Frage 67, Tonerscheinungen im Offset

  • Was passiert wirklich, wenn eine Offsetplatte oxidiert?

    Meine Antwort:

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    Dieser Ausdruck ist ohne Verständnis aus der Chemie entliehen. Er bezeichnet im Offsetdruck Störungen auf der Platte, die zu lokalen, also fleckigen Tonerscheinungen führen. In Wirklichkeit wird die stabile Oxidschicht der Plattenoberfläche verletzt und der innige Kontakt zu Wasser gestört. Dadurch fangen kleine Bereiche Farbe - tonen also.

    Im Regelfall sitzt auf der Aluminiumschicht der Platte in den nichtdruckenden Bereichen eine sehr stabile Schicht aus Aluminiumoxid Al2O3. Dieses ist chemisch nicht höher oxidierbar. Deshalb ist der Ausdruck - wörtlich gesehen - falsch gewählt.

    Auf dem Aluminiumoxid befindet sich eine Schicht aus einem Schutzkolloid, z. B. Gummiarabikum. Dieses haftet fest auf dem Al2O3, hält aber nach oben energisch Wassermoleküle fest. Somit haben wir eine quasi festgebundene Wasserschicht, den besten Untergrund für das Feuchtmittel in der Konkurrenz mit der Farbe.

    Hier liegt zwar ein falscher Wortgebrauch vor. Wenn man dieses „Oxidieren“ jedoch als Terminus Technikus, als Fachausdruck, im Offset definiert, kommt keine Verwirrung auf. Damit erfüllt er prima seinen Zweck in der Kommunikation, auch wenn er etwas laienhaft klingt.