Hallo. Nachdem in diesem Thread der Vorschlag kam, dass ich, als Dozent im Meister/Medienfachwirt-Kursbereich (HWK, nicht IHK), einmal meine Meinung zum Besten geben sollte will ich der Aufforderung hier nachkommen.
Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass es sich natürlich nur um meine persönlichen Ansichten handelt und ich auch nur für Meister bzw. Medienfachwirte sprechen kann. Was staatlich geprüfte Techniker oder akademische Bildungsgänge angeht, da wissen andere besser bescheid als ich.
Meine Kernansicht vorab: Arbeiten macht definitiv mehr Spaß, wenn man sich auskennt, vom Arbeitgeber geschätzt wird, aber nicht vom Arbeitgeber komplett abhängig ist.
Die Printmedienbranche hat sich in den letzten zwanzig Jahren ziemlich verändert. Als Stichworte nenne ich hier: Internetdruckereien, Digitaldruck, Etablierung von Industriestandards und Farbmetrik, Automatisierung, kürzere Deadlines, kleinere Auflagen, kleinere Gewinnmargen, Austauschbarkeit der Druckereien bei Standarddrucksachen. Und was in den kommenden zwanzig Jahren bleibt ist: Ständige Veränderung.
Printunternehmen befinden sich deshalb in einem ständigen Wandel. Arbeitnehmer, ob mit oder ohne Meistertitel, die in dieser Branche weiterkommen möchten, sollten sich nicht darauf verlassen dass demütiger Fleiß und bedingungslose Überstundenbereitschaft eines schönen Tages reichlich entlohnt werden.
Meiner Erfahrung nach dauert es oft drei bis vier Arbeitgeberwechsel bis jemand eine gute Stelle, mit der er zufrieden ist, gefunden hat. Derjenige, der über den Tellerrand des eigenen Betriebes hinaus schauen kann, der seine Branche gut kennt, der ein paar Kontakte zu Leuten aus anderen Unternehmen hat und gute von schlechten Jobangeboten unterscheiden kann, hat hierbei natürlich bessere Karten. Aber auch für denjenigen, der seinem Unternehmen treu bleibt sind grundlegende EDV-Kenntnisse (damit meine ich Office-Programme, kein Photoshop oder InDesign), die Fähigkeit technische Fragen, beispielsweise übers Internet (offsetdrucker.net ), selber zu recherchieren oder auch mal vor einer Gruppe (Kunden, Mitarbeiter) spontan etwas vorzutragen, hilfreich um sich beruflich zu steigern.
In den Medienfachwirt/Meisterkursen kann man immer wieder beobachten, dass Leute, die während oder nach dem Kurs die Stelle wechseln, sich zum größten Teil, was Gehalt und Tätigkeit angeht, nach oben steigern. Innerhalb des eigenen Unternehmens kommt das zwar seltener vor, ist aber durchaus ebenfalls möglich. Natürlich gibt es auch viele, die ganz einfach bei ihrer bisherigen Tätigkeit bleiben und bei denen die Weiterbildung dann scheinbar spur- und folgenlos vorübergeht, was sehr schade und für denjenigen natürlich auch frustrierend ist. Ich denke inzwischen dass eine gewisse ehrgeizige Unzufriedenheit im Job sehr hilfreich sein kann um wirklichen Nutzen aus einer Weiterbildung zu ziehen.
Wer den Medienfachwirt oder Meister macht bekommt mit Sicherheit nicht automatisch nach bestandener Prüfung den perfekten Job. Mit etwas Durchhaltevermögen und Mut schafft sich der Absolvent einer solchen Weiterbildung aber ein breites Feld an Möglichkeiten. Dies muss nicht zwangsläufig eine Tätigkeit in einer Druckerei sein sondern kann beispielsweise auch im Qualitätsmanagement eines Unternehmens, in der Kundenaquise, im Verkauf oder, wie bereits genannt, eine Tätigkeit in Verlagshäusern sein. Es ist immer wieder interessant nach einigen Jahren von ehemaligen Absolventen zu hören, die teilweise sehr (positiv) ungewöhnliche weitere Karrieren gemacht haben.
Ich hoffe, meine Einschätzung hat ein wenig zum Thema beigetragen. Die Hauptsache ist eigentlich dass niemand bemerkt hat dass ich an dieser Stelle eigentlich nur eigennützug Werbung für die Infoveranstaltung anlässlich unserer anstehenden Medienfachwirt/Druckermeisterschulen machen wollte.