Wie kann man feststellen, ob ein Druck lackiert ist, und wenn, mit welcher Lackart?
meine Antwort:
Wenn wir einen Druck im Schräglicht betrachten, hat er entweder einen gleichförmigen Glanz oder einen Glanz, der stark von der Farbbelegung abhängt. Außerdem bringt eine unlackierte Druckoberfläche einen Effekt, den wir Bronzieren nennen und der besonders von dunklen, rotstichigen Blaus bekannt ist.
1. Der Glanz ist gleichförmig:
1a, Der Druck ist lackiert, weil eine glatte Lackschicht alle Druckzonen abdeckt und in ihrer Oberfläche gleich macht.
1b, Es ist ein Druck aus dem Rollenoffset Heatset. Der bügelt alle Druckoberflächen gleich glatt und erschwert die Beurteilung. Aber auf unbedruckten Partien ist nur Papierglanz, nicht mehr. Das unterscheidet ihn vom lackierten Objekt.
2. Wenn das klar ist, kann es für das Preisangebot interessant sein, ob es sich um einen Dispersionslack oder gar einen UV-Lack handelt. Oder doch noch um einen alten, langweiligen Drucklack. Es gab ein paar Jahre, da war dieser langweilige Effekt für Automobilprospekte der letzte Schrei. Der optische Eindruck ist eben ganz unterschiedlich je nach Lackart und Auftragungsverfahren.
Hier meine technische Hilfe:
2a, UV-Bindemittel sind inert (nicht angreifbar, chemisch außerordentlich stabil). Sie lösen sich in nix, kein Toluol, kein Isopropanol, Seifenwasser so wie so nicht. Die bleiben stehen und glänzen bis in alle Ewigkeit.
2b, Drucklacke auf Ölbasis, notfalls auch ihre Öko-Schwestern, lassen sich mit Benzin oder ggf. Toluol anlösen. Isopropanol greift sie nicht an, weil sie zu wenig polar sind.
2c, Dispersionslacke sind ein bisschen polar, lassen sich deshalb von z. B. Alkoholen zum Ablösen überreden. Dem widerstehen locker auch die langweiligen Öldrucklacke. Damit entlarven wir die zurzeit dominierenden Lacksorten.
3. Und wie mach man das?
Man tropft ein bisschen Lösemittel auf die zu prüfende Fläche und wartet ein paar Sekunden. Dann wischt man mit einem Papiertaschentuch darüber. Wenn es unklar ist, übt man ein bisschen an bekannten Drucken, um nicht zu brutal oder zu schlapp zu sein. Und dann sieht man, ob der Lack angelöst worden ist oder nicht, weil die frei gewaschenen Partien wieder bronzieren. UV-Drucker kennen solche Wischtests aus anderem Motiv als Aceton-Tests.