Frage 50, nasse und trockene Drucke

  • Haben nasse Drucke eine höhere optische Dichte als trockene?


    meine Antwort: [spoiler]


    Hier habe ich klar eine Fangfrage gestellt für die Leute, die nicht so genau hinschauen. Natürlich ist ein nasser Druck, also ein Druck, der nachträglich Wasser abbekommen hat, kein Gegenstand für Fachleute. Ich wollte im Offset die Falle stellen, ob ein frischer Druck, also wasserfeucht mit Tröpfchen, oder ein frischer Druck im Sinne „noch nicht weggeschlagen“ gemeint ist. Beides kann interessant sein.


    Wassertropfen auf einer Druckfläche reflektieren Licht stellenweise. Damit stören sie unser Auge etwas und könnten das Densitometer irritieren. Wir selbst schauen uns den Druck aus verschiedenen Richtungen an und haben kein Beurteilungsproblem. Das Densitometer hat in seiner Konstruktion bereits ausgeschlossen, dass direkt reflektiertes Licht die Messung stört: Es blendet spiegelnde Reflexe (Einfallswinkel - Ausfallswinkel) durch geeignete Messgeometrie aus. Wassertröpfchen sind also für keinen ein Problem.


    Schwieriger ist es mit dem Glanz einer frischen Oberfläche. Unser Auge erlebt den Farbeindruck satt und tief. Man kann es so sagen: Die ganze Farbkraft der Pigmente wirkt.


    Schlägt der Druck weg, und verfilmt er, bilden sich Rauigkeiten an seiner Oberfläche. Dadurch wir das einfallende Licht jetzt teilweise diffus reflektiert, also gestreut. Diese Reflexion geht halbkugelförmig in alle Richtungen. Hier helfen also keine Messgeometrie und kein Schräghalten des Druckes. Obwohl noch immer die gleichen Pimentmengen wirken, erscheint ein matter Druck uns flauer und flacher, weil das Streulicht ihn aufhellt. Je dunkler die Pigmentierung ist, desto schlimmer wirkt das.


    Der Drucker sieht also immer einen Druck, der farbkräftiger, brillanter ist als das, was der Kunde nachher beurteilt. Immerhin kann uns das Densitometer helfen, weil es mit raffinierter Filtertechnik das Streulicht wegixen kann. Es benutzt dazu Polarisationsfilter. Wie das genau funktioniert, klären wir in der nächsten Frage.


    Dieser Konflikt ist bei Sonderfarben besonders gemein, weil sich auch noch der gedruckte Farbton (besonders bei Drucken hoher Buntheit) mit dem Wegschlagen ändert. Fast alles dieser Änderungen lässt sich durch eine Lackierung oder Folienkaschierung wieder zum Anfangseindruck zurückführen. Dort gibt es also nur selten Anlässe zur Reklamation, wenn die Vereinbarung mal etwas unfachmännisch war. [\spoiler]