Wie weit hat das Druckverfahren einen Einfluss auf den gedruckten Farbton?
meine Antwort:
Sehen wir einmal ab von den trivialen Antworten wie die hohe Schichtdicke im Siebdruck, verglichen mit Offset. Interessant ist die Frage dann, wenn man scheinbar gleiche Verhältnisse anschaut.
Nehmen wir den Skalendruck und vergleichen Tief-, Flexo- und Offsetdruck auf einer bestimmten Papiersorte. Wenn jeder von Ihnen z. B. eine Farbdichte von Magenta mit 1,4 druckt, können sich die Farbtöne dennoch leicht unterscheiden. Tief- und Flexodruck können Volltöne nicht so gleichmäßig drucken wie Offset. Je ungleichmäßiger aber die gleiche Farbmenge verteilt ist, desto schmutziger (schwärzlicher) ist der Farbton.
Bei Effektfarben geht es genau anders herum: Flexo kann mit seinen Lösemittelmengen, auch immer noch bei wässrigen Farben, sperrige Plättchenpigmente viel glatter und besser verteilt übertragen - und macht damit den besseren Eindruck. Im Tiefdruck geht es sogar noch weiter; von Metallicdrucken weiß das jeder Praktiker.
Im Tiefdruck mit geätzter Form hatten wir die Tiefenvariabilität (=Intensitätsvariabilität) der Farbschicht, keine reine Flächenvariabilität. Wenn die Rasterpunktfläche also gleich groß bleibt und nur die Schichtdicke dünner wird, kommen reinere (weniger verschwärzlichte) Farbtöne heraus als wenn bei fester Schichtdicke nur die Punktfläche verkleinert wird.
Die Einflüsse unterschiedlicher Farbspaltung machen sogar Unterschiede zwischen dem konventionellen und dem wasserlosen Offsetdruck. Die Emulsion aus Feuchtmittel und Farbe wird viel glatter übertragen als die reine Farbe ohne Wasser. Damit bringt sie reinere Farbtöne als ohne Wasser. Also auch reinere als im alten Buchdruck.