Meine Antwort:
strahlenhärtende Bindemittel härten durch blitzschnelle Vernetzung der Moleküle an sehr vielen Molekülstellen untereinander, etwa 80 % der möglichen praktisch sofort. Gleich nach der Maschine sind die Drucke berührtrocken, gut weiterverarbeitbar. Die Nachhärtung geht dann in Minuten.
Ein Dispersionslack verfilmt gar nicht chemisch. Das heißt, es bilden sich keine chemischen Brücken unter den Bindemittelmolekülen. Die Moleküle sind ganz lang und schlangenartig beweglich, solange es warm genug ist. Sie bewegen sich im frischen Lackfilm umeinander herum und verknäulen sich so innig, dass bald keiner mehr weiß, ob das nächste Stückchen noch von ihm ist oder von seinem Nachbarn. Je weniger Wasser im Film ist, desto inniger verwickeln sie sich und bilden damit einen Film, der fast so fest ist, als gäbe es chemische Bindungen.
Für Fachleute: Hier wirken van-der-Waals-Kräfte. Sie sind sehr schwach, wirken aber gut bei unmittelbarer Nähe der Schlangenkörper zueinander und besonders bei vielen Kontaktpunkten, wie beim Geckofuß.
Diese Art der Verfilmung läuft mit der Verdunstung des Wassers zusammen in einigen Minuten, z. B. 10 oder 15 ab. Danach sind die lackierten Partien nicht nur schnittfähig, sondern außerordentlich scheuerfest. Die Verschlingung der Moleküle ineinander läuft oberhalb einer Art "Sprungtemperatur" richtig flott. Und für unsere Lacke stellt die Industrie Bindemittel zur Verfügung, die handwarm verfilmen. Für andere Zwecke gibt es auch solche, die heißer arbeiten. Damit lassen sie sich leicht verarbeiten und verfilmen erst im richtigen Moment zuverlässig.