Meine Antwort:
Nein, natürlich nicht. Zum Scheuern gehören - wie im richtigen Leben - immer zwei. Einer ist der Druck und der andere ist der Angriff. Da es eine absolut scheuerfeste Farbe nicht gibt, wird immer zu fragen sein, wie scheuerfest ein Druck sein muss. Der Verwendungszweck einer Drucksache bestimmt hier das Maß.
Wenn ich Schachteln für schwere Teile (Töpfe, Vasen, Nägel) herstelle, muss ich mit einem erhöhten Anspruch rechnen. Auch diese Frage muss mit Verstand und professionell beantwortet werden; man muss die Möglichkeiten kommerziell verfügbarer Technik berücksichtigen. In Reklamationsverhandlungen wird das gerne mal beiseite geschoben. Immerhin kann man heute mit Lackierung oder gar Folienkaschierung ein unerhört hohes Maß erreichen.
Sollte der Abnehmer eine Anti-Rutsch-Lackierung wünschen, muss man ihm sagen, dass dies aber Scheuerschwächen einschließt. Die Rutschbremse machen nämlich Schotterstein-förmige, harte Partikel, die dann aber auch kratzen können. Das ist ja ihre Aufgabe.
Jeder weiß, dass mattgestrichene Papieroberflächen abrasiver sind als glänzende. Hier gibt es seit vielen Jahren Verbesserungen durch immer raffinierter gebaute Kalziumkarbonat-Produkte. Aber ich sehe einer Papieroberfläche nicht an, ob sie halbwegs harmlos ist oder zu den problematischen gehört. Mir ist mal ein edles Kunstdruckbuch vorgelegt worden, das schon in der Weiterverarbeitung Schäden erhalten hat. Damals hat man außerhalb des Verpackungsdruckes noch nicht so oft lackiert. Und wenn man Pech hat und alte Meister mit düsteren Bildern dargestellt werden, will man vielleicht gar nicht den Glanz eines Dispersionslackes auf dem Bild.
Durchaus tückisch können sich auch Papier-Tragetaschen verhalten, wenn sie z. B. für ein Parfüm große, dunkelblaue Flächen haben. Für Damen mit hellen Mänteln können die Gift sein...