenteil: Lichtstrahlen fallen durch die Randfläche des Druckes und kommen durch eine unbedruckte Stelle wieder heraus. Nun gleichen sich beide nicht ganz aus, weil das ungeschwächte Licht im ersten Fall tiefer ins Papier eindringt als das geschwächte im zweiten und damit etwas mehr Streulicht produziert. In der Summe beider Vorgänge verbleibt ein eigener Farbbeitrag des Lichtfangs. Dieser Beitrag ist kein Rechentrick. Wir nehmen die erhöhte Farbwirkung mit den Augen wahr, das Densitometer erfasst sie - und das Spektralfotometer auch.

    Es ist plausibel, dass der Lichtfangeffekt vom Papier abhängt, weil z. B. ungestrichene Qualitäten das Licht tiefer eindringen lassen als gestrichene. Er hängt aber auch ganz entscheidend von der Länge an Randzonen um Rasterpunkte ab, weil er eben nur in Randbereichen auftreten kann. Grob kann man erwarten, dass desto mehr Lichtfang auftritt, je mehr Randlinie um die Rasterpunkte liegt.

    Als Modelle vergleichen wir zwei gleichartige Raster, z. B. Kreispunktraster mit 60 und mit 80 L/cm. Bei gleicher geometrischer Flächendeckung wird die Farbwirkung des feineren Rasters höher sein als die des gröberen. Man kann sicher behaupten, dass alle gängigen nichtperiodischen Raster („FM - Raster“) zugleich Feinraster sind. In der Tat wurde in ihren Anfängen auch eine „Farbersparnis“ als wirtschaftliches Argument vorgebracht. Heute sieht man die Vorteile erheblich gewichtiger und klarer als mit ein paar Gramm Druckfarbe pro Auftrag.

    Auch bestimmte Kunststoffmaterialien lassen das Licht etwas unter die Druckpunkte eindringen, wenn sie bedruckt werden. Dagegen gibt es bei metallisierten Papieren (z. B. Pfandflaschenetiketten) und Metallfolien nur spiegelnde Reflexion, kein Eindringen - also auch keinen Lichtfangbeitrag zur Tonwertzunahme. Nur hier kann man mit dem Densitometer endlich einmal die Flächendeckung messen.

    Wie kann man im Druckauftrag Farbtöne vereinbaren?

    Meine Antwort:

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    Es gibt juristisch eine einfache Antwort: Es kommt ganz darauf an, was im Liefervertrag bindend vereinbart ist. Der besteht üblicherweise in der Schriftform. Dabei ist es sicher nicht nötig, bei jeder Bestellung alles haarklein zu beschreiben. Es muss aber in einem allgemeinen Vertrag definiert werden. Wir nennen so etwas dann Spezifikation.

    Hat man so etwas nicht, ist die Lage juristisch unklar. Und hier wird gerne je nach Marktmacht kaufmännisch entschieden. Das ist nicht fair und korrekt, kommt aber häufig vor.

    Professionell ist es übrigens auch nicht.

    Welche Formen der Vereinbarung kennen wir?

    1. Ein gedrucktes Muster als verbindliche Vorlage, am besten im Original - Herstellungsverfahren auf Original - Material. Ich kenne das aus der Zigarettenindustrie. Dort gibt es Klappkarten mit 3 vollständigen Packungen - Min, Ziel und Max. Das ist sehr aufwändig, lässt aber keinen Zweifel. Profis eben.

    2. Ein gedrucktes Stück aus einer früheren Vorlage, aus Bastelmaterial, einem sog. Chipfächer oder irgendein Originalstück. Da muss schon extra vereinbart werden, wie man mit Abweichungen umgeht. Meist kommt der Auftraggeber zum Start der ersten Auflage und gibt die Imprimatur. Die erlaubten Schwankungen müssen aber trotzdem definiert werden. Alles andere ist unprofessionell. Auch wenn es häufig vorkommen mag.

    3. Die Vorgabe nach einem Farbfächer. Das ist kostengünstig und geht schnell, sehr oft ein Punkt. Aber nur mit der Farbtonbezeichnung aus einem Fächer, z. B. PANTONE® 282 C, muss der Auftraggeber einen gehörigen Spielraum einräumen, weil das Ziel weder visuell noch messtechnisch festgelegt ist. Immerhin ist dieser Weg erheblich präziser als z. B. „Karminrot“. Oder „Reflexblau“ - ohne „PANTONE®“ dazu zu schreiben.

    4. Für riskant halte ich die Vereinbarung rein farbmetrischer Koordinaten, also z. B. Lab-Werte. Wir haben das mal diskutiert, weil ein Kunde in Norddeutschland uns für eilige Anzeigen morgens telefonisch einen Farbort nennen wollte und wir ihm dann zum nächsten Tag die Sonderfarbe liefert wollten. Aus Gründen der Messtechnik und unserer Art der Farbempfindungen kann dieses Verfahren, das wir „Projekt Blindflug“ nannten, zwar häufig auch erfolgreich sein. Eine rein messtechnisch eingestellte Farbe hält der visuellen Beurteilung in strengen Fällen jedoch nicht immer stand. Wir beurteilen doch noch mehr in unserem recht komplexen Farbeindruck, beispielsweise Oberflächeneffekte.

    Und wie kann man vereinbaren, welche Abweichungen und Schwankungen erlaubt sein sollen?

    1. Der genaueste Weg ist wieder das Zigaretten-Beispiel. Hier meine ich aber immer die visuelle Beurteilung durch einen geübten Koloristen, was auch für sehr viele Drucker gilt, die häufig Sonderfarben drucken. Schulung und Training bringen hier enorm viel.

    2. Farbmetrische Vereinbarungen, so genannte „Delta E-Werte“ sind sehr schön klar als Vereinbarungsmittel, besonders wenn drucktechnische Laien mitarbeiten, z. B. bei Markenartiklern. Hier müssen sich aber alle Parteien darüber klar sein, dass solche Spezifikationen nicht immer mit den Empfindungen übereinstimmen. In vielen Fällen werden Delta E = 3 als Beginn der visuellen Erkennbarkeit angesetzt. Das mag für tiefe, dunkle Blaus oder andere intensive Farben realistisch sein. Bei unbunten Pastelltönen sieht es viel enger aus. Gar nicht zu sprechen von hellen Graus.

    3. Und die anderen Fälle, in denen auch Messtechnik zu aufwändig ist? Hier sollte die Fairness beider Parteien im Einzelfall entscheiden, was akzeptabel ist und was nicht. Leider klappt das nur, wenn beide Partner vergleichbar mächtig sind. Wir haben hier klar ein Feld für Schlauberger und Erpresser.

    Hallo HQ_Seppel,

    danke, sind diese Daten irgendwie belegbar?

    Hallo Boston Presse und HQ_Seppel,

    wann diese beiden Farbverständigungssysteme auf den Markt gekommen sind, habe ich nicht verfolgen können, weil ich erst 1985 in den grafischen Markt kam. Ich kenne aber die Grundfarben und den Aufbau der Fächer. Und ein paar Konversationsinhalte mit Pantone-Mitarbeitern.

    Wenn man die anfänglichen Grundfarben nimmt, stammen die von Pantone ursprünglich aus eine anderen technischen Zeit. Hier war hauptsächlich Farbkraft und vielleicht die Verfügbarkeit Motiv. Veredelung, Echtheiten waren kein Thema, nicht einmal Lichtechtheit.

    Da waren die hks-Grundfarben aus chemisch-technischer Sicht moderner gewählt. Natürlich haben wir auch mit ihnen aktuell einige Probleme und müssen gelegentlich Alternativen einsetzen. Beide Systeme wurden natürlich den geänderten Erfordernissen angepasst ("weiterentwickelt"). Das geht nicht anders. Und beide sind so eingerichtet, dass mit der aktuellen Technik nur lösbare Aufgaben bestehen. Sie erfüllen ihren Zweck und streiten sich mehr um Märkte als um technische Lösungen.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo FirnisKoch,

    dunnerwetter! Du bist helle. Man sollte nicht so oft nachplappern, wie das im Geschäft so gängig ist. Das passt fast in die aktuelle fake-news-Diskussion.

    Ich hatte früher viele Kontakte zu Pantone, weil mein Arbeitgeber Lizenznehmer war. Wahrscheinlich hatten wir aus der Nachricht, dass sie eine KBA gekauft hatten, im vorauseilenden Gehorsam eines unserer großen Probleme als gelöst verstehen wollen. Damals hatte ich noch zu wenige Kontakte zur Bundesdruckerei, um zu wissen, dass Planeta jede Menge individuellster Maschinen baut, auch Letterset. Und wenn ich 18 Farbwerke in eine Maschine bringen will, verzichte ich natürlich auf die Feuchtwerke. Stelle man sich mal diese Produktion vor…

    In der Eile habe ich heute auf Pantones Homepage keinen Hinweis auf die Drucktechnik gefunden. Es wäre allerdings auch nicht typisch für diese Firma, so etwas öffentlich darzustellen. Die sind amerikanisch kompromisslos verkaufsorientiert. Und übrigens unglaublich ernsthaft in ihrer Arbeit. In USA passt so etwas zusammen.

    Wenn jemand eine seriöse Quelle findet, wäre ich für einen Hinweis dankbar. Auch in deinem Filmchen sagt es keiner offen. Man muss sich aber die Maschinenbilder ansehen und hat klar verstanden.

    Übrigens ist meine Bemerkung über die Absenkung einiger Pantone-Töne damals korrekt. Das habe ich bewusst erlebt und gehörte zu den Kritikern. Aber ob das heute das Problem der Farbschichten wirklich praktikabel gelöst hat, können nur die Drucker berichten.

    HalloSchubbeduster, endloser und HQ_seppel ,

    ihr habt Recht. Aber auch nicht. Diese Vorlagen werden meist als Verständigungsmittel benutzt. Manchmal werden sie aber kommerziell missbraucht.
    Alle Fächer - ob Pantone, hks oder welche auch immer, sind technische Produkte.

    Eine juristisch gültige Vorlage ist aber immer nur ein physisch (körperlich) vorhandenes Produkt. Und wenn es nur ein Schnipsel ist. Eine Nummer ist aber nie eine juristisch gültige Vorlage. Auch wenn es sich um physikalische Messwerte handelt. Sie ist ein Mittel in der Kommunikation, ein Hilfsmittel.

    VieleGrüße & ciao
    Inkman

    Sind alle Farbtöne der Fächer von PANTONE, HKS und RAL im Offset darstellbar?

    Meine Antwort:

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    PANTONE® ist eine Firma, die sozusagen die Farbverständigung mit gedruckten Mustern erfunden hat. Sie verkauft inzwischen Farbverständigungs-Hilfsmittel für alle möglichen Industrien. Ihre Zielpersonen sind Designer, Planer - und auch Drucker.

    Die Farbfächer von PANTONE sind aktuell Offsetprodukte. Wenn man also den geeigneten Bedruckstoff und die passende Farbe hat, kann man auch alle darin enthaltenen Töne sauber treffen.

    Bis in die 90er Jahre war das nicht so. Da wurden die Fächer im Buchdruck hergestellt. Und der hat aus rheologischen Gründen eine deutlich stärkere Farbübertragung in der Druckmaschine als das Emulgat des Nassoffsets. Offsetdrucker konnten die geforderte Farbschicht nicht immer über ein Werk auf das Papier bringen.

    Inzwischen hat PANTONE die kritischen Töne abgesenkt und druckt seine eigenen Produkte auf modernen Offset-Maschinen.

    Der HKS-Fächer ist dagegen von Anfang an für die Verständigung zwischen Designeren und Druckern konzipiert worden. Er ist auch später entstanden - also technisch moderner. Wegen des Konfliktes auf den beiden Papierklassen glänzend gestrichen gegen Naturpapier hat man gleich zwei Rezepturen formuliert. Damit liegen K- und N-Töne näher beieinander als die C- und U-Töne bei PANTONE.

    In eine ganz andere Schublade gehören die RAL - Fächer. Sie sind für Anstrichfarben und Design - Materialien gedacht. Und es ist fast unmöglich, diese Farberscheinungen aus dicken, deckenden Schichten mit 1 µm dünner Offsetfarbe zu erreichen. Wenn - z. B. für Möbel- oder Keramik - Prospekte dies dennoch gefordert wird, muss man mit dem notwendigen Augenmaß an die Sache herangehen. Es gibt Vergleichsfächer zwischen z. B. RAL und HKS. Diese geben schon einen guten Eindruck über die Chancen einer Annäherung.

    Welches gedankliche Modell liegt der Brunner - Formel für Farbannahme zu Grunde?

    Meine Antwort:

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    Auch das System Brunner verwendet eine Art Tonwert, den es aus den drei Dichtemessungen D12, D1 und D2 berechnet. In Densitometern finden wir diese Formel:

    Farbannahme nach Brunner

    Dabei ist der Ausdruck „Farbannahme“ etwas irritierend. Es wird nämlich ein prozentualer Tonwert errechnet. Man vergleicht die Messung im Zusammendruck mit einem fiktiven Vollton aus beiden vollen Farbschichten (D1 + D2 anstelle desVolltones in der Murray-Davies-Gleichung). Die zweite Farbschicht wird als ein Raster betrachtet, etwas ähnlich dem Perlfaktor von A. Ritz.

    Wenn man einen Gebrauchswert sucht, findet man gegenüber der einfachen Formel von Preucil fast nur Nachteile. Man verwendet die gleichen Messungen, keine genaueren. Man hat eine komplizierte Rechnung durch die Übersetzung inTonwerte. Und wenn man sich die Funktion grafisch veranschaulicht, differenzieren die erhaltenen Werte kaum zwischen mehr oder weniger dicken oberen Farbschichten.

    Als Vorteil wird angeführt, dass der Drucker in der ihm gewohnten Sprache bleibt, weil er einen Tonwert vor sich hat. Spricht man jedoch mit Druckern im Alltag, so wird meist noch immer der veraltete Ausdruck „Flächendeckung“ benutzt, vermutlich weil er leichter etwas figürlich Vorstellbares hergibt als der
    Tonwert. Griffigkeit sieht anders aus.

    Ein Vergleich der drei Auswerteverfahren mit gravimetrischen Messungen einer Andruckreihe vom Prüfbau, also gewogenen Laborandrucken, zeigt, dass nach Preucil Abweichungen bis 15 % im vorliegenden Fall erhalten werden. Der Perlfaktor gibt bei gar keiner zweiten Farbschicht immerhin auch eine Null. Dann springt er aber schnell hoch und nutzt nur die obersten 40 % der Skala zur Differenzierung. Bei System Brunner verlassen wir nun endgültig das Gebiet figürlicher Vorstellung, weil ohne zweite Farbschicht bereits 40 % vorliegen sollen. Zur Differenzierung unterschiedlicher Farbannahmen werden dann nur die obersten 20 % genutzt. So eine Berechnung müsste erst eine physikalische Daseinsberechtigung beweisen, wenn jemand sie benutzen wollte.

    Sie hat ihren Platz im gesamten System Brunner, weil sie dort definiert wurde. Dort wird sie vermutlich in einer Berechnungskette eingesetzt und wird schon ihre Funktion erfüllen. Aber herausgelöst für jemanden, der sich einen Eindruck machen will, ob eine Bildstörung nun an der Farbannahme liegt, gibt diese Gleichung dem Benutzer wenig Hilfe.
    Das Komplettsystem Brunner wird ganz offensichtlich in der Praxis erfolgreich eingesetzt. Zu erwarten wäre, dass darin jetzt farbmetrische Daten verwendet werden, auch wenn es um Farbannahme geht, weil solche Messungen heute leicht und detailliert zu erhalten sind.

    Welches gedankliche Modell liegt dem Perlfaktor nach Ritz, einer alternativen Formel für die Farbannahme zu Grunde?

    Meine Antwort:

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    A. Ritz hat nach der Beurteilung mikroskopischer Bilder einen „Perlfaktor“ definiert. Dieses Modell geht ebenfalls von einer geschlossenen unteren Farbschicht aus, berücksichtigt dann aber, dass die zweite Schicht ausgeprägt perlig angenommen wird. Er vergleicht dies mit einer Rasterung der zweiten Farbe und berechnet ihren Anteil im Zusammendruck mit einer Formel, die aus der bekannten Murray-Davies-Formel abgeleitet ist:

    Murray-Davies berechnet den Tonwert einer Rasterfläche aus den Dichtewerten von Vollton (DV) und Raster (DR):

    Die Formel für den Perlfaktor verwendet anstelle der Volltondichte den Dichtewert (Hauptdichte) der als zweiter gedruckten Farbe an einer Stelle, wo sie alleine liegt (D2) und die Dichten beider Einzelfarben, jeweils wieder mit dem Filter der oberen Farbe gemessen.

    Dabei wird folgende Formel erhalten:

    Das Modell „Perlfaktor“ gibt also nicht einen Prozentvergleich einer Farbschichtdicke an, sondern versucht, die Farbannahme in einer Art Tonwert auszudrücken. Das gibt physikalisch einen ganz anderen Hintergrund und muss auch mathematisch anders aussehen. Möglicherweise wollte Ritz mit dem rasterähnlichen Modell den gewohnten Kriterien des Drucker aus der Praxis entgegenkommen.

    Welches gedankliche Modell liegt der Formel für Farbannahme im Zusammendruck zu Grunde?

    Meine Antwort:

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    Die am häufigsten zu treffende Formel ist nach Preucil benannt, obwohl sie nicht gerade so originell ist, dass sie nach jemandem benannt werden sollte. Sie bietet sich mit dem gedanklich einfachsten Modell an, der Positionierung zweier glatter Farbschichten übereinander.


    Die Berechnung in Prozent ist einfach:

    Wenn man es mit der Hand rechnet, muss man darauf achten, dass immer der Filter der als zweiter gedruckten Farbe (oben) gewählt wird.

    Das Bild der planparallelen Platten als Farbschichten ist sehr grob vereinfacht. In Wirklichkeit sieht auch ein Offsetdruck aus der Nähe ganz perlig aus. Dennoch sind die so erhaltenen Werte gut genug brauchbar, weil z. B. Bildstörungen im Zusammendruck erst bemerkt werden, wenn sie 10 % oder deutlich mehr vom Ideal abweichen.

    Kennen Sie im Bogenoffset den Unterschied zwischen Nebeln und Spritzen?


    Meine Antwort:

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    Anwendungstechniker unterscheiden Kantenspritzen vom Nebeln. Wenn sich an den Rändern des Druckbereiches pelziges Emulgat sammelt, dann kann es aufgrund der Zentrifugalkräfte in dicken Placken losfliegen und verschmutzt die Maschine. Wir bezeichnen als Spritzen also ein Symptom der Öl-in-Wasser-Emulsion.

    Das Nebeln beschreibt nicht nur die Ausbildung sehr feiner Tröpfchen, die manchmal wie ein Aerosol schweben können, sondern wird als reine Frage der Spaltung nach dem Nipp (Walzenspalt) gesehen. Wenn sich die Farbschicht (im Nassoffset klarer „Emulgatschicht“) in zwei Schichten spaltet, zieht sie viele feine Fäden. Diese Fäden müssen an jeweils nur einer Stelle reißen, damit beide Hälften in ihre Farbschicht zurückfallen können. Reißen sie an mehreren Stellen, dann bilden sich die kleinen Tröpfchen, die als Nebel wegfliegen oder gar ohne großen Schwung wolkenartig im Raum schweben. Nebeln ist klar ein Farbproblem, kein Emulgatproblem, weil es im Buchdruck genauso auftritt wie im Offset. Das Emulgat verändert die Erscheinung nur, wie es die gesamte Rheologie bestimmt. Und da auch das Pigment in die Rheologie eingreift, kann man verstehen, warum gerade Gelbs und Cyans gerne nebeln, Magentas und Schwarzfarben weniger.

    Im Maschinenbau bezeichnet man als Spritzen auch eine dem Nebeln ähnliche Erscheinung, bei der sich nur gröbere Teilchen bilden, keine Aerosole. Es wird diskutiert, ob es sich nur nach dem Walzenspalt bildet, oder ob es auch auf der Walzenoberfläche aufgrund der Fliehkraft der Farbschicht beginnt.

    Außer von Pigmentart, Temperatur, Walzenradius und Laufgeschwindigkeit werden Nebeln und Spritzen stark von den Fließeigenschaften des Farbemulgates (Viskosität, Zügigkeit und besonders viskoelastische Anteile) und den Oberflächen der Walzen (Walzenmaterial, glatt oder strukturiert) bestimmt.