Kann man durch „Emulgieren“ im Bogenoffset die oxidative Verfilmung gefährden?
meine Antwort:
Viele Drucker erklären auf diese Weise Trocknungsprobleme - und geben damit sich selbst die Schuld, oft unberechtigterweise.
Die Farbe muss in der Maschine mit bis zu 30% Feuchtmittel emulgiert sein, wenn sie vernünftig drucken soll. Wenn sich ein Farbe-in-Feuchtmittel-Emulgat bildet, das wir im Offset immer fürchten, dann pelzt dies auf den Walzen und stört das Druckbild (Tonerscheinungen). Solange das Druckbild einwandfrei ist, hat der Drucker also nicht einfach zu viel Feuchtmittel geführt.
Etwas ist aber doch dran an dieser Meinung. Das Feuchtmittel greift die Sikkative in der Farbe immer an (Hydrolyse zu Fettsäure und Kobalt-hydroxid). Und die verlieren durch den wässrigen Angriff ihre Wirksamkeit. Das Problem liegt also weniger an der Menge Wasser, mehr an der Kontaktzeit beider. Wenn Farbe zu lange mit Wasser emulgiert ist, wird die oxidative Verfilmung beeinträchtigt. Um dies zu vermeiden, muss man bei wenig Farbabnahme immer nur wenig im Kasten halten und dies immer wieder durch frische Farbe ergänzen. Oder man kann Farbabnahmestreifen außerhalb des Druckformates unterbringen, die für Farbfluss sorgen.
In den meisten Fällen einer Zerstörung der Sikkative durch Feuchtmittel liegt aber ein zu aggressives Feuchtmittel vor. Beispielsweise deutlich zu hohe Konzentratanteile machen dies oder zu saure Zusätze. Deshalb wird in modernen und aufwändigen neuen Maschinen immer mehr Wert auf die Überwachung und Steuerung des Feuchtmittels gelegt.