Wie ermittelt man die Stabilität eines Druckes (oder eines anderen beliebigen Körpers) gegen das Verblassen unter Lichteinfluss? Wie wird das Messergebnis angegeben?
Meine Antwort:
Weder das allgemeine Wetter, noch die Lichteinstrahlung hat irgendeine Verlässlichkeit, die saubere Messungen erlaubt. Wir müssen willkürlich Bedingungen festschreiben, die eine für unsere Praxis brauchbare Unterscheidung von Drucken erlaubt.
Außenexposition: Man stellt Drucke (oder Platten, Kacheln oder was gemessen werden soll) im Garten oder Hof einige Monate an die Luft und misst in festen Abständen die Veränderungen. Dies ist nur für Referenzvergleiche sinnvoll, weil das eher Jahre als Monate dauern sollte.
Labortests: Sie haben zwar klar andere Einflüsse als Sonne und Wetter (künstliche Lichtquelle, meist ohne Beregnung usw.), aber immerhin sind sie standardisierbar, also genau festlegbar und schon gut reproduzierbar. Wenn man also den gleichen Versuch dreimal hintereinander macht, kommt auch dreimal das gleiche Ergebnis. Das kann man von Außenexpositionen nicht in der Strenge erwarten.
Dafür muss man das Sonnenlicht (oder ein anderes, wenn gefragt) mit einer geeigneten Lampe imitieren. Es hat viele Versuche gekostet, hier geeignete Lichtquellen zu finden. Mittlerweile ist aber die gesamte Technik weiter, und die Beleuchtungseinrichtungen sind immer anspruchsvoller geworden.
Damit sie praktikabel ist, muss so eine Messung flott gehen, also Stunden statt Tage und Wochen. In der Praxis stellt man die Prüfkörper (z. B. gewogene Laborandrucke) teilweise abgedeckt in eine Beleuchtungskammer und rückt in bestimmten Zeitabständen die Abdeckung schrittweise zurück. Dann kann man nach einem kompletten Messzyklus den Verlauf der Veränderungen erfassen.
Heute würde man wahrscheinlich farbmetrisch messen. Aber diese Methode waren damals noch nicht breit verfügbar - und es gab noch zu wenige Erfahrungen über ihre Verwendbarkeit. Also hat man sich Vergleichsproben gesucht. Wolle kann man gut reproduzierbar einfärben. Es wurden Stoffstreifen unterschiedlicher grauer Einfärbung hergestellt. Man verglich diese Messstandards mit den jeweiligen Testfeldern und verglich visuell, welchem Grauwert ein farbiges und belichtetes Messfeld entsprach. Es wird klar, dass bei jedem dieser Schritte unglaublich genau gearbeitet werden musste, damit reproduzierbare Ergebnisse erhalten werden konnten.
Es wurden acht verschiedene Stufen von Wollstreifen genommen. Damit haben wir die 8-stufige „Wollskala“.
Originale Wollstreifen von der BAM (Bundesanstalt für Materialprüfung) sind sehr teuer. Und eine Prüfung von z. B. Rots oder Gelbs macht sich für eine Praxis-Routine besser mit roten oder gelben Drucken. Also fertigen sich viele Leute für die internen Routineprüfungen eigene Vergleichsmuster.
Das ist zweckmäßig, im Zweifelsfall aber nicht gerichtsfest.
Es ist sicher auch leicht einzusehen, dass man hiermit nur Volltondrucke fester Farbschichtdicken vergleichen kann, keine Rasterflächen.
Die Prüfkörper (z. B. Laborandrucke) sind so eingeteilt, dass ein Druck mit LE 2 doppelt so „lange“ am Licht aushält wie einer mit LE 1, einer mit LE 3 doppelt so lange wie LE 2, also viermal so lange wie LE1 usw. Dies ist also eine logarithmische Skala. Ein Prüfkörper, der sich im Belichtungstest gar nicht verändert, bekommt die Zensur 8. Wir sagen auch, er habe die volle Lichtechtheit.
Brauchbar und praktikabel für den Skalendruck ist die LE 5 bei den beiden schwächeren Skalenfarben Magenta und Gelb. Schwarz und Cyan gehen nicht am Licht kaputt, haben also eine 8. Eine ganz grobe und äußerst unzuverlässige Faustregel: Mit dieser Skala gedruckte Drucke können 4 bis 6 Wochen bei unserem Wetter aushalten. Auch wenn das nie wirklich stimmt, brauchen wir in der Technik ja wenigstens eine Größenordnung zur Orientierung. Und nur dazu soll diese Angabe dienen.