Wenn das denn alles so einfach wäre, wie du es hier schreibst
@mitleser1968.
Ich gebe dir recht, dass viele Firmen untergehen, weil die Arbeitgeber nicht das sind, was sie vielleicht sein sollen.
Es ist aber wie überall im Leben: Es sind nie die Einen schuld, wie du es anscheinend gerne hättest.
Glaubst du die Firmen gehen wirklich insolvent, weil sich der Chef die Taschen vollstopft und daher nichts mehr übrig bleibt?
Das mag vielleicht bei manchen Firmen so vorkommen, weil du es schön aus der Presse unterschwellig mitbekommst, aber das ist meist nicht das komplette Übel.
Bei einer Insolvenz oder Schieflage kommen ja meist mehrere Dinge zusammen.
Das Thema kann man in Grund und Boden diskutieren, wahrscheinlich bist du gefrustet, was ich verstehen kann.
Ich muss aber auch sagen, als kleine Druckerei mit 5-30 Mitarbeitern hat man es schon verdammt schwer, sich irgendwie abzugrenzen und ordentlich Geld zu verdienen.
Ich sehe es ja, was man für einen Stundensatz (das Jahr über gesehen) auf einer 5-Farben im 70 x 100er Bereich bekommt. Das kannst du mit einer neuen Maschine ohne 2-Schicht-Vollauslastung nicht mehr ansatzweise stemmen, geschweige denn damit Geld verdienen. Das geht aktuell meistens nicht.
Wie soll das im 50 x 70er Bereich überhaupt noch gehen... Die Maschinen kosten nicht die Hälfte in der Anschaffung, die Weiterverarbeitung braucht länger (8-Seiter anstatt 16--Seiter), der Plattenbelichter kostet nicht die Hälfte, ebenfalls steht hier wie dort ein Drucker an der Maschine. Die Rechnung ist ähnlich mit 5-Farben und 8-Farben...
Es gibt keine 7000 Nischen für alle Druckereien, damit jeder sein Spezialgebiet hat und damit Geld verdient.
Ein großer Häuptling und 10 Indianer, das funktioniert in der heutigen Zeit nicht mehr. Es ist alles komplexer, preisintensiver, vergleichbarer, die Kunden schwieriger und der Bedarf weniger.
Das Datenschutzverordnungsgesetz kommt jetzt noch dazu, das wird ebenfalls einige Kleine vor richtige Probleme stellen, die dann plötzlich nicht mehr für Konzern A und B drucken dürfen...
Du musst dir nur mal auf Bundesanzeiger.de die Bilanzen einiger Druckereien anschauen. Da steht nicht oft ein großer Jahresüberschuss davor. Und das in einer Zeit, die von niedrigen Zinsen und guter Auftragslage geprägt ist. Lass die Zinsen ansteigen und die Auftragslage einbrechen. Die Druckereien fallen wie die Fliegen weiterhin um... und das ist nicht, weil sich ein Chef die Taschen voll stopft. Das liegt zu einem Großteil auch daran, dass zu wenig verdient wird und Kapital aufgebaut werden kann.
Zu deinem Thema mit den nicht vorhandenen Arbeitsstellen als Drucker möchte ich noch eines sagen:
Wir haben über eine Zeitarbeitsfirma gerade einen Drucker aus dem Ausland beschäftigt. Er konnte kein Wort Deutsch.
Warum? Weil es ganze 2 Bewerber gab. (Die 5 Vermittlungsvorschläge von der Arbeitsagentur kann ich nicht ernst nehmen, weil sich diese "Arbeitssuchenden" ebenfalls nie beworben haben.
Wir bieten einen klimatisierten Arbeitsplatz, unbefristet, Zweischichtbetrieb, moderne 70 x 100er Druckmaschine (5-Farben), neue Produktionshalle mit Tageslicht, Stundenlohn je nach dem, was der Bewerber vorweisen kann 16-19 EUR/Stunde, Überstunden natürlich bezahlt.
Das interessiert nur leider keinen mehr. Weil die Daimler's und Porsche's etc. das gleiche und noch mehr bezahlen bei einer 35 Std. Woche, weniger anstrengender Arbeit + einer jährlichen Gewinnbeteiligung.
Die Drucker sind durch die Insolvenzen auf den Markt gekommen und Nachwuchs wurde nicht mehr ausgebildet. Durch die gute Wirtschaftslage bei den Großkonzernen mittlerweile aber wo anders untergekommen und möchten gar nicht mehr zurück....
Das gleiche bei den Buchbindern. Wir können suchen und suchen, da findet sich aber kaum was. (Baden-Württemberg)
Ich muss natürlich sagen, das ist trotzdem besser, als anders rum. Aber halt auch mal die Kehrseite der Medaille.