Frage 68, Farbproblem Nebeln und Spritzen

  • Kennen Sie im Bogenoffset den Unterschied zwischen Nebeln und Spritzen?


    Meine Antwort:

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    Anwendungstechniker unterscheiden Kantenspritzen vom Nebeln. Wenn sich an den Rändern des Druckbereiches pelziges Emulgat sammelt, dann kann es aufgrund der Zentrifugalkräfte in dicken Placken losfliegen und verschmutzt die Maschine. Wir bezeichnen als Spritzen also ein Symptom der Öl-in-Wasser-Emulsion.

    Das Nebeln beschreibt nicht nur die Ausbildung sehr feiner Tröpfchen, die manchmal wie ein Aerosol schweben können, sondern wird als reine Frage der Spaltung nach dem Nipp (Walzenspalt) gesehen. Wenn sich die Farbschicht (im Nassoffset klarer „Emulgatschicht“) in zwei Schichten spaltet, zieht sie viele feine Fäden. Diese Fäden müssen an jeweils nur einer Stelle reißen, damit beide Hälften in ihre Farbschicht zurückfallen können. Reißen sie an mehreren Stellen, dann bilden sich die kleinen Tröpfchen, die als Nebel wegfliegen oder gar ohne großen Schwung wolkenartig im Raum schweben. Nebeln ist klar ein Farbproblem, kein Emulgatproblem, weil es im Buchdruck genauso auftritt wie im Offset. Das Emulgat verändert die Erscheinung nur, wie es die gesamte Rheologie bestimmt. Und da auch das Pigment in die Rheologie eingreift, kann man verstehen, warum gerade Gelbs und Cyans gerne nebeln, Magentas und Schwarzfarben weniger.

    Im Maschinenbau bezeichnet man als Spritzen auch eine dem Nebeln ähnliche Erscheinung, bei der sich nur gröbere Teilchen bilden, keine Aerosole. Es wird diskutiert, ob es sich nur nach dem Walzenspalt bildet, oder ob es auch auf der Walzenoberfläche aufgrund der Fliehkraft der Farbschicht beginnt.

    Außer von Pigmentart, Temperatur, Walzenradius und Laufgeschwindigkeit werden Nebeln und Spritzen stark von den Fließeigenschaften des Farbemulgates (Viskosität, Zügigkeit und besonders viskoelastische Anteile) und den Oberflächen der Walzen (Walzenmaterial, glatt oder strukturiert) bestimmt.