Meine Antwort:
Verglichen mit einer nachträglichen Lackierung ist die moderne in-line- Lackierung geradezu risikolos. Obwohl die fettigen Offsetfarben ganz fremd für die sehr polaren wässrigen Lacke sind, habe ich nie Annahmestörungen erlebt. Immerhin ist das Feuchtmittel in der frisch gedruckten Farbe ein guter Kontaktpartner für den Lack.
Fragt man nach Echtheitsproblemen, gibt es auch nicht viel Böses zu melden. Ganz offensichtlich schützt der Bindemittelfilm die Pigmente wirksam vor chemischen Angriffen. Das passt auch zu der Erfahrung, dass eine nachträgliche Lackierung von Offsetdrucken erst mit der Trockenzeit immer riskanter wird.
Ich kenne sogar Heatset- Drucker, die in line mit Dispersionslacken lackieren. Nach dem Trockner an der Kühlwalze wird die Lackoberfläche geradezu kalandriert. Ein super Ergebnis.
Die größte Schwierigkeit liegt in den alten Walzen- Auftragssystemen. Gerade über dicken Farbschichten im Zusammendruck wird weniger Lackschicht übertragen als auf einfachen Farbschichten. Damit besteht gerade bei den dunklen Farbpartien eher mal ein Scheuer-Risiko. Wegen des Lackes erwartet man Schutz, kann aber gerade hier Schwächen bekommen.
Ein Risiko gibt es aber immer: Bei beidseitiger Lackierung mit Dispersionslack besteht die Gefahr, dass die Lackschichten im Stapel miteinander verkleben. Dieses Risiko gibt es allerdings auch, wenn man in zwei Gängen lackiert, weil die leicht alkalischen Trocknungsgase (Ausdünstungen) der zweiten Lackierung auch die erste wieder anweichen können.